Havel nördlich Havelberg (FFH0010)

Größe [ha]: 213
Landkreise und kreisfreie Städte: Stendal
Verwaltungseinheiten:Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck; Einheitsgemeinde Hansestadt Havelberg

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet umfasst den natürlichen Flusslauf der Havel von Havelberg bis an die Mündung in die Elbe. Der Durchstich zur Elbe, der Elbe-Havel-Verbindungskanal, ist nicht Bestandteil des Gebietes.

Lebensraumtypen und Flora

An den Flussufern wachsen Bestände des FFH-LRT 91E0* Weichholzauenwälder (10 ha), deren Baumschicht sich aus Silber- und Fahl-Weide (Salix alba, S. x rubens) zusammensetzt. Diese bilden ein Mosaik mit Weidengebüschen aus Korb- und Mandel-Weide (Salix viminalis, S. triandra). Die Krautschicht wird von Arten der Uferstaudenfluren wie Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea), Zaun-Winde (Calystegia sepium), Sumpf-Greiskraut (Senecio paludosa), Sumpf-Ziest (Stachys plalustris), Wiesen-Alant (Inula britannica), Langblättrigem Blauweiderich (Veronica maritima), Gelber Wiesenraute (Thalictrum flavum) oder Kleinem Flohkraut (Pulicaria vulgaris) dominiert. Als invasiver Neophyt breitet sich Eschen-Ahorn (Acer negundo) aus.
Der FFH-LRT 91F0 Hartholzauenwälder (4 ha) tritt nur noch in durch Beweidung gestörten Beständen und Fragmenten auf. Seine Baumschicht setzt sich aus Gemeiner Esche (Fraxinus excelsior), Feld-Ahorn (Acer campestre), Feld- und Flatter-Ulme (Ulmus minor, U. laevis), Hainbuche (Carpinus betulus), Winter-Linde (Tilia cordata) und Wild- Birne (Pyrus pyraster) zusammen. In der Krautschicht kommen neben vielen Offenlandarten auch Riesen-Schwingel (Festuca giganthea), Echte Nelkenwurz (Geum urbanum), Gundermann (Glechoma hederacea) und Wald-Ziest (Stachys sylvatica) vor.

In den Havelaltwässern siedeln artenreiche Bestände des FFH-LRT 3150 Eutrophe Seen (2 ha). Die submerse Vegetation baut sich aus Krausem, Kamm- und Durchwachsenblättrigem Laichkraut (Potamogeton crispus, P. pectinatus, P. perfoliatus) sowie Ährigem Tausendblatt (Myriophyllum spicatum) auf. In der Schwimmblattvegetation kommen neben Gelber Teichrose (Nuphar lutea) auch Schwimmendes Laichkraut (Potamogeton natans) und Wasser-Hahnenfuß (Ranunculus aquatilis) vor. Für die Wasserschwebervegetation ist aus floristischer Sicht das Vorkommen von Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae) hervorzuheben. Die Ufervegetation prägen Gemeine Strandsimse (Bolboschoenus maritimus), Schwanenblume (Butomus umbellatus), Blutweiderich (Lythrum salicaria), Wasser-Minze (Mentha aquatica), Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia) und Sumpf-Sternmiere (Stellaria palustris). In Nebenfließen ist kleinflächig der FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation (0,1 ha) entwickelt.

Im Gebiet sind vermehrt Stromtalgesellschaften ausgebildet, von denen auch der FFH-LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren (2,5 ha) zu finden ist. Dazu gehören Bestände mit Langblättrigem Blauweiderich (Veronica maritima) und Gelber Wiesenraute (Thalictrum flavum) sowie Röhricht-Brennnessel (Urtica kioviensis).

Fauna

Das Gebiet hat eine große Bedeutung als Lebensraum und Verbundkorridor für Biber (Castor fiber) und Fischotter (Lutra lutra).

In den flachen, sommerwarmen Gewässern der Havelaue sind ab Ende April regelmäßig die Rufe der Rotbauchunke (Bombina bombina) zu hören. Der Elbe-Havel-Winkel stellt einen Verbreitungsschwerpunkt der Art in Sachsen-Anhalt dar, der sich an der Havel stromaufwärts fortsetzt. Auch der Moorfrosch (Rana arvalis) ist im Gebiet verbreitet.

In der Havel kommt der Rapfen (Aspius aspius) vor. Da er im Wesentlichen nur große Fließgewässer besiedelt, stellt der Fluss im Mündungsbereich einen aus dieser Sicht für die Art günstigen Lebensraum dar. Das ehemals verschollene Flussneunauge (Lampetra fluviatilis) steigt wieder in der Elbe flussaufwärts zum Laichen. Es ist zu erwarten, dass es auch in die Havel einschwimmt, obwohl noch keine aktuellen Nachweise vorliegen. Auch das Meerneunauge (Petromyzon marinus) wird vereinzelt wieder gefunden. Darüber hinaus liegen einige wenigen Nachweise des Bitterlings (Rhodeus amarus) und des Steinbeißers (Cobitis taenia) aus dem FFH-Gebiet vor (Fangstatistik LHW).

Literatur: 127, 143, 407, 550

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

Links / Dokumente

Hauptteil (N2000-LVO LSA)

Gebietsbezogene Anlage (N2000-LVO)

Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen

Auf den Flächen des Pionierübungsplatzes Nitzow gilt die Vereinbarung über den Schutz von Natur und Landschaft auf militärisch genutzten Flächen des Bundes (Vereinbarungsgebiete).
Ministerialblatt LSA 2011, Nr. 38

Den Standarddatenbogen und die Meldekarte des Gebietes finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.

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