Nachtkerzenschwärmer (Proserpinus proserpina)

Nachtkerzenschwärmer © alslutsky/ShuttertsockNachtkerzenschwärmer © alslutsky/Shuttertsock

Beschreibung

Kopf, Kragen, Schulterdecken und ein schmales Mittelband auf der Brust des Schwärmers sind dunkel grünoliv, der übrige Thorax und das Abdomen sind graugrün gefärbt. Die Art kann im Kolorit variieren, das von olivgrün über grün nach fahlbraun reicht. Die kolbigen Fühler sind schwarz mit weißen Spitzen. Der Rüssel ist gut entwickelt. Die Vorderflügeloberseite ist graugrün, darauf befindet sich ein gebogenes breites, braunolives Mittelband mit einem kräftigen dunkelgrünen Diskalstrich, das sich vom Vorder- zum Innenrand verjüngt und hellgesäumt ist. Der Flügelaußenrand ist unregelmäßig eingekerbt und ebenfalls dunkelgrün gewölkt. Im Mittelteil der Submarginalregion befinden sich zwei hell graugrüne Querstreifen. Die Hinterflügel sind lebhaft ockergelb mit breiter schwarzer Saumbinde, unterseitig olivgrün mit weißer Mittelbinde. Die Vorderflügellänge beträgt 2 – 2,1 cm. Das Weibchen ist etwas größer und dunkler als das Männchen.

Biologie und Ökologie

Die Art ist einbrütig, gelegentlich wird eine zweite unvollständige Generation im August in Gebieten beobachtet, wo sie bodenständig ist. Die Eier werden meist über eine größere Fläche verteilt und einzeln an Blattunterseiten abgesetzt. Zuerst sind die Eier weißlich, dann verfärben sie sich grün. Die Raupe ist sehr farbvariabel, sie kann grün, aber auch hell- bis schwarzbraun sein. Die Erscheinungszeit der Raupen scheint von der Witterung abhängig zu sein. In warmen Sommern können sie schon Ende Juni, in kühlen und feuchten Sommern erst Mitte August schlüpfen. Die Raupe lebt einzeln bis Ende August. Sie verbirgt sich tagsüber am Boden und steigt erst am Abend zu den Blütenständen auf, um die Blüten zu fressen. Die Raupen wachsen sehr schnell. Oft entwickelt sich die Art vom Ei bis zur Puppe in vierzehn Tagen. Die Art überwintert als Puppe. Die Raupen leben oligophag an Nachtkerzengewächsen wie Weidenröschen (Epilobium spp.) und Nachtkerze (Oenothera spp.). Eine häufig belegte Pflanze ist vor allem das Zottige Weidenröschen (Epilobium hirsutum) in feuchten Wiesen am Rande von Gräben und Bächen. Proserpinus proserpina ist eine hygrothermophile Art. Der Falter fliegt im Mai und Juni, ist nachtaktiv, kann aber auch seltener tagsüber bei Blütenbesuch beobachtet werden. Er ist sehr mobil, nicht standorttreu und tritt in geringer Häufigkeit auf. Er saugt in der Dämmerung an Blüten von Nelkengewächsen (Caryophyllaceae), Lippenblütlern (Lamiaceae), Geißblattgewächsen (Caprifoliaceae) und Schmetterlingsblütlern (Fabaceae). Der Falter lebt an sonnigen, warmen Feuchtstandorten wie Bachufern und Wiesengräben mit Beständen der Futterpflanze, niederwüchsigen Röhrichten, Flusskies- und Feuchtschuttfluren, in lückigen Unkrautgesellschaften auf steinigen oder sandigen Böden. Er kann auch an nektarreichen Pflanzen in Gärten beobachtet werden. Der Falter fliegt vor allem in der Ebene bis in die oberen Lagen des Hügellandes, ist aber bis in eine Höhe von etwa 1.500 m zu finden.

Verbreitung

Proserpinus proserpina kommt in Nordafrika im marokkanischen mittleren Atlas vor. In Europa ist er von der Iberischen Halbinsel über Mitteleuropa, Italien einschließlich Sizilien über das gesamte südliche Jugoslawien, Albanien, Bulgarien, Rumänien bis Griechenland und weiter über die Schwarzmeerküste bis in den Kaukasus verbreitet. Von dort reicht das Areal über Anatolien und Nordiran, Turkestan und den Himalaja bis nach Westsibirien. Die Art hat in Norddeutschland die Nordgrenze ihres Verbreitungsgebietes. Sie wird in allen Ländern der Bundesrepublik Deutschland gefunden, nur in Mecklenburg-Vorpommern liegen letzte Fundmeldungen in der Zeit vor 1980 (GAEDIKE & HEINICKE 1999).

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt wurden zahlreiche Flugstellen des Falters gemeldet. Es besteht eine deutliche Abhängigkeit von der faunistischen Durchforschung eines Gebietes. Im Norden sind im Raum Stendal-Havelberg-Genthin mehrere Fundorte bekannt, wo der Falter auch in den letzten Jahren, zum Teil wiederholt, beobachtet wurde. Im Raum Magdeburg gibt es einige neuere Funde, während ältere Angaben aktuell nicht mehr bestätigt wurden. In diesem Bereich erfolgte keine faunistische Forschung mehr, ebenso nicht in der Region um Aschersleben, wo in den 1970er Jahren zahlreiche Beobachtungen bekannt wurden. Aktuelle Funde wurden im Raum Dessau-Bitterfeld-Wittenberg gemeldet. In Halle und im Saalkreis wurde der Falter an vielen Stellen gefunden. Allerdings liegen einige der Angaben schon mehrere Jahrzehnte zurück. Aktuelle Funde wurden vom Ziegelrodaer Forst im Kreis Merseburg-Querfurt, von der Region um Naumburg und von Sangerhausen gemeldet. Während insgesamt in Sachsen-Anhalt seit 1860 die Art von 71 Fundorten gemeldet wurde, sind in den Jahren nach 1980 noch Beobachtungen an 40 Flugstellen gemacht worden.

Gefährdung und Schutz

Proserpinus proserpina ist sehr mobil und nicht standorttreu. Er ist dadurch in der Lage, schnell neue Populationen in entfernten Biotopen zu bilden. Die Vorkommen der Nahrungspflanzen sind stabil. Die Art verschwindet häufig für Jahre von bekannten Flugstellen, um dann wieder gefunden zu werden. Deshalb ist auch kein spezifischer Biotopschutz zu fordern. In den Gebieten, in denen der Falter sporadisch oder regelmäßig gefunden wird, ist zu empfehlen, Wiesengräben und Bachufer mit Beständen der Nahrungspflanzen nicht zwischen Mai und August zu säubern.

 

Rote Liste Deutschland:                    * ungefährdet (Stand 2011)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               2 – Stark gefährdet (Stand 2004)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2004): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang IV der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 142 S.

zum Anfang der Seite