Hakel südlich Kroppenstedt (FFH0052)

Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald des Hakel mit Waldsaum aus Schlehe © Dr. Uwe WegenerLabkraut-Eichen-Hainbuchenwald des Hakel mit Waldsaum aus Schlehe © Dr. Uwe Wegener

Größe [ha]: 1.335
Landkreise und kreisfreie Städte: Börde; Harz; Salzlandkreis
Verwaltungseinheiten:Verbandsgemeinde Westliche Börde; Verbandsgemeinde Egelner Mulde; Verbandsgemeinde Vorharz; Einheitsgemeinde Stadt Hecklingen; Einheitsgemeinde Stadt Seeland

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet liegt in der Landschaftseinheit „Östliches Harzvorland“ inmitten der Löß-Ackerlandschaft zwischen den Orten Heteborn und Cochstedt. Sein kuppelförmig gewölbtes Relief ist der östlichste Teil des Fallstein-Huy-Hakel-Sattels. Der Untergrund wird von Unterem Muschelkalk gebildet, der vielerorts nur von einer geringmächtigen Lößschicht überdeckt ist. Es ist Bestandteil des wesentlich größeren EU SPA (6441 ha). Dem Hakel wurde 1996 vom Deutschen Rat für Vogelschutz das Prädikat „Europareservat“ verliehen. Im Bereich des FFH-Gebietes befindet sich das NSG Hakel (Interaktive Karte der NSG).

Ausgewählte Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Ausgewählte Arten nach Anhang II der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Ausgewählte Arten nach Anhang IV der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Lebensraumtypen und Flora

Wesentliche Teile des Hakels werden vom FFH-LRT 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (1098 ha) eingenommen. Zu den Leitarten Trauben-Eiche (Quercus petraea), Hainbuche (Carpinus betulus) und Winter-Linde (Tilia cordata) der Baumschicht kommen häufig noch Sommer-Linde (Tilia platyphyllos), Gemeine Esche (Fraxinus exelsior), Feld-Ulme (Ulmus minor), Ahorn-Arten (Acer platanoides, A. pseudoplatanus) und vor allem die Rotbuche (Fagus sylvatica) hinzu. In der Strauchflora treten Haselnuss (Corylus avellana), Weißdorn-Arten (Crataegus monogyna, C. laevigata), Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum) und Seidelbast (Daphne mezereum) auf. Auch die Elsbeere (Sorbus torminalis) gehört zu dieser Waldgesellschaft. Auffällig ist der Frühjahrsgeophytenaspekt mit Buschwindröschen und Gelbem Windröschen (Anemone nemorosa, A. ranunculoides), Leberblümchen (Hepatica nobilis) und Geflecktem Ahronstab (Arum maculatum). Wenig später kommen Hohler Lerchensporn (Corydalis cava), Maiglöckchen (Convallaria majalis), Wiesen-Schlüsselblume (Primula veris), Echtes Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), Schwarze und Frühlings-Platterbse (Lathyrus niger, L. vernus) hinzu. Im Mai und Juni entfaltet sich an den etwas lichteren Waldstellen die ganze Vielfalt der Bodenvegetation mit Türkenbund-Lilie (Lilium martagon), Wald-Labkraut (Galium sylvaticum), Sanikel (Sanicula europaea), Nickendem und Buntem Perlgras (Melica nutans, M. picta). Purpurblauer Steinsame (Buglossoides purpurocaeruleum), Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria), Ebensträußige Margarite (Tanacetum corymbosum) und Diptam (Dictamnus albus) bleiben auf flachgründige Standorte beschränkt.
Der ehemalige Orchideenreichtum des Hakel ist nach der Aufgabe von Hude- und Mittelwaldwirtschaft infolge von Ausdunklung und sich verbessernder Humuszustände deutlich zurück gegangen. Arten lichter Wälder, wie Stattliches- und Purpur-Knabenkraut (Orchis mascula, O. purpurea), Weiße Waldhyazinthe (Platanthera bifolia) und Fuchs´ Knabenkraut (Dactylorhiza fuchsii), treten gegenwärtig nur noch in kleinen Populationen auf. Regelmäßig anzutreffen sind hingegen Breitblättriger Sitter (Epipactis helleborine) und Vogelnestwurz (Neottia nidus-avis). Der Kleinblättrige Sitter (Epipactis microphylla) hat hier nahe an der Nordgrenze seines Areals ein nur mit wenigen Individuen besetztes Vorkommen.
Geobotanisch sind die verhagerten Randbereiche des Kleiner Hakel besonders interessant und beherbergen u. a. Färberscharte (Serratula tinctoria), Weißes Fingerkraut (Potentilla alba) und Schmalblättriges Lungenkraut (Pulmonaria angustifolia). Die Eichen-Hainbuchen-Wälder wurden in der Vergangenheit durch eine Jahrhunderte währende Mittelwaldwirtschaft stark begünstigt. Heute vollzieht sich ein Übergang zu Buchen-Waldgesellschaften.

