Zwergsäger (Mergus albellus)

Zwergsäger, Männchen © Lutz DöringZwergsäger, Männchen © Lutz Döring

Verbreitung

Der Zwergsäger brütet, mit Ausnahme einiger disjunkter Vorkommen in den Steppengebieten Eurasiens, nur in der paläarktischen Waldtaiga. Das Brutgebiet erstreckt sich von Nordschweden und Finnland bis Zentralsibirien und mit Verbreitungslücken bis Nordkamtschatka. Die nördliche Arealgrenze liegt stets südlich der arktischen Baumgrenze (BAUER & GLUTZ VON BLOTZHEIM 1992). Frühere Vorkommen in Rumänien, der Ukraine und Südrussland sind gegenwärtig wohl erloschen (PLATTEEUW in HAGEMEIJER & BLAIR 1997).

Ökologie und Zugstrategie

Das Bruthabitat des Zwergsägers besteht aus baumhöhlenreichen Nadel- und Mischwäldern mit stehenden oder langsam fließenden, vegetationsreichen Kleingewässern. Bei einem ausreichenden Bruthöhlenangebot, auch Nistkästen, bevorzugt die Art eutrophe Gewässer (PLATTEEUW in HAGEMEIJER & BLAIR 1997) Die Zwergsäger suchen in den Durchzugs- und Überwinterungsgebieten überwiegend flache Binnen- und Küstengewässer (Bodden, Meeresbuchten und Flussmündungen) auf, sind aber auch auf überschwemmten Wiesen und Kleingewässern zu beobachten (BAUER & GLUTZ VON BLOTZHEIM 1992). Im September verlässt der Zwergsäger, der überwiegend ein Kurzstreckenzieher ist, seine Brutgebiete (BAUER & GLUTZ VON BLOTZHEIM 1992, BEZZEL 1985). Als Überwinterungsgebiete werden hauptsächlich die Ostsee, das Kaspische und das Schwarze Meer aufgesucht. International bedeutsame Gebiete liegen auch in den Niederlanden (Ijsselmeer), Frankreich und Großbritannien, die besonders in strengen Wintern nach dem Zufrieren der Ostsee genutzt werden (Kälteflucht). Die bedeutendsten deutschen Überwinterungsgewässer liegen im Bereich der Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern, besonders im Oderhaff und im Usedomer Bodden (SUDFELDT et al. 1997). Im norddeutschen Tiefland überwintert der Zwergsäger regelmäßig, aber nur in verhältnismäßig geringer Anzahl (BAUER & GLUTZ VON BLOTZHEIM 1992). Die Wintervorkommen in Sachsen-Anhalt konzentrieren sich an der Elbe (BRIESEMEISTER et al. 1987, ROCHLITZER 1993, STEINKE 1999).

Bestandsentwicklung

Seit Ende des 19. Jahrhunderts erlitt der Zwergsäger in seinem europäischen Verbreitungsgebiet Bestandsrückgänge und Arealverluste. Seit Mitte der 1970er Jahre haben sich die Bestände stabilisiert und die Art breitete sich lokal wieder aus. Der größte Teil der europäischen Population brütet in Nordost-Russland (7.000-15.000 Brutpaare, PLATTEEUW in HAGEMEIJER & BLAIR 1997). Die nordwesteuropäischen Überwinterungszahlen des Zwergsägers werden für den Anfang der 1990er Jahre auf 15.000 (ROSE & SCOTT 1994) bzw. 25.000 Exemplare (DURINCK et al. 1994) bei gleichbleibender Bestandsentwicklung geschätzt. Davon überwintern knapp 70 % auf der Ostsee (SUDFELDT et al. 1997). In Sachsen-Anhalt ist der Zwergsäger ein regelmäßiger Durchzügler und Wintergast, dessen Bestandshöhe witterungsabhängig ist und besonders in strengen Wintern ansteigt (SCHWARZE 1987, 1995, 2000).

Gefährdung und Schutz

Die Bestandsrückgänge seit dem 19. Jahrhundert wurden durch Habitatverlust und Prädation verursacht. In erster Linie wirkten sich die Abholzung von Auwäldern und die industrielle Ausbeutung der europäischen Taigawälder negativ auf die Brutbestände aus (PLATTEEUW in HAGEMEIJER & BLAIR 1997). Dementsprechend trägt der Schutz der wichtigsten Brutgebiete vor Abholzung, die Umstellung der Forstwirtschaft auf naturverträgliche Waldbewirtschaftung und die Erhaltung höhlenreicher Altholzbestände wesentlich zur Bestandsstabilisierung bei. Weiterhin müssen die bedeutendsten Rast- und Überwinterungsgebiete entsprechend der Ramsar Konvention unter internationalen Schutz gestellt werden (SUDFELDT et al. 1997).

 

Rote Liste Deutschland:                    Kein Brutvogel in Deutschland

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               Kein Brutvogel in Sachsen-Anhalt

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2003): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Vogelarten nach Anhang I der Europäischen Vogelschutzrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 223 S.

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