Mahlpfuhler Fenn (F35/S26)

Mahlpfuhler Fenn © RANA - Büro für Ökologie und NaturschutzMahlpfuhler Fenn © RANA - Büro für Ökologie und Naturschutz

Größe [ha]: 1.210
Landkreise und kreisfreie Städte: Stendal; Börde
Verwaltungseinheiten:Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte; Verbandsgemeinde Elbe-Heide

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet liegt am Rande der Colbitz-Letzlinger Heide in der Landschaft der „Altmarkheiden“ im Übergang zum „Tangergebiet“. Die weitgehend intakten Zwischenmoorbildungen des Mahlpfuhler Fenns sind als westliche Ausläufer dieser Niederung anzusehen, welche im Übergangsbereich zu den saalekaltzeitlichen Endmoränen und Sandern entstanden. Das meso- bis oligotrophe, saure Hangmoor, das sich über die glazilimnischen, stauenden Beckenbildungen des Warthestadials entwickelte sowie der vielgestaltige Dünenkomplex und wertvolle Eichenmischwälder auf grundwasserbeeinflussten Böden bestimmen den naturschutzfachlichen Wert des Gebietes. Im Bereich des FFH- und flächengleichen Vogelschutzgebietes befindet sich das gleichnamige NSG Mahlpfuhler Fenn (Interaktive Karte der NSG).

Lebensraumtypen und Flora

Das FFH-Gebiet umfasst Wald auf einer Fläche von knapp 994 ha, der Anteil der aktuell kartierten Wald-LRT daran beträgt ca. 25 %. Im Gebiet ist der LRT 9190 Eichenwälder auf Sandebenen (70 ha) mit Pfeifengras (Molinia cerulea), Pillen-Segge (Carex pilulifera) und Haar-Hainsimse (Luzula pilosa) entwickelt. Auf nährstoffbegünstigten, grundwassernahen Standorten kommt der FFH-LRT 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald (46 ha) vor, in dem Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum), Echte Sternmiere (Stellaria holostea) oder Wald-Ziest (Stachys sylvatica) auftreten. Der FFH-LRT 9110 Hainsimsen-Buchenwald (8 ha) stockt in Übergangsbereichen zur Hochfläche. Ihn kennzeichnen Arten wie Schattenblümchen (Maianthemum bifolium), Wiesen-Wachtelweizen (Melampyrum pratense) oder Heidelbeere (Vaccinium myrtillus).
Der FFH-LRT 91D0* Moorwälder (5 ha) ist nur kleinflächig entwickelt. Ihn prägen Moor-Birke (Betrula pubescens), Wald-Kiefer (Pinus sylvestris), Sumpf-Porst (Ledum palustre), Königsfarn (Osmunda regalis) und Glockenheide (Erica tetralix). Auf quelligen Standorten entlang der Fließe und Gräben aber auch auf entwässerten, ursprünglich oligo- bis mesotrophen Moorstandorten haben sich Traubenkirschen-Erlen-Eschen-Wälder und Schwarzerlen-Moorbirken-Wälder entwickelt, die dem FFH-LRT* 91E0 Erlen-Eschenwälder (110 ha) zugerechnet werden. In der Krautschicht treten hier Winkel-Segge (Carex remota), Bitteres Schaumkraut (Cardamine amara), Gegenblättriges Milzkraut (Chrysosplenium oppositifolium), Alpen-Hexenkraut (Circaea alpina) und Scheiden-Goldstern (Gagea spathacea) auf.

Die Moore werden durch Bestände des FFH-LRT 7140 Übergangs- und Schwingrasenmoore (4 ha) vertreten. Auf Grund des noch stabilen und ergiebigen Wasserzustroms aus der Hochfläche der Colbitz-Letzlinger-Heide und im Ergebnis langjähriger Pflegemaßnahmen nehmen diese im Gebiet das aktuelle Standortpotenzial ein. Als charakteristische Arten treten Gemeine Moosbeere (Oxycoccus palustris), Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia) sowie Scheidiges- und Schmalblättriges Wollgras (Eriophorum vaginatum, E. angustifolium) auf. Die Vorkommen der Rosmarinheide (Andromeda polifolia) sind bereits seit langem erloschen.

Der LRT 3160 Dystrophe Seen und Teiche mit Vorkommen von Ockergelbem Wasserschlauch (Utricularia ochroleuca) und Zwiebel-Binse (Juncus bulbosus) konnte ausschließlich als Begleit-LRT zum Lebensraumtyp Übergangs- und Schwingrasenmoore angetroffen werden. Ebenfalls im Mosaik der Moorausbildungen tritt der FFH-LRT 4010 Feuchtheiden auf, der von Glockenheide (Erica tetralix), Pfeifengras (Molinia cerulea) und Besenheide (Calluna vulgaris) aufgebaut wird.

