Bodenschwende bei Horla im Südharz (FFH0099)

Größe [ha]: 608
Landkreise und kreisfreie Städte: Mansfeld-Südharz
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Sangerhausen

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet umschließt einen geschlossenen Buchen-Waldlebensraum auf der Hochfläche im „Unterharz“ nördlich der Ortschaften Horla und Rotha bis annähernd zur Wippertalsperre. Es werden Höhenlage von 350 bis 420 m ü. NN erreicht. Geologisch bilden Tonschiefer und Grauwacken der Harzgeröder Zone den Untergrund.

Ausgewählte Arten nach Anhang II der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Lebensraumtypen und Flora

Das geschlossene Waldgebiet wird vom FFH-LRT 9130 Waldmeister-Buchenwald (472 ha) beherrscht. Auf verhagerten Kuppen und Hängen mit erodierter Berglössdecke treten Übergänge zum FFH-LRT 9110 Hainsimsen-Buchenwald (5 ha) auf. Der FFH-LRT 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald (1,3 ha) ist auf staufeuchten Standorten kleinflächig entwickelt.

In den Quellzonen der zertalten Hochfläche entspringen mehrere Zuflüsse der Wipper. Diese sind natürlicherweise artenarm ausgebildet, können aber dennoch über 5,8 km Länge dem FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasseregetation zugeordnet werden. Bachbegleitend ist der FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwäldern (18 ha) ausgeprägt. Leitart im Gebiet ist zweifellos die Rotbuche (Fagus sylvatica), zu der in der Baumschicht weitere Arten wie Trauben-Eiche (Queraus petraea), Gemeine Esche (Fraxinus excelsior), Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Vogel-Kirsche (Prunus avium) und Hainbuche (Carpinus betulus) hinzu kommen. Vor dem Laubaustrieb der Gehölze prägt ein reich entwickelter Frühjahrsgeophytenaspekt mit Buschwindröschen (Anemone nemorosa), seltener mit Gelbem Windröschen (A. ranunculoides), Zwiebel-Zahnwurz (Cardamine bulbifera), Geflecktem Aronstab (Arum maculatum) und Frühlings-Platterbse (Lathyrus vernus) die Bodenvegetation. Später treten Gräser wie Wald-Gerste (Hordelymus europaeus) und Einblütiges Perlgras (Melica uniflora) hinzu. An kühlfeuchten Schatthängen entwickeln sich farnreiche Buchen-Waldfazies mit Gemeinem Frauenfarn (Athyrium filix-femina), Eichenfarn (Gymnocarpium dryopteris) und Buchenfarn (Phegopteris connectilis). Als floristische Besonderheit ist der Violette Sitter (Epipactis purpurea) bemerkenswert. Anspruchsvolle Arten wie Wald-Ziest (Stachys sylvatica) und Echtes Springkraut (Impatiens noli-tangere) zeigen eine gute Wasser- und Nährstoffversorgung an. Beeinträchtigungen der Lebensraumtypen resultieren häufig aus der forstlichen Bewirtschaftung. Nur noch wenige geschlossene Bestände mittleren Alters weisen mit dem Hallenwaldstadium noch geeignete Habitatbedingungen z. B. für das Große Mausohr (Myotis myotis) auf. Ältere Buchenbestände sind häufig durch die betriebene Großschirmschlagwirtschaft stark aufgelichtet.

Kleinflächig treten im Gebiet verschiedene Grünlandgesellschaften auf, von denen die FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (0,3 ha) und Borstgrasrasen (FFH-LRT 6230, < 0,1 ha) hervorgehoben werden sollen.

Fauna

Die Wälder werden von der Haselmaus (Muscardinus avellanarius) besiedelt und dienen Wildkatze (Felis silvestris) und Luchs (Lynx lynx) als Streifgebiet. Weiterhin kommen Bechstein-Fledermaus (Myotis bechsteinii), Großes Mausohr (Myotis myotis), Kleine und die Große Bartfledermaus (Myotis mystacinus, M. brandtii) und Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri) vor. Eine wertgebende Art des Gebietes ist der Fadenmolch (Triturus helveticus). Entomologisch bedeutsam sind die Nachweise des Kanalkäfers (Amara littorea) und des Puppenräubers (Calosoma inquisitor), die in der Roten Liste Sachsen-Anhalts verzeichnet sind. Unter den Vogelarten sind vor allem die für alt- und totholzreiche Laubwälder typischen Arten, wie Mittelspecht (Dendrocopus medius), Schwarzspecht (Dryocopus martius), Grauspecht (Picus canus), Wendehals (Jynx torquila), Rotmilan (Milvus milvus), Schwarzstorch (Ciconia nigra) und Hohltaube (Columba oenas) bemerkenswert. Außerdem wurden Waldschnepfe (Scolopax rusticola), Grünspecht (Picus viridis) und Kleinspecht (Dendrocopos minor) nachgewiesen.

Literatur: 30, 79

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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