Fauna

Nach ihrem Verschwinden Ende des 19. Jahrhunderts gibt es seit Mitte der 1990er Jahre wieder Reproduktionsnachweise der Wildkatze (Felis silvestris). Neuerdings konnte das Vorkommen der Haselmaus (Muscardinus avellanarius) im Gebiet bestätigt werden (Trost mdl. Mitt.). Die isoliert liegende Waldinsel des Hakels stellt mit ihren ausgedehnten Laubwaldbeständen einen sehr guten Lebensraum für Fledermäuse dar. Neben Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus), die im Gebiet reproduziert, und Großem Mausohr (Myotis myotis), sind noch mindestens elf weitere Arten im Gebiet nachgewiesen. Für Braunes Langohr (Plecotus auritus), Bart- und Brandtfledermaus (Myotis mystacinus, M. brandtii) sowie Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri) ist das Vorhandensein von Wochenstuben bestätigt bzw. sehr wahrscheinlich. Zwerg- (Pipistrellus pipistrellus), Fransenfledermaus (Myotis nattereri) und Großer Abendsegler (Nyctalus noctula) nutzen das Gebiet als Nahrungshabitat.

Das Schutzgebiet als Teil des EU SPA war bis Ende der 1980er Jahre mit bis zu 120 Brutpaaren ein Siedlungsdichte-Zentrum für den Rotmilan (Milvus milvus). In den folgenden Jahren ging der Bestand drastisch zurück. Als Ursachen dieser Entwicklung müssen vor allem die Veränderungen in der landwirtschaftlichen Nutzung seit 1990 gesehen werden. Großflächig angebaute und frühzeitig geschnittene Futterkulturen (vor allem Luzerne) wurden durch Marktfrüchte wie Raps, Winterweizen und Mais weitgehend ersetzt, die durch ihren Dichtschluss zum Zeitpunkt der Jungenaufzucht der Greifvögel die Nahrungsverfügbarkeit minimieren. Zusätzlich wurde der Hakel in den letzten drei Jahrzehnten durch die Brutvorkommen von drei Adler-Arten bekannt. Seit 1979 existiert ein Brutvorkommen des Schreiadlers (Aquila pomarina) hier an seiner gegenwärtigen südwestlichen Verbreitungsgrenze. 1995 und 1996 brütete der Zwergadler (Hieraaetus pennatus), seit 2011 der Seeadler (Haliaeetus albicilla) im Hakel. Bemerkenswert sind auch die regelmäßigen Brutnachweise von Wespenbussard (Pernis apivorus), Baumfalke (Falco subbuteo), Schwarzmilan (Milvus migrans) und Sperber (Accipiter nisus). Uhu (Bubo bubo), Wanderfalke (Falco peregrinus), Raufußbussard (Buteo lagopus), Kornweihe (Circus cyaneus), Merlin (Falco columbarius) und Sumpfohreule (Asio flammeus) frequentieren das Gebiet als Wintergäste. Die großflächigen Altholzbestände sind ein wichtiges Bruthabitat für Spechtarten und die Nachnutzer ihrer Höhlen. Neben Schwarzspecht (Dryocopus martius), Kleinspecht (Dendrocopos minor), Grün- und Grauspecht (Picus viridis, P. canus) erreicht vor allem der Mittelspecht (Dendrocopos medius) hohe Siedlungsdichten, ebenso wie die Hohltaube (Columba oenas), die Altbuchengruppen besiedelt. Hervorzuhebende Arten der Waldränder sind der Wendehals (Jynx torquilla) und der Neuntöter (Lanius collurio). Brutverdacht bestand wiederholt für den Zwergschnäpper (Ficedula parva).

Literatur: 30, 40, 65, 79, 207, 212, 271, 306, 316, 488, 489, 490, 491, 492, 514

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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