Teichfledermaus (Myotis dasycneme)

Biologie und Ökologie

Der Sommerlebensraum der Teichfledermaus liegt in gewässerreichen Gebieten, die von Wiesen und Wäldern dominiert werden. Die Wochenstuben (teilweise > 100 Weibchen) befinden sich meist in Gebäuden, in seltenen Fällen auch in Fledermauskästen. Die Weibchen bringen ab Mitte Juni ein Junges zur Welt. Die Überwinterung von Oktober bis März/April erfolgt in natürlichen Höhlen, Bergwerksstollen oder Kellern. Zwischen Sommer- und Winterquartier können dabei Wanderungen von über 100 km erfolgen. Teichfledermäuse jagen überwiegend an und über Wasserflächen, aber auch über Wiesen und Waldrändern. Ihre Nahrung besteht aus diversen Insekten wie Zuckmücken, Köcherfliegen, Schnaken und Schmetterlingen, die im Flug erbeutet werden.

Beschreibung

Die Teichfledermaus ist eine mittelgroße Fledermaus mit oberseits graubrauner (seidiger Glanz) und unterseits gelbgrauer Färbung. Die Körpermasse ausgewachsener Tiere beträgt 14 – 20 g. Von der sehr ähnlichen  Wasserfledermaus (Myotis daubentonii) lässt sich die Art durch die größere Unterarmlänge (43 – 49 mm) und die feine weiße Behaarung der Schwanzflughaut unterscheiden.

Verbreitung

Die Teichfledermaus kommt im nördlichen Mitteleuropa sowie in weiten Teilen Osteuropas vor. Wochenstuben wurden in den Niederlanden, Norddeutschland, Dänemark, Südschweden, dem Baltikum und einigen osteuropäischen Ländern gefunden (MITCHELL-JONES et al. 1999). Die Verbreitung der Teichfledermaus in Deutschland ist bisher nur lückenhaft erfasst. Wochenstubennachweise stammen aus Niedersachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Aus einigen anderen Bundesländern existieren Einzelnachweise, die besonders in den Herbstmonaten erfolgten (BOYE et al. 1999).

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

Ähnlich wie in den benachbarten Bundesländern (vgl. SCHMIDT 1998) konnte die Art in neuerer Zeit auch in Sachsen-Anhalt wieder nachgewiesen werden. Sommernachweise von Einzeltieren gelangen in der Alandniederung bei Wanzer durch zwei Netzfänge (1999 und 2000), bei Burg in einem Fledermauskasten (2000) und am Schollener See. Ein Nachweis stammt aus einem Winterquartier bei Blankenburg im Harz. Somit existierten bis 2004 fünf Beobachtungen jeweils eines Tieres (OHLENDORF 2004).

Im Jahr 2014 gelang der erste neuere Reproduktionsnachweis der Art innerhalb Sachsen-Anhalts. Die nachgewiesene Wochenstube in einem Garagendachboden bei Havelberg existiert nach Angaben der Besitzer bereits seit ca. 20 Jahren und umfasste zum Kartierzeitpunkt mindestens 30 Individuen (13 laktierende Weibchen, 17 Jungtiere). (ARBEITSKREIS FLEDERMÄUSE SACHSEN-ANHALT e.V. 2014)

Das bisher unbekannte Vorhandensein weiterer Wochenstuben in Sachsen-Anhalt erscheint plausibel, da auch die Wochenstube bei Havelberg zwar bereits seit 20 Jahren den Besitzern bekannt war, diese die Zugehörigkeit zur seltenen Teichfledremaus jedoch nicht erkannt hatten.

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Gefährdung und Schutz

Die Teichfledermaus ist vorrangig durch Quartierverluste bzw. Störungen in den Quartieren bedroht. Vor allem bauliche Maßnahmen an den Sommerquartieren wie Sanierung oder der vollständiger Verschluss und Einsatz von für Fledermäuse toxischen Holzschutzmitteln stellen eine große Gefahr dar. Störungen in den Winterquartieren durch touristische Nutzung, Bergbau oder Vandalismus können die Art ebenfalls bedrohen. Aus diesen Gefährdungsursachen ergibt sich als wichtigste Schutzmaßnahme die fledermausgerechte Sicherung der bekannten Quartiere. Erweisen sich bauliche Eingriffe in Sommerquartieren als notwendig, sollte dies unter fachlicher Begleitung von Oktober bis März erfolgen.

 

Rote Liste Deutschland:                    D – Daten unzureichend (Stand 2009)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               R – Extrem seltene Art mit geographischer Restriktion (Stand 2004)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2001): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 152 S.

ARBEITSKREIS FLEDERMÄUSE SACHSEN-ANHALT e.V. (2014): Telemetriestudie an Myotis dasycneme (Teichfledermaus) durch den Arbeitskreis Fledemräuse Sachsen-Anhalt e.V. bei Havelberg - Endbericht. Projektnummer SUNK: 6004/14.

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