Bestände des FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation (ca. 3 ha) sind mit Vorkommen von Berle (Berula erecta), Sumpf-Wasserstern (Callitriche palustris agg.), Bachbunge (Veronica beccabunga) und Brunnenkresse (Nasturtium officinale agg.) vertreten.

Im Offenland wurde der FFH-LRT 6410 Pfeifengraswiesen (0,5 ha) nur noch sehr kleinflächig angetroffen. Die Wiesen auf Quellstandorten sind sehr artenreich und enthalten neben der namengebenden Art Spitzblütige Binse (Juncus acutiflorus), Breitblättriges und Fuchs´ Knabenkraut (Dactylorhiza majalis, D. fuchsii), Wassernabel (Hydrocotyle palustre), Bach-Nelkenwurz (Geum rivale), Sumpf-Dreizack (Triglochin palustre), Sumpf-Veilchen (Viola palustris), Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris), Kleinen Baldrian (Valeriana dioica) sowie Hirse-, Rispen- und Schnabel-Segge (Carex panicea, C. paniculata, C. rostrata). Weiterhin konnten die FFH-LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren  (1,3 ha) sowie 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (0,4 ha) als magere Kreuzblümchen-Rotschwingel-Wiese nachgewiesen werden. Auf einer Kleinstfläche wurde der FFH-LRT 6230* Borstgrasrasen erfasst, der von Borstgras (Nardus stricta) und Dreizahn (Danthonia decumbens) charakterisiert wird.

Fauna

Der Biber (Castor fiber) bewohnt mit drei Ansiedlungen die Randbereiche und auch der Fischotter (Lutra lutra) frequentiert vor allem am Dollgraben das Gebiet.
Die Strukturvielfalt der Biotope bietet die Voraussetzungen für eine artenreiche Fledermausfauna. Neben der Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus), die hier regelmäßig Fortpflanzungsgemeinschaften bildet, nutzen Großes Mausohr und Bechsteinfledermaus (Myotis myotis, M. bechsteinii) Teilbereiche des Gebietes zumindest als Nahrungshabitat. Unter den 13 weiteren Fledermausarten sind die Vorkommen von Bart- und Brandtfledermaus (Myotis mystacinus, M. brandtii) sowie der Nymphenfledermaus (Myotis alcathoe) hervorzuheben.

Bei aktuellen Erfassungen wurden keine Nachweise der Schlingnatter bekannt. Allerdings existieren Sichtnachweise aus dem westlich angrenzenden FFH-Gebiet „Colbitz-Letzlinger Heide“. Es kann somit als wahrscheinlich angesehen werden, dass die Art auch in den nördlichen Bereichen des Mahlpfuhler Fenns vorkommt.

Wiesentümpel und überstaute Flächen nutzt der Moorfrosch (Rana arvalis) als Laichhabitat.

Da der durch das Gebiet fließende Mühlenbach zum Tanger-System gehört und dort der der Steinbeißer (Cobitis taenia) bereits nachgewiesen wurde, kann davon ausgegangen werden, dass diese Fischart hier ebenfalls vorkommt.

Aktuell wurden im Gebiet Eremit (Osmoderma eremita), Heldbock (Cerambyx cerdo) und Hirschkäfer (Lucanus cervus) nachgewiesen. Für die Entwicklung dieser Arten sind besonders die noch recht zahlreich vorhandenen Alteichen wertvoll. Von der Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale) sind ebenso wie von der Großen Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis) nur Altnachweise bekannt, diejenigen für die letztgenannte Art datieren noch auf 1997. Bemerkenswert ist das Vorkommen des seltenen Rothalsigen Blütenwalzenkäfers (Dermestoides sanguinicollis) und des Bogenförmigen Halsbocks (Leptura arcuata).

Das auch als EU-SPA ausgewiesene Gebiet besitzt wegen seiner Habitate besondere Bedeutung für Brutvogelarten der Wälder sowie feuchter bis nasser Lebensräume. Kranich (Grus grus) und Waldwasserläufer (Tringa ochropus) brüten hier in landesweit bedeutsamen Beständen. Die Bekassine (Gallinago gallinago) als ehemals häufigerer Brutvogel findet aktuell nur noch im Bereich eines Biberstaues besiedelbare Flächen. Bruten des Schwarzstorchs (Ciconia nigra) als langjährigen Brutvogel des Gebietes konnten bis 2008, zuletzt jedoch nur mit sehr geringem Bruterfolg, festgestellt werden. Als Ursachen werden Nahrungsmangel, die Ansiedlung des Seeadlers (Haliaeetus albicilla) sowie wiederholte forstlich bedingte Störungen in Brutplatznähe, angenommen. Bei anhaltender Abnahme des Anteils alter und mittelalter Eichen ist ein Rückgang der Bestände des Mittelspechtes (Dendrocopos medius) zu erwarten.

Literatur: 207, 212, 221, 262, 264, 395, 407, 450

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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