Eschengehege nördlich Tangerhütte (FFH0171)

Waldrand am Eschengehege © Sarah Jane SachWaldrand am Eschengehege © Sarah Jane Sach

Größe [ha]: 162
Landkreise und kreisfreie Städte: Stendal
Verwaltungseinheiten:Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte

Gebietsbeschreibung

Unmittelbar nördlich von Tangerhütte im „Tangergebiet“ befindet sich das Waldgebiet Eschengehege, das wegen der hier großflächig vorkommenden Erlen-Eschen-Wälder als FFH-Gebiet ausgewiesen wurde. Das Gebiet weist einen langjährigen forstwirtschaftlichen Anbau der Gemeinen Esche und der Schwarz-Erle auf, da die ursprünglich vernässten Standorte dafür die Voraussetzungen boten. Diese Bewirtschaftung wird auch gegenwärtig fortgesetzt, obwohl das Gebiet stark entwässert wurde. Den Hauptvorfluter für die Entwässerung bildet der im Nordwesten das Eschengehege tangierende Dollegraben.

Ausgewählte Arten nach Anhang II der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Lebensraumtypen und Flora

Im Gebiet finden sich großflächig Wälder des FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwälder (136 ha). Auf Grund ihrer forstlichen Entstehungsgeschichte sind zudem zahlreiche Reinbestände aus Esche und Erle vorhanden, die aus der schlagweisen Bewirtschaftung hervor gegangen sind. Die Baumschicht artenreicherer älterer Wälder setzt sich aus Gemeiner Esche (Fraxinus excelsior), Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), Stiel-Eiche (Quercus robur), Hänge-Birke (Betula pendula), Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus) und Flatter-Ulme (Ulmus laevis) zusammen. Gelegentlich wurde die Gemeine Fichte (Picea abies) eingebracht. Vorkommende neophytische Baumarten sind Rot-Esche (Fraxinus pennsylvanica) und Rot-Eiche (Quercus rubra). Als Biotopbäume treten vor allem breitkronige Alteichen auf. Die Bodenvegetation setzt sich auf Grund der im Sommer recht trockenen Standorte sowohl aus Feuchtigkeitszeigern als auch aus mesophilen Waldarten zusammen. Zu den Ersteren gehören Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea), Pfeifengras (Molinia cerulea), Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa), Sumpf-Segge (Carex acutiformis), Wasser-Schwertlilie (Iris pseudacorus), Gemeiner Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris) und Kohl-Kratzdistel (Cirsium oleraceum). Mesophile Arten sind Wald-Flattergras (Milium effusum), Wald-Ziest (Stachys sylvatica), Echte Sternmiere (Stellaria holostea), Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Scharbockskraut (Ranunculus ficaria), Einbeere (Paris quadrifolia), Großes Springkraut (Impatiens noli-tangere), Dorniger Wurmfarn (Dryopteris carthusiana), Frauenfarn (Athyrium filix-femina), Schattenblümchen (Maianthemum bifolium) und Wolliger Hahnenfuß (Ranunculus lanuginosus). Hinzu treten Stickstoffzeiger wie Brennnessel (Urtica dioica), Taumel-Kälberkropf (Chaerophyllum temulum), Kleb-Labkraut (Galium aparine) sowie Kratz- und Brombeere (Rubus caesius, R. fruticosa agg.).
Neben den Erlen-Eschen-Wäldern sind auf trockeneren Standorten Eichen-Wälder ausgebildet, in denen sich zu der in der Baumschicht dominierenden Stiel-Eiche (Quercus robur) noch Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Winter-Linde (Tilia cordata) und Hainbuche (Carpinus betulus) gesellen. Auch Gemeine Esche und Schwarz-Erle sind vertreten. In der Strauchschicht siedeln Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) und Blutroter Hartriegel (Cornus sanguinea). Diese Bestände können dem FFH-LRT 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald (10 ha) angeschlossen werden. Neben den bereits in den Erlen-Eschen-Wäldern in der Feldschicht auftretenden mesophilen Waldarten sind hier außerdem Wald-Knaulgras (Dactylis glomerata), Hain-Rispengras (Poa nemoralis), Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum), Zittergras-Segge (Carex brizoides) und Riesen-Schwingel (Festuca gigantea) vertreten.

Im Gebiet wurden bei Kartierungen keine Offenland-Lebensraumtypen erfasst. Lediglich in einem Graben traten kleinflächig Sumpf-Wasserstern (Callitriche palustris agg.) und Flutender Schwaden (Glyceria fluitans) auf, die ein Entwicklungspotential zum FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation andeuten.

Fauna

Bemerkenswert sind die Vorkommen von Fransenfledermaus (Myotis nattereri), Grauem Langohr (Plecotus austriacus), Großer Bartfledermaus (Myotis brandtii) und Mückenfledermaus (Pipistrellus pygmaeus) sowie vom Fischotter (Lutra lutra). Ferner ist das Gebiet aufgrund seiner Alteichenbestände als potenzieller Lebensraum des Heldbocks (Cermbyx cerdo) zu untersuchen.

Literatur: 194

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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