Heers bei Blankenburg (FFH0203)

Höhlen unterhalb des Regensteins © Philipp BradeHöhlen unterhalb des Regensteins © Philipp Brade

Größe [ha]: 109
Landkreise und kreisfreie Städte: Harz
Verwaltungseinheiten:Einheitsgemeinde Stadt Blankenburg (Harz)

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet erstreckt sich im „Nördlichen Harzvorland“ nördlich des Regensteinmassives unweit der Stadt Blankenburg und umfasst den zentralen Teil des Waldgebietes Heers. Der geologische Untergrund wird überwiegend aus Sandsteinen der Unterkreide aufgebaut, die unterhalb des Regensteins in mehreren höhlenreichen Felsmassiven zu Tage treten. Aus dem Festgestein entstanden Kreidesandstein- Verwitterungsböden, die an der Nordseite des Gebietes auch von Löss beeinflusst sind. Der Sand, der im Gebiet wenig Eisenbeimengungen enthält, ist fast weiß und wurde bis in die 1930er Jahre abgebaut.

Ausgewählte Lebensraumtypen nach Anhang I der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Ausgewählte Arten nach Anhang II der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Lebensraumtypen und Flora

Das Gebiet wird durch den FFH-LRT 91T0 Flechten-Kiefernwälder (24 ha) geprägt. Er kommt auf sommerlich stark austrocknenden, nährstoffarmen Standorten vor. Hier handelt es sich möglicherweise um ursprüngliche Waldgrenzstandorte, die als „Braune Heide“ bezeichnet wurden.

Die heutige Kiefern-Generation wurde in der Zeit zwischen 1880 und 1930 gepflanzt, einige Bereiche beließ man aber auch als Heiden oder offene Sandflächen. Dennoch breitete sich auch dort die Kiefer aus. Der Flechten-Kiefern-Wald erreichte sein „Optimum“ etwa in der Zeit von 1940 bis 1960. Zunehmende Beschattung, die Bewaldung der Heide und Trockenrasen und die wachsende Nährstoffzufuhr aus der Luft führten zu einem Rückgang der Flechten-Kiefern-Wälder zugunsten wüchsigerer Kiefern-Forste. Auch die typische Struktur der Flechten-Kiefern-Wälder mit ihrem lichten Stand und weit ausladenden, oft am Boden entlang streifenden Ästen ging weitgehend verloren.

Zahlreiche Kiefern mit skurrilen Wuchsformen blieben nur auf den trockensten sowie ärmsten und damit lichtesten Standorten noch erhalten. Hier konzentrieren sich die zahlreiche Flechtenarten, wie Cetraria aculeata, C. islandica, Cladonia arbuscula ssp. mitis, Cl. cervicornis ssp. verticillata, Cl. ciliata, Cl. coniocraea, Cl. digitata, Cl. furcata, Cl. gracilis, Cl. macilenta ssp. floerkeana, Cl. pleurota, Cl. pyxidata und Cl. subulata. Als charakteristische Moose der Flechten-Kiefern-Wälder treten u. a. Dicranum scoparium und Leucobryum glaucum auf, das Rotstengelmoos (Pleurozium schreberi) weist bereits auf anspruchsvollere Humuszustände hinweist. Bemerkenswert ist der Nachweis des neophytischen Mooses Campylopus introflexus, das bei invasivem Auftreten zu einer Gefährdung der Kryptogamenflora zu werden droht. Höhere Pflanzenarten bleiben auf wenige, Trockenheit und Nährstoffarmut ertragende Sippen, wie Besenheide (Calluna vulgaris) und Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa) beschränkt.

Fauna

Das Gebiet stellt einen bedeutenden Sommerlebensraum der Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) dar. Daneben kommen aber auch Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri), Zwerg- (Pipistrellus pipistrellus) und Fransenfledermaus (Myotis nattereri) sowie Braunes Langohr (Plecotus auritus) vor (mdl. Mitt. B. Ohlendorf).

An Vögeln wurden Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus), Rotmilan (Milvus milvus), Wespenbussard (Pernis apivorus), Wanderfalke (Falco peregrinus), Uhu (Buteo buteo), Mittelspecht (Dendrocopos medius), Schwarzspecht (Dryocopus martius), Grauspecht (Picus canus), Grünspecht (Picus viridis), Mauersegler (Apus apus), Wendehals (Jynx torquilla) und Neuntöter (Lanius collurio) beobachtet.

Literatur: 58

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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