Diesdorfer Wohld (FFH0245)

Größe [ha]: 136
Landkreise und kreisfreie Städte: Altmarkkreis Salzwedel
Verwaltungseinheiten: Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf

Gebietsbeschreibung

Im Westen der Landschaftseinheit „Westliche Altmarkplatten“ liegt zwischen Diesdorf im Süden und Dähre im Norden der Diesdorfer Wohld, ein Waldgebiet, das bis in das 18. Jahrhundert hinein als Waldweide genutzt wurde. Dies hatte auch waldfreie Heideflächen zur Folge. Die hier wachsenden und auch heute noch vorkommenden Wachholder wurden vom Vieh verschmäht und reicherten sich auf den Flächen an. Mit Einführung der geregelten Forstwirtschaft im frühen 19. Jahrhundert kam es auf einem Großteil der waldfreien Flächen zu Kiefernaufforstungen. Zur Markierung der Wege pflanzte man Eichen, von denen einige bis heute als alte Eichenalleen vorhanden sind.

Ausgewählte Arten nach Anhang II der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Ausgewählte Arten nach Anhang IV der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Lebensraumtypen und Flora

Oft auf ehemalig ackerbaulich genutzten Flächen, die heute noch Wölbäckerstrukturen zeigen, stocken die mittelalten Bestände des FFH-LRT 9110 Hainsimsen-Buchenwald (34 ha). Es sind Rotbuchen (Fagus sylvatica)-Reinbestände, Rotbuchen-Stieleichen-Mischbestände sowie Vor- und Unterbauten von Rotbuche (Fagus sylvatica) unter Stiel-Eiche (Quercus robur). Die Feldschicht ist oft ausgedunkelt und artenarm. Es treten Wald-Flattergras (Milium effusum), Wald-Sauerklee (Oxalis acetosella), Pillen-Segge (Carex pilulifera), Schlängel- und Rasen-Schmiele (Deschampsia flexuosa, D. cespitosa), Schattenblümchen (Maianthemum bifolium) und Heidelbeere (Vaccinium myrtillus) auf. Seltener kommen hingegen Dorniger Wurmfarn (Dryopteris carthusiana) und Behaarte Hainsimse (Luzula pilosa) vor. Auf entwässerten Standorten stockt der FFH-LRT 9130 Waldmeister-Buchenwald (7 ha). Die obere Baumschicht wird aus Rotbuche (Fagus sylvatica) und Stiel-Eiche (Quercus robur) aufgebaut. Im Unterstand wachsen Hainbuche (Carpinus betulus) und Gemeine Esche (Fraxinus excelsior). Die Feldschicht zeichnet sich durch das Vorkommen von Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Scharbockskraut (Ranunculus ficaria), Echter Sternmiere (Stellaria holostea), Wald-Segge (Carex sylvatica), Waldmeister (Galium odoratum), Hain-Rispengras (Poa nemoralis), Hain- und Wald-Veilchen (Viola riviniana, V. reichenbachiana) sowie Wald-Ziest (Stachys sylvatica) aus. Vereinzelt treten als Arten reicherer Standorte auch Gefleckter Aronstab (Arum maculatum), Wald-Zwenke (Brachypodium sylvaticum), Goldnessel (Lamium galeobdolon), Großes Zweiblatt (Listera ovata), Deutsches Geißblatt (Lonicera periclymenum), Einblütiges Perlgras (Melica uniflora), Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum) und Hohe Primel (Primula elatior) auf.
Als durch Mittelwaldnutzung bedingte Waldgesellschaft siedelt der FFH-LRT 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald (10 ha) auf besser mit Wasser versorgten Standorten des Buchen-Waldes, so dass heute das flächige Eindringen der Rotbuche (
Fagus sylvatica) in diese Wälder zu verzeichnen ist. In der Baumschicht dominieren Stiel-Eiche (Quercus robur) und Hainbuche (Carpinus betulus). Begleitend treten Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) und Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) hinzu. Die Strauchschicht wird neben dem Jungwuchs der Baumarten durch Hasel (Corylus avellana) geprägt. In der Bodenflora kommen neben dem typischen Artengefüge des Waldmeister-Buchen-Waldes auf reicheren Standorten auch Säurezeiger des Hainsimsen-Buchen-Waldes und Feuchtigkeitszeiger des Erlen-Eschen-Waldes vor. Nur sehr kleinflächig siedelt auf nassen und sauren Standorten ein Bestand des FFH-LRT 9190 Eichenwälder auf Sandebenen (0,2 ha). Die Stiel-Eiche beherrscht die Baumschicht. Forstwirtschaftlich bedingt hat die Gemeine Fichte (Picea abies) einen hohen Anteil. Die Feldschicht bestimmen charakteristische Arten wie Pfeifengras (Molinia cerulea), Weiches Honiggras (Holcus mollis), Adlerfarn (Pteridium aquilinum), Schattenblümchen (Maianthemum bifolium) und Heidelbeere (Vaccinium myrtillus). Auf stark vom Grundwasser beeinflussten und teilweise quelligen Standorten kommt der FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwälder (17 ha) vor. In den mittelalten Beständen bestimmen Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) und Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) die obere Baumschicht. Vereinzelt treten Stiel-Eiche (Quercus robur) und in der Strauchschicht Hasel (Corylus avellana), Zweigriffliger Weißdorn (Crataegus laevigata) und Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus) auf. Die artenreiche Feldschicht wird von anspruchsvollen Arten wie Buschwindröschen und Gelbem Windröschen (Ranunculus  nemorosa, A. ranunculoides), Scharbockskraut (Ranunculus ficaria), Hoher Primel (Primula elatior), Echter Sternmiere (Stellaria holostea), Einbeere (Paris quadrifolia), Goldnessel (Lamium galeobdolon), Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris), Sumpf-Pippau (Crepis paludosa), Wald- und Winkel-Segge (Carex sylvatica, C. remota), Großem Springkraut (Impatiens nolitangere), Gemeinem Frauenfarn (Athyrium filix-femina) und Wald-Ziest (Stachys sylvatica) geprägt. Auf Quellstrandorten finden Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara), Sumpf-Reitgras (Calamagrosis canescens), Sumpf-Segge (Carex acutiformis) und Schwarze Johannisbeere (Rubus nigrum) geeignete Standorte und weisen auf Übergänge zum Bruchwald hin.

