FFH-Gebiet "Ziegelrodaer Buntsandsteinplateau"

Steinklöbe © MYOTIS-Büro für LandschaftsökologieSteinklöbe © MYOTIS-Büro für Landschaftsökologie

Die Landschaft im Saalekreis ...

... präsentiert sich stets abwechslungsreich. Neben flachen Regionen können einige Landstriche auch mit einer spektakulären Szenerie auftrumpfen, die sich in einer Höhe von rund 300 m ü. NN befindet. Ein Beispiel dafür ist das FFH-Gebiet „Ziegelrodaer Buntsandsteinplateau“.

Zwischen Lodersleben und Wangen im Landschaftsschutzgebiet Unstrut-Triasland gelegen, umfasst das FFH-Gebiet wesentliche Teile des Waldgebietes „Ziegelrodaer Forst“. Mit inbegriffen sind auch die in der Region bekannten Naturschutzgebiete, wie z. B. das NSG „Steinklöbe“.

Im rund 2.315 ha großen FFH-Gebiet, welches aus zwei Teilflächen besteht, können ausgedehnte naturnahe Laubwälder, insbesondere der im Gebiet dominierende Lebensraumtyp „Waldmeister-Buchenwald“, bestaunt werden. Gekennzeichnet ist der Lebensraumtyp durch das Vorkommen der Rotbuche (Fagus sylvatica) und der Trauben-Eiche (Quercus petrea) auf nährstoffreichen und frischen Böden. Die Kronen der Rotbuchen bilden ein geschlossenes Blätterdach, welches von astfreien, säulengleichen Baumstämmen gestützt wird. Dem Betrachter wird so das Gefühl vermittelt, in einer riesigen Halle zu stehen. Daher trägt diese Erscheinungsform den Namen „Hallenwald“. Viele Vogelarten fühlen sich in dem Wald zu Hause. So brüten u.a. Schwarzspecht (Dryocopus martius) und Grauspecht (Picus canus) eifrig jedes Jahr in diesem Gebiet. Am Boden kommen Echte Sternmiere (Stellaria holostea) und Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum), welche auch als Vielblütiges Salomonssiegel bekannt ist, vor. Es gesellen sich des Weiteren Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus), Aronstab (Arum maculatum), Dunkles Lungenkraut (Pulmonaria obscura) und Haselwurz (Asarum europaeum) hinzu.

Im Norden des Gebietes, auf Standorten, deren mäßig nährstoffreiche Böden grund- oder stauwasserbeeinflusst sind, kommt der Lebensraumtyp „Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald“ vor. Prägend sind hier Stieleiche (Quercus robur), Esche (Fraxinus excelsior), Bergahorn (Acer pseudoplatanus) sowie Hainbuche (Carpinus betulus) und Winter-Linde (Tilia cordata). In der Krautschicht wachsen Seidelbast (Daphne mezereum), Riesen-Schwingel (Festuca gigantea), Zittergras-Segge (Carex brizoides), Einbeere (Paris quadrifolia) und Großes Springkraut (Impatiens noli-tangere). Nicht nur der Mittelspecht (Dendrocopos medius), sondern auch der imposante Hirschkäfer (Lucanus cervus), welcher nach Anhang II der FFH-Richtlinie geschützt ist, sind u.a. in diesem Lebensraum anzutreffen.

Der Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald ist gegenüber den anderen im Gebiet vorkommenden Waldlebensraumtypen in den wärmebegünstigten Lagen anzutreffen. Eine gut ausgeprägte Kraut- und Strauchschicht ist charakteristisch für diesen Lebensraum. In früheren Zeiten wurde dieser Lebensraumtyp als Hutewald genutzt. Man trieb Schweine in den Wald, die sich an dem reichen Angebot der Eicheln laben konnten und somit gemästet wurden. Nebenher diente der Wald zur Brennholzgewinnung.

Versteckt und nahezu unerkannt lebt in den sehr alten Eichen, die einen großen Stammdurchmesser und umfangreichen Mulmvorrat (lockere Reste von teilweise abgebautem Totholz) vorweisen können, ein xylobionter, d.h. ein im Holz lebender, Käfer. Aufgrund seines Lebensstils trägt er seinen Namen - der Eremit (Osmoderma eremita). Dieser Käfer verlässt den Baum, in dem er herangewachsen ist, nahezu in seinem ganzen Leben nicht mehr.

Manche Tiere hingegen hält es nicht an einem Ort. Ausgedehnte, zusammenhängende naturnahe Laubwald- und Offenlandflächen, wie die Mageren Flachlandmähwiesen, bieten optimale Lebensbedingungen für die Wildkatze (Felis silvestris), die dieses große Territorium auf Samtpfoten durchstreift. Nachweise über eine erfolgreiche Reproduktion der Wildkatze geben Aufschluss darüber, dass sie sich in dem FFH-Gebiet „Ziegelrodaer Buntsandsteinplateau“ sichtlich wohl fühlt.                                     

Auch viele Fledermausarten, die sowohl nach Anhang II als auch nach Anhang IV der FFH-Richtlinie geschützt sind, fühlen sich hier heimisch. So wurden mindestens zwölf Fledermausarten, die das Gebiet als Reproduktionsstätte bzw. Jagdrevier nutzen, erfasst. Insbesondere das Vorkommen der Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) und der Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) sind dokumentiert. Aber auch das Große Mausohr (Myotis myotis), die Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros), Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) und der Kleine Abendsegler (Nyctalus leisleri) kommen hier vor. Somit besitzt das Gebiet eine herausragende Bedeutung für den Fledermausschutz. 

