Buchenwälder um Stolberg (SPA0030)

Brauner Sumpf © Anne SchäferBrauner Sumpf © Anne Schäfer

Größe [ha]:3.678
Landkreise und kreisfreie Städte:Mansfeld-Südharz
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Südharz

Gebietsbeschreibung

Die Wälder des EU SPA Buchenwälder um Stolberg liegen inmitten des Südharzes rund um das Städtchen Stolberg (Gemeinde Südharz), das ebenso wie die im Tal fließende Thyra teilweise nicht Bestandteil des Vogelschutzgebietes ist. Auch Ackerflächen und Nadelwald rings um den westlich von Stolberg gelegenen Ortsteil Hainfeld sind aus dem EU SPA ausgegrenzt. Im Süden bei Rottleberode ist das Gebiet durch die Waldkante zu den anschließenden Ackerflächen begrenzt, westlich davon durch die Landesgrenze zu Thüringen bzw. die Laubwaldgrenze um Hainfeld. Im Norden endet das EU SPA mit mehreren der Geländemorphologie folgenden Ausläufern ca. 2 km südlich von Breitenstein inmitten bewaldeter Höhenzüge. Das EU SPA überschreitet dabei nicht die von Norden nach Stolberg führenden Kreisstraßen. Der Große Auerberg gehört nur teilweise zum Vogelschutzgebiet. Im Osten reicht das EU SPA fast bis an die Ackerflächen um Schwenda heran.

Das Gebiet wurde mit Kabinettsbeschluss im Jahr 2003 als EU SPA gemeldet und ist mit dem bereits 2000 gemeldeten FFH-Gebiet flächengleich. Das Vogelschutzgebiet wurde 2018 mit Inkrafttreten der Landesverordnung Natura 2000 (N2000-LVO LSA) rechtlich gesichert. Es ist weiterhin Bestandteil des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz, des Naturparks Harz sowie des LSG "Harz und südliches Harzvorland". Innerhalb des EU SPA befindet sich das NSG "Großer Ronneberg-Bielstein" sowie das NSG "Pferdekopf" (Interaktive Karte der NSG).

Naturräumlich ist das Gebiet vor allem dem Harz zugehörig, mit Übergängen zur östlichen Harzabdachung und zum Südharzer Zechsteingürtel. Als Landschaftseinheiten sind Mittelharz und südlicher Harzrand dominierend, mit kleinen Anteilen am Unterharz und dem südlichen Harzvorland. Durchschnittlich befinden sich die weitläufigen Laubwälder auf einer Höhe von 420 m über NN, die höchste Erhebung liegt bei 580 m über NN. Das Gebiet ist gekennzeichnet durch stetig wechselnde Tal- und Hanglagen in verschiedener Exposition, die Grundlage für die verschiedenen Pflanzengesellschaften der Wälder sind. Abgesehen von einigen Waldwiesen ist das EU SPA vollständig bewaldet.

Die Böden des Südharzes stehen meist über Tonschiefer oder Grauwacken an. Vorherrschende Bodentypen sind Braunerden in verschiedenen Entwicklungsstadien bzw. Podsole auf sauren Standorten (auf Granit oder Rhyolith). Unter Waldbestockungen ist podsolierte Braunerde verbreitet.

Überwiegende Baumart ist die Rotbuche in ihren verschiedenen Vergesellschaftungen. Auf sauren Böden finden sich Hainsimsen-Buchenwälder, auf lössreichen Böden dagegen Waldmeister-Buchenwälder. Örtlich sind der Buche auch Eichen beigemischt. In den naturnah ausgebildeten Bachtälern, die vielfach von bewaldeten Steillagen eingefasst sind, treten eschen- und ahornreiche Wälder auf. Auch die Schwarzerle ist stets an diesen feuchten Standorten anzutreffen. Neben den natürlichen Laubwäldern kommen auch forstlich genutzte Nadelwälder v. a. aus Fichte und Lärche vor, die über das gesamte Gebiet verteilt sind und im Osten des Gebietes auch größere Flächenanteile einnehmen (SCHULZE et al. 2007). Zahlreiche größere und kleine Bäche (z. B. Lude, Sprachenbach, Krummschlachtbach) sowie der Verlauf der Thyra bereichern das Gebiet ebenso wie kleinere Stauteiche. In den Tälern findet sich entlang der Fließgewässer meist Grünland. Auch die großen Buchenwälder sind vielerorts mit Waldwiesen und feuchten Quellbereichen durchsetzt.