In künstlich als Habitat für Lurche angelegten Gewässern hat sich der FFH-LRT 3150 Eutrophe Seen (0,6 ha) entwickelt. Hier kommen Haarblättriger und Gemeiner Wasser-Hahnenfuß (
Ranuncuus trichophyllus, R. aquatilis), Kamm- und Schwimmendes Laichkraut (Potamogeton pectinatus, P. natans) sowie Teichfaden (Zannichellia palustris) vor.

Fauna

Das Gebiet hat Bedeutung für Fledermäuse und wird z. B. vom Großen Mausohr (Myotis myotis) zur Nahrungssuche frequentiert.
Im feuchten Bereich im Norden des Diesdorfer Wohldes kommt der Kammmolch (
Triturus cristatus) vor. Das Waldgebiet gehört zur großräumigen Verbreitung dieser Art in der Altmark. Auch der Laubfrosch (Hyla arborea) und der Kleine Wasserfrosch (Rana lessonae) wurden bei den Erfassungen 2010 hier nachgewiesen. Weiterhin gibt es ein isoliertes Vorkommen des Feuersalamanders (Salamandra salamandra) an der Nordostgrenzlinie seines gesamteuropäischen Verbreitungsgebietes, das im Gegensatz zu den regelmäßigen Vorkommen im Harz unter 100 m ü. NN liegt.

Literatur: 15, 279, 526

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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