Elendstal im Hochharz (FFH0088)

Kalte Bode (hier LRT 6430) im Elendstal © Volker Hanebutt (LAU)Kalte Bode (hier LRT 6430) im Elendstal © Volker Hanebutt (LAU)

Größe [ha]: 74
Landkreise und kreisfreie Städte: Harz
Verwaltungseinheiten:Einheitsgemeinde Stadt Wernigerode; Einheitsgemeinde Stadt Oberharz am Brocken

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet liegt beiderseits der Kalten Bode zwischen den Ortslagen Schierke und Elend im „Mittelharz“. Nach Westen erstreckt es sich bis auf den Barenberg, nach Osten bis an die Ortsverbindungsstraße L 99 von Elend nach Schierke. Forstliche Abteilungslinien bilden die Außengrenzen. Während die Talaue bei Elend um 500 m ü. NN liegt, steigt der Barenberg bis fast 700 m ü. NN an. Die Bode fließt im Gebiet in einem tief eingeschnittenen Kerbtal durch Brockengranit im nördlichen und durch Kieselschiefer sowie Quarzitschiefer des Unterkarbons und des Devons im südlichen Teil. Die Reliefenergie des Gebietes ist insgesamt erheblich. Im Bereich des FFH-Gebietes befindet sich das NSG Elendstal (Interaktive Karte der NSG).

Ausgewählte Arten nach Anhang II der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Lebensraumtypen und Flora

Die Wälder des Gebietes gehören überwiegend zum FFH-LRT 9110 Hainsimsen-Buchenwald (26 ha). Zwar ist dieser Lebensraumtyp im Harz weit verbreitet, hier handelt es sich aber um die am höchsten gelegenen Buchenwälder des Gebirges, die darüber hinaus sehr alt sind. Sie wachsen im Elendstal überwiegend auf nährstoffarmen ausgehagerten Standorten und sind artenarm. Typische Arten sind Wald-Sauerklee (Oxalis acetosa), Quirl-Weißwurz (Polygonatum verticillatum), Harz-Labkraut (Galium saxatile), Wald-Reitgras (Calamagrostis arundinacea) und Wald-Schwingel (Festuca altissima). Auf steilen Hängen und im Talgrund sind Bestände des FFH-LRT 9180* Schlucht- und Hangmischwälder (7 ha) entwickelt. Der Lebensraumtyp ist vor allem entlang der Kalten Bode, insbesondere im unteren Bereich des Baches, anzutreffen. Er ist mit dem FFH-LRT 6430 Feuchte Staudenfluren eng verzahnt ist. Die Hauptbaumarten sind Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Gemeine Esche (Fraxinus excelsior), Rotbuche (Fagus sylvatica) und Berg- Ulme (Ulmus glabra). Als begleitende Gehölze treten Roter Holunder (Sambucus racemosa) und Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum) auf und in der Bodenvegetation kommen Ausdauerndes Bingelkraut (Mercurialis perennis), Echtes Springkraut (Impatiens noli-tangere), Platanenblättriger Hahnenfuß (Ranunculus platanifolius), Fuchs-Greiskraut (Senecio ovatus), Wald-Schwingel (Festuca altissima) und Gemeiner Frauenfarn (Athyrium filix-femina) neben zahlreichen Moosarten vor. Der Waldgesellschaft sind auch Fichten (Picea abies) beigemischt, die hier im Talgrund erhebliche Ausmaße an Höhe und Umfang erreichen können und als „Talwächter“ bezeichnet werden. Die Bäume sind mit einem Alter von 160 bis 170 Jahren über 40 m hoch und haben eine Stammholzmasse von zum Teil mehr als 13 Kubikmeter.

Der FFH-LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren (0,4 ha) wird in dieser Höhenlage durch das Auftreten montaner und hochmontaner Arten, wie sie in der Pestwurz-Alpenmilchlattich- Gesellschaft siedeln, gekennzeichnet. Dazu zählen Pestwurz (
Petasites albus, P. hybridus), Alpen-Milchlattich (Cicerbita alpina), Platanenblättriger Hahnenfuß (Ranunculus platanifolius), Gebirgs-Sauerampfer (Rumex arifolius) und Harz-Greiskraut (Senecio hercynicus).
Außerdem kommen kleinflächig die FFH-LRT 8220 Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation (< 0,1 ha) und die Kalte Bode als FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation (1 ha) vor. An den Zuflüssen zur Bode finden wir vereinzelt die Reitgras (Calamagrostis villosa)-Gebirgsfrauenfarn (Athyrium distentifolia)-Gesellschaft. Sie beherbergt die Milzkräuter (
Chrysosplenium alternifolium, Chr. oppositifolium) und das Bitter-Schaumkraut (Cardamine amara) sowie Quellmoosfluren. Im Gebiet besteht zudem das wahrscheinlich größte Vorkommen des Moosauges (Moneses uniflora) im Ostharz.

Fauna

Im Elendstal wird regelmäßig die Wildkatze (Felis sylvestris) beobachtet. Außerdem gehört es zum Streifgebiet des Luchses (Lynx lynx). In der Kalten Bode kommt regelmäßig die Bachforelle (Salmo trutta fario) als bedeutender Vertreter der Fischfauna vor. Im Talgrund siedelt auch der Feuersalamander (Salamandra salamandra).

Literatur: 30, 207, 212, 503

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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