Borntal, Feuchtgebiet und Heide bei Allstedt (FFH0135)

Ruinen des ehemaligen Militärflugplatzes © Lars Ole JenningRuinen des ehemaligen Militärflugplatzes © Lars Ole Jenning

Größe [ha]: 381
Landkreise und kreisfreie Städte: Mansfeld-Südharz
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Allstedt; Einheitsgemeinde Stadt Querfurt

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet liegt etwa 2,5 km südöstlich der Stadt Allstedt im „Helme-Unstrut-Bundsandsteinland“ und umfasst den Allstedter Stadtwald, das Borntal sowie Teile des östlich daran angrenzenden ehemaligen Militärflugplatzes der GUS-Streitkräfte mit artenreichen Offenlandflächen und Feuchtgebieten. Im Bereich des FFH-Gebietes befindet sich das NSG Borntal (Interaktive Karte der NSG).

Lebensraumtypen und Flora

Die Wälder setzen sich aus Rotbuchen- und Eichen-Hainbuchen-Wäldern zusammen, die sich auf Grund der militärischen Nutzung bzw. der Ausweisung von Teilflächen als NSG über Jahrzehnte hinweg weitgehend ungestört entwickeln konnten. Hohe Flächenanteile nimmt der FFH-LRT 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (63 ha) ein. Die Bestände treten auf südexponierten Mittel- und Oberhängen des Borntals auf, kommen auf Plateaulagen jedoch auch zusammen mit dem FFH-LRT 9110 Hainsimsen-Buchenwald (7 ha) vor. Den Labkraut-Eichen-Hainbuchen-Wald bilden vielfach von Trauben- und Stiel-Eiche (Quercus petraea, Qu. robur) beherrschte Mischbestände. Es sind sehr reich strukturierte, meist alte Wälder, die zu den naturschutzfachlich wertvollsten Waldbiotopen des Gebietes zählen. Häufig sind sie reich an Frühjahrsgeophyten. Die Feldschicht ist unterschiedlich ausgebildet. Die für die überwiegend sauren Böden charakteristischen Arten sind mit denen der bodensauren Buchen-Wälder vergleichbar. Allerdings sind die Eichen-Wälder viel lichter, weshalb die Feldschicht eine höhere Deckung aufweist. Vor allem Wald-Reitgras (Calamagrostis arundinacea) bildet bestimmende Bestände aus. Stellenweise ist auch das Berg-Rispengras (Poa chaixii) stark entwickelt. An weiteren typischen Arten treten Wald-Knaulgras (Dactylis polygama), Maiglöckchen (Convallaria majalis), Echte Sternmiere (Stellaria holostea), Gemeiner Wurmfarn (Dryopteris filix-mas), Schattenblümchen (Maianthemum bifolium) und Hain-Rispengras (Poa nemoralis) auf. Der FFH-LRT 9130 Waldmeister-Buchenwald (30 ha) besiedelt hingegen die nährstoffreicheren Standorte an den Unterhängen und in den Tälern des Borntals. Bemerkenswert sind hier die Vorkommen von Aronstab (Arum maculatum), Haselwurz (Asarum europaeum) und Echtem Lungenkraut (Pulmonaria officinalis). Der FFH-LRT 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald (6 ha) stockt auf Flächen in der Nähe des ehemaligen Flugplatzes. Weiterhin konnte im Borntal ab der Borntalquelle der FFH-LRT 91E0* Erlen- Eschenwälder (4 ha) ausgewiesen werden. Er ist als artenreicher Winkelseggen-Eschen-Wald, u. a. mit Großem Zweiblatt (Listera ovata) und Gelbem Eisenhut (Aconitum lycoctonum), ausgebildet.