Im Süden und Südwesten des FFH-Gebietes beeindrucken den Besucher die stark abfallenden Steilhänge (über 20 m hoch) auf einem Kilometer Länge. Sie sind das Ergebnis des einstig hier betriebenen Abbaus des  Buntsandsteinvorkommens. 

Es trügt der Schein, dass dieser extreme Standort, den die Steilhänge darstellen, nur wenigen Arten einen Lebensraum bieten kann. Es sind gerade diese Steilhänge, die einen passenden Ort für xerotherme Vegetationsgesellschaften bereitstellen, in anderen Worten, Pflanzengesellschaften, die bevorzugt auf wärmebegünstigten, klimatisch kontinental geprägten Standorten vorkommen und anhand physiologischer Merkmale perfekt an die vorherrschenden Lebensbedingungen angepasst sind. Dazu zählt u.a. die Kleinwüchsigkeit der Pflanzen. Durch die Oberflächenverkleinerung wird die Verdunstungsrate minimiert. Ebenso haben einige Pflanzen verdickte Blätter,  mit denen sie eine große Menge an Wasser speichern können. So eröffnet sich dem Betrachter ein außergewöhnlicher Reichtum nicht nur an Pflanzenarten entlang der Steilhänge, sondern auch an Tierarten, die sich als summendes Konzert und hektisches Schwirren der verschiedensten Insekten und Kleinstlebewesen auf der Steppen-Trockenrasenfläche (LRT 6240*) im Naturschutzgebiet „Steinklöbe“ präsentieren. Ein wenig Mut und Abenteuerlust, sollte der Besucher als wesentliche Kerneigenschaften beim dem Durchwandern des Gebietsabschnittes besitzen, da es in diesem Bereich der Steinklöbe keinen offiziellen Wanderweg gibt.

Trotz ihrer Kleinflächigkeit besitzt die vorkommende Steppen-Trockenrasenfläche eine überregionale Bedeutung. Deutschlandweit ist dort das einzige Vorkommen des Weichhaarigen Federgrases  (Stipa dasyphylla) dokumentiert. Daneben kommen Walliser Schwingel (Festuca valesiaca), Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis), Stängelloser Tragant (Astragulus excapus), Wiesen-Kuhschelle (Pulsatilla pratensis), Erd- und Steppen-Segge (Carex humilis, Carex supina), Steppen-Lieschgras (Phleum phleoides) und Haar-Pfriemengras (Stipa capillata) vor.

Auch kleinflächig, aber nicht minder bemerkenswert, sind die Kalk-Pionierrasen mit den charakteristischen Arten Badener Rispengras (Poa badensis), Wimper-Perlgras (Melica ciliata), Kelch-Steinkraut (Alyssum alyssoides), Scharfem Mauerpfeffer (Sedum acre) und Finger-Steinbrech (Saxifraga tridactylites). Reptilien wie die Schlingnatter (Coronella austriaca) und die Zauneidechse (Lacerta agilis), tummeln sich auf diesen außergewöhnlichen Standorten.

Innerhalb des Gebietes, können auch tief eingeschnittene Täler bewundert werden, die von Schlucht- und Hangwäldern bewachsen sind und durch Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Gemeine Esche (Fraxinus excelsior), Sommer- und Winterlinde (Tilia platyphyllos, T. cordata) geprägt sind. Den Bäumen wird dabei eine ganz besondere Aufgabe zuteil - sie schützen die Hänge vor Bodenerosionen, indem sich ihre Wurzel fest in den Boden verankern. Aber man trifft nicht nur auf die Bäume in diesem Abschnitt des FFH-Gebietes. Die besonders reizvolle Türkenbund-Lilie (Lilium martagon) ist es, welche in dieser Szenerie einen erfrischenden Farbtupfer zaubert.

Neben den Schlucht- und Hangwäldern bieten auch tiefe Spalten und Aushöhlungen Unterschlupfmöglichkeiten für Fledermäuse und Vögel wie Uhu (Bubo bubo) oder Wanderfalke (Falco peregrinus). Zudem gesellt sich an diesen Stellen der Lebensraumtyp  „Kalkfelsen mit Felsspaltenvegetation“ mit Blau-Schwingel (Festuca pallens), Einfacher Graslilie (Anthericum liliagao), Felsen-Fetthenne (Sedum rupestre) und Scharfer Mauerpfeffer (Sedum acre) hinzu.

Wer aufmerksam das FFH-Gebiet durchstreift, entdeckt hier und da natürliche eutrophe Seen. Diese Lebensräume beherbergen nicht nur seltene Pflanzenarten wie z. B. den Südlichen Wasserschlauch (Utricularia australis), sondern auch Amphibien und Libellen. Von den Amphibien sind zu nennen: Kammmolch (Triturus cristatus), Moorfrosch (Rana arvalis), Kleiner Wasserfrosch (Rana lessonae), Laubfrosch (Hyla arborea) und Springfrosch (Rana dalmatina). Die Population des Springfroschs ist dabei von landesweiter Bedeutung.  Eine ganz herausragende Libellenart, die Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis), hat zudem hier ein bedeutendes Vorkommen. Sie hält sich in den Kleingewässern im westlichen Teil des Gebietes auf. Geschützt ist sie ist nach den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie.

Doch nicht nur die Tiere an und in den Seen sind faszinierend. Ein Blick zu den Feuchten Hochstaudenfluren, mit Wasserdost (Eupatorium cannabinum) und Taumel-Kälberkropf (Chaerophyllum temulum), erweist sich als ebenso lohnenswert.

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