Alte Elster und Rohrbornwiesen bei Premsendorf (FFH0075)

Schwarze Elster bei Premsendorf © Dr. Uwe ZuppkeSchwarze Elster bei Premsendorf © Dr. Uwe Zuppke

Größe [ha]: 212
Landkreise und kreisfreie Städte: Wittenberg
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Annaburg; Einheitsgemeinde Stadt Jessen (Elster)

Gebietsbeschreibung

Die Alte Elster und die Rohrbornwiesen sind ein charakteristischer Ausschnitt der Altaue der Schwarzen Elster in der „Annaburger Heide und Schwarze-Elster-Tal“. In der Mitte des 19. Jh. wurde die ehemals stark mäandrierende Schwarze Elster aufgrund häufiger Überflutungen der angrenzenden Nutzflächen in der Aue/Niederung zwischen Hoyerswerda und Premsendorf auf einer Länge von ca. 90 km ausgebaut. Zahlreiche Durchstiche der Mäander führten zu einer Laufverkürzung von ca. 30 km. Heute stellt die aktuelle Elsteraue ein eng eingedeichtes und extrem begradigtes Flusssystem dar. Das FFH-Gebiet liegt an der Landesgrenze von Sachsen-Anhalt zu Brandenburg beidseitig der Schwarzen Elster. Das FFH-Gebiet ist deckungsgleichmit dem NSG Alte Elster und Rohrbornwiesen (Interaktive Karte der NSG).

Lebensraumtypen und Flora

Der FFH-LRT 91F0 Hartholzauenwälder (6 ha) setzt sich aus von Stiel-Eiche (Quercus robur) bestimmten Beständen unter Beimischung von Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) und Hainbuche (Carpinus betulus) zusammen. Die Krautschicht ist gestört, weist aber mit Riesen-Schwingel (Festuca gigantea), Echter Nelkenwurz (Geum urbanum) und Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana) noch einige charakteristische Arten auf. Der FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwälder (5 ha) aus Schwarz-Erle und Stiel-Eiche enthält in der Krautschicht Sumpf-Segge (Carex acutiformis), Sumpf-Haarstrang (Peucedanum palustre) oder Sumpf-Reitgras (Calamagrostis canescens). Weiterhin können einzelne Flächen dem FFH-LRT 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald (< 1 ha) zugeordnet werden. Ebenfalls nur kleinflächig findet man auf sandigen und trockenen Standorten den FFH-LRT 9190 Eichenwälder auf Sandebenen (0,4 ha) vor.

In den Elsteraltwässern siedelt der FFH-LRT 3150 Eutrophe Seen (3 ha) in artenreicher Ausbildung. Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae), Krebsschere (Stratiotes aloides), Wassernuss (Trapa natans) und Spitzblättriges Laichkraut (Potamogeton acutifolius) kennzeichnen die Gesellschaften. Es treten weiterhin Gemeines und Zartes Hornblatt (Ceratophyllum demersum, C. submersum), Südlicher Wasserschlauch (Utricularia australis) und Wasserfeder (Hottonia palustris) auf. In den Röhrichten wachsen Strauß-Gilbweiderich (Lysimachia thyrsiflora), Zungen-Hahnenfuß (Ranunculus lingua) und Schwanenblume (Butomus umbellatus). Die Schwarze Elster wird nahezu vollflächig vom FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation (5 ha) eingenommen. Zu den flutenden Pflanzenbeständen gehören Gelbe Teichrose (Nuphar lutea), das floristisch bemerkenswerte Knoten-Laichkraut (Potamogeton nodosus) und Schwimmendes Laichkraut (Potamogeton natans), Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia), Schwanenblume (Butomus umbellatus) sowie Einreihige Brunnenkresse (Nasturtium microphyllum). Nur kleinflächig und nicht prägend für den kanalisierten Fluss sind Flächen mit dem FFH-LRT 3270 Flüsse mit Schlammbänken (0,4 ha).