Abgrabungsgewässer unterschiedlicher Größe gehören dem FFH-LRT 3150 Eutrophe Seen (3 ha) an. Je nach Standortbedingungen können Wasserschweber-, Hornblatt-, Schwimmblatt- und wurzelnde Wasserpflanzengesellschaften entwickelt sein. Bedeutsam sind die Vorkommen von Gemeinem und Südlichem Wasserschlauch (Utricularia vulgaris, U. australis), Gemeinem Wasser-Hahnenfuß (Ranunculus aquatilis) und Sumpf-Wasserstern (Callitriche palustris agg.). Nachweise von Armleuchteralgen (Chara spec.) in Gewässern außerhalb des FFH-Gebietes deuten auf ein Vorkommen auch innerhalb des Schutzgebietes hin.

Trockene europäische Heiden des FFH-LRT 4030 (5 ha) sind in größerer Ausdehnung am westlichen und östlichen Ende der ehemaligen Start- und Landebahn des Militärflugplatzes zu finden. Die Bestände gehören der Ginster-Heidekrautheide an und werden vom Heidekraut (Calluna vulgaris) bestimmt. Weiterhin kommen kleinwüchsige Grasarten wie Rotes Straußgras (Agrostis capillaris), Borstgras (Nardus stricta) und Rot-Schwingel (Festuca rubra) vor, sowie Arten der Magerrasen, wie Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella) und Gemeines Ferkelkraut (Hypochoeris radicata).

Fauna

Im Waldkomplex des benachbarten Ziegelrodaer Forstes wurden bereits Wildkatzen (Felis sylvestris) nachgewiesen, so dass auch im Borntal und den Wäldern um den ehemaligen Flugplatz mit Vorkommen zu rechnen ist. Die von Laubwald bestimmten Bereiche des Gebietes sind Lebensraum und zusammen mit den Offenlandbereichen auch wichtiges Jagdgebiet für zahlreiche Fledermausarten. Neben Großem Mausohr (Myotis myotis), Mops- und Bechsteinfledermaus (Barbastella barbastellus, Myotis bechsteinii), ist das Vorkommen von Brandt- und Bartfledermaus (Myotis brandtii, M. mystacinus) sowie von Braunem und Grauem Langohr (Plecotus auritus P. austriacus) nennenswert. Die als Winterquartiere genutzten Quellkeller im Borntal sowie die ehemaligen militärischen Liegenschaften (Hangare) haben hohe Bedeutung für die Fledermausfauna. Sie werden weiterhin von verschiedenen Arten als Männchen-Sommer- (Großes Mausohr) bzw. Schwärm- und Paarungsquartier (Mopsfledermaus, Großes Mausohr, Brandtfledermaus) oder aber zur Nahrungssuche (Braunes Langohr) genutzt.

Springfrosch und Kleiner Wasserfrosch (Rana dalmatina, Rana lessonae) als Arten mit disjunkten Vorkommen in Sachsen-Anhalt besitzen Verbreitungsinseln im Bereich des Schutzgebietes. Weiterhin wurden Moorfrosch (Rana arvalis), Laubfrosch (Hyla arborea), Knoblauchkröte (Pelobates fuscus) und Kreuzkröte (Bufo calamita) nachgewiesen.

Zu den bemerkenswerten Insekten zählen die Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis) und die Kleine Binsenjungfer (Lestes virens), die an den Kleingewässer im westlichen Randbereich des ehemaligen Militärflugplatzes vorkommen. Die Große Moosjungfer besitzt hier eines der individuenreichsten und stabilsten Vorkommen in Sachsen-Anhalt. Für die Sicherung der Lebensräume in den Abgrabungsgewässern sind deren periodische Entlandung oder die Neuanlage vergleichbarer Gewässer erforderlich. Das Vorkommen des Waldwiesenvögelchens (Coenonympha hero) ist hingegen erloschen. Diese Schmetterlingsart gilt inzwischen für ganz Sachsen-Anhalt als ausgestorben.

Literatur: 207, 212, 235, 264, 315, 361, 401, 413, 453

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

Links / Dokumente

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