Bedeutung als Vogelschutzgebiet

Die ausgedehnten alten Buchenwälder um Stolberg mit ihren angrenzenden Feuchtwiesen sowie zahlreichen Bächen und Quellen sind ein wertvolles Brut- und Nahrungshabitat für waldgebundene Vogelarten wie Schwarzstorch, Eulen und Spechte.
Als Top-5-Gebiet für drei Wald bewohnende Anhang I-Arten (Schwarzstorch, Grauspecht und Schwarzspecht) zeichnet sich das Gebiet als ein bedeutendes Vogelschutzgebiet im Süden Sachsen-Anhalts aus.
Für Rastvögel hat das Gebiet hingegen keine landesweite Bedeutung.

Brutvögel

Der Schwarzstorch kommt in den Buchenwäldern um Stolberg seit 1970 regelmäßig mit einem Brutpaar vor (H. Bock, pers. Mitt.) und konnte auch im Erfassungsjahr 2006 durch SCHULZE et al. (2007) mit einem Brutpaar sowie mehreren Beobachtungen von Nahrungsgästen nachgewiesen werden. Das EU SPA ist damit eines der fünf wichtigsten Brutgebiete dieser Art in Sachsen-Anhalt.

Die alten, strukturreichen Buchenwaldbestände des EU SPA stellen einen geeigneten Lebensraum für Grauspecht und Schwarzspecht dar, für die das Gebiet eines der Top-5- Gebiete Sachsen-Anhalts ist. Insbesondere der Bestand des Schwarzspechtes ist in Relation zur Gebietsgröße sehr hoch und unterstreicht die optimale Ausstattung des Waldes mit Buchenaltholz. Mit 5 bis 6 BP beherbergt das EU SPA 1,2 % des Landesbestandes des Grauspechts.

Der Rotmilan brütet aktuell mit 2 BP im Gebiet. Zu den in den Buchenwäldern um Stolberg vorkommenden Eulenarten zählen Raufußkauz, Sperlingskauz, Waldohreule und Waldkauz. Mit Ausnahme der Waldohreule sind alle auf das Vorhandensein von Specht- oder Faulhöhlen in Altholzbeständen angewiesen. Vorkommen des Raufußkauzes wurden bereits von GNIELKA & ZAUMSEIL (1997) sowie WAGNER & JENTZSCH (2000) beschrieben. Der Sperlingskauz wurde erstmalig 1997 von H. Bock nachgewiesen und 2006 im Rahmen der Ersterfassungen bestätigt (SCHULZE et al. 2007). Die vielen Bäche innerhalb des Waldgebietes stellen einen idealen Lebensraum für die Wasseramsel dar. Weiterhin bieten sich hier mögliche Bruthabitate für den Eisvogel, der 2006 nur mit einer Brutzeitbeobachtung festgestellt werden konnte (SCHULZE et al. 2007). Im Jahr 2005 gab es jedoch einen Brutnachweis. Weitere typische Waldarten im Gebiet sind Hohltaube, Mäusebussard, Habicht, Sperber und Waldschnepfe. An den Waldrändern kommt der Neuntöter als Brutvogel vor, der jedoch in diesem ganz überwiegend von Wald geprägten Gebiet keinen großen Bestand erreicht (SCHULZE et al. 2007).

Literatur

verändert nach:

MAMMEN, K. & U.; DORNBUSCH, G.; FISCHER, S. (2013): Die Europäischen Vogelschutzgebiete des Landes Sachsen-Anhalt, Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 10/2013.

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