Das Grünland im Gebiet erfährt seinen besonderen Wert durch die Ausbildung des FFH-LRT 6440 Brenndolden-Auenwiesen (4 ha). In den Brenndolden-Rasenschmielen-Wiesen siedeln Brenndolde (Cnidium dubium), Langblättriger Blauweiderich (Veronica maritima), Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), Gräben-Veilchen (Viola persicifolia) und Wasser-Kreuzkraut (Senicio aquaticus). Weiterhin kommen Teufelsabbiss (Succisa pratensis), Kümmel-Silge (Selinum carvifolium), Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum) und Bastard-Fingerkraut (Potentilla x italica) vor. Flächig herrschen die Bestände des FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (8 ha) vor. Die Glatthafer-, Fuchsschwanz-, Rotschwingel- und Honiggras-Wiesen kennzeichnen Ruchgras (Anthoxanthum odoratum), Zittergras (Briza media), Wiesen- und Rundblättrige Glockenblume (Campanula patula, C. rotundifolia), Wilde Möhre (Daucus carota), Deltablütige Heide-Nelke (Dianthus deltoides), Wiesen- und Echtes Labkraut (Galium album, G. verum) und Wiesen-Margerite (Leucanthemum vulgare). Selten, aber sehr bemerkenswert, ist der FFH-LRT 6410 Pfeifengraswiesen (0,4 ha). Neben der namengebenden Art wachsen hier Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe), Hirse-Segge (Carex panicae), Wassernabel (Hydrocotyle vulgaris), Borstgras (Nardus stricta) und Kriech-Weide (Salix repens). Auf höher gelegenen, trockenen, mineralischen Durchragungen kommt der FFH-LRT 4030 Trockene Heiden (0,3 ha) vor. Die Bestände werden von Besen-Heide (Calluna vulgaris) aufgebaut. Zu ihr gesellen sich Dreizahn (Dantonia decumbens) und Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias). Weiterhin kommen u. a. Preiselbeere (Vaccinium vitis-idea) und Gemeines Kreuzblümchen (Polygala vulgaris) vor.

Fauna

Die Gewässerabschnitte des Gebietes werden durchgängig von Biber (Castor fiber) und Fischotter (Lutra lutra) besiedelt. Dabei spielt das Gebiet aber nicht nur als dauerhafter Lebensraum, sondern auch als Migrationsgebiet eine wichtige Rolle. Auf Grund des hohen Anteils an Gewässern im Gebiet ist es als Nahrungshabitat für Fledermausarten von Bedeutung. Vor allem typische Arten der Flussauen, wie Wasser- und Rauhautfledermaus (Myotis daubentonii, Pipistrellus nathusii) sowie Großer Abendsegler (Nyctalus noctula) treten hier auf.

Von den wertgebenden Lurcharten sind in den feuchten Gebieten Moorfrosch (Rana arvalis) und in den deichnahen Gewässern Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) zu finden.

Die Schwarze Elster erfuhr nach 1990 eine gravierende Verbesserung ihrer Wassergüte, bietet aber auf Grund ihres Ausbauzustandes nur eingeschränkt Lebensraum für Fische. Im Mittel- und Oberlauf wurden Wiederansiedlungsprojekte u. a. mit dem Lachs (Salmo salar) in der Pulsnitz durchgeführt. Dort sollen bereits einzelne Rückkehrer festgestellt worden sein, die den sachsen-anhaltischen Teil der Schwarzen Elster als Wandergewässer nutzen. Auch der rheophile Rapfen (Aspius aspius) dringt bis in diesen Bereich des Flusslaufes vor. Daneben konnte der Bitterling (Rhodeus amarus) in größeren Beständen und mehreren Größenklassen in den Altwässern, aber auch direkt im Fluss festgestellt werden.

Larven der Grünen Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia) wurden im Jahre 2003 in der Schwarzen Elster bei Arnsnesta gefunden. Als stenöke Weiherart mit Schwimmrasenbindung hat auch die Grüne Mosaikjungfer (Aeshna viridis) im Gebiet aktuelle Vorkommen. Darüber hinaus wurde der Schmalbindige Breitflügel-Tauchkäfer (Graphoderus bilineatus), eine in Sachsen-Anhalt vom Aussterben bedrohte Wasserkäfer-Art, nachgewiesen.

Das Gebiet als Teil eines EU-SPA hat Bedeutung vorwiegend für Brutvogelarten feuchter und nasser Lebensräume. Die Bekassine (Gallinago gallinago) kann in Jahren mit hohen Wasserständen nennenswerte Brutbestände erreichen. Charakteristische Arten der von Röhricht bewachsenen Altwässer der Elsteraue sind Rohrweihe (Circus aeruginosus), Kranich (Grus grus) und Drosselrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus). Letzterer kommt seit einigen Jahren wieder mit beachtlicher Siedlungsdichte vor.

Literatur: 154, 207, 212, 264, 279, 321, 361, 407, 412, 472, 483, 511, 552

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

Links / Dokumente

Hauptteil (N2000-LVO LSA)

Gebietsbezogene Anlage (N2000-LVO)

Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen

Auf den Flächen des Standortübungsplatzes Holzdorf gilt die Vereinbarung über den Schutz von Natur und Landschaft auf militärisch genutzten Flächen des Bundes (Vereinbarungsgebiete).
Ministerialblatt LSA 2011, Nr. 38

Den Standarddatenbogen finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.

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