Firnisglänzendes Sichelmoos (Hamatocaulis vernicosus)

Beschreibung

Das Firnisglänzende Sichelmoos ist ein relativ großwüchsiges Laubmoos. Die Stängel – der Zentralstrang ist sehr schwach bis gar nicht ausgeprägt – erreichen bis zu 15 cm Länge, die Blätter 3 – 4 mm. Letztere zeigen sich eiförmig lanzettlich zugespitzt, stark sichelförmig gebogen und ohne deutliche Flügel. Das Moos ist zweihäusig, selten mit Sporogonen.

Biologie, Standorte und Soziologie

Die Vermehrung erfolgt scheinbar hauptsächlich vegetativ. Nach DURING (1979) ist es eine persistente Art mit langer Lebensdauer, geringer Investition in sexuelle und vegetative Vermehrung und die Fruchtentwicklung erfolgt erst nach mehreren Jahren mit relativ kleinen Sporen. Das Firnisglänzende Sichelmoos erscheint konkurrenzschwach. Es kommt in Brandenburg in subneutralen, basenreichen, aber immer kalkarmen Mooren und an feuchten, nassen, offenen, kühlen Standorten, Schwingmooren sowie Flachmoorwiesen vor, häufig zusammen mit den Moosarten Paludella spuarrosa, Helodium blandowii, Calliergon giganteum, Hypnum pratensis, Sphagnum teres, S. subnitens sowie der Wiesen-Segge (Carex nigra) und der Draht-Segge (C. diandra) (SCHAEPE 2001). In Baden-Württemberg werden vorwiegend basenreiche Niedermoore mit mäßiger Nährstoffversorgung, aber auch stärker vernässte, extensiv genutzte Streuwiesen auf Niedermoortorf und ehemalige Torfstiche besiedelt.

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet liegt in der nördlichen Hemisphäre (SCHAEPE 2001). In Nordeuropa kommt die Art zerstreut, sonst selten vor. In Deutschland gab es früher Meldungen aus fast allen Bundesländern, jetzt sind aktuelle Angaben nur noch aus dem Bergland von Thüringen und Bayern, aus dem Flachland von Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein sowie aus einem Gebiet in Sachsen-Anhalt bekannt. Die Bestände sind überall in die Kategorien „Vom Aussterben bedroht” bzw. „Stark gefährdet” eingestuft. In Baden-Württemberg ist die Art im Bodenseegebiet und oberschwäbischen Hügel- und Moorland verbreitet, im kristallinen Schwarzwald (Mittlerer- und Südschwarzwald) und auf der Schwäbischen Alb sowie im Welzheimer Wald selten. Diese Vorkommen wurden in der Roten Liste Deutschlands nicht bewertet (LUDWIG et al. 1996). Sie müssen also vorerst als gesichert gelten.

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt sind letzte Fundorte nach LOESKE (1903) im Harz „bei Schierke, Wolfholzwiese und Zwölfmorgental bei Wernigerode” bekannt, seitdem gilt die Art u.a. nach MEINUNGER (1999) als verschollen. In den Stadarddatenbögen des FFH-Gebietes "Kalkflachmoor im Helsunger Bruch" (FFH 0087) wird jedoch bereits seit 2004 eine "mittlere bis kleine Population" der Art angegeben (LAU 2004, 2014, 2015, 2016).

Gefährdung und Schutz

SCHAEPE (2001) benennt eine Reihe konkreter Gefährdungsfaktoren und -ursachen. Neben bereits geringfügigen hydromeliorativen Eingriffen, auch im weiteren Umfeld des Wuchsortes, dem Aufkommen von Gehölzen, Hochstauden und Eutrophierungszeigern (Beschattung!), diversen Nährstoffeinträgen, auch aus diffusen Quellen, sowie der Aufgabe historischer Streuwiesennutzung ohne Ablösung durch entsprechende Pflegemaßnahmen wird die unmittelbare Zerstörung der Wuchsorte, insbesondere durch Umbruch und Substratabbau, z.B. durch Torfstich, angeführt.

 

Rote Liste Deutschland:                    2 – Stark gefährdet (Stand 2006)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               0 – Ausgestorben bzw. verschollen (Stand 2004)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2001): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 152 S.

LAU - LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ SACHSEN-ANHALT (2004): Standarddatenbogen "Kalkflachmoor im Helsunger Bruch", FFH 0087, Aktualisierung März 2004

LAU - LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ SACHSEN-ANHALT (2014): Standarddatenbogen "Kalkflachmoor im Helsunger Bruch", FFH 0087, Aktualisierung Mai 2014

LAU - LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ SACHSEN-ANHALT (2015): Standarddatenbogen "Kalkflachmoor im Helsunger Bruch", FFH 0087, Aktualisierung Mai 2015

LAU - LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ SACHSEN-ANHALT (2016): Standarddatenbogen "Kalkflachmoor im Helsunger Bruch", FFH 0087, Aktualisierung Mai 2016

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