Olbitzbach-Niederung nordöstlich Roßlau (FFH0063)

Olbitzbach-Niederung © Dr. Uwe ZuppkeOlbitzbach-Niederung © Dr. Uwe Zuppke

Größe [ha]: 133
Landkreise und kreisfreie Städte: Wittenberg; Stadt Dessau-Roßlau
Verwaltungseinheiten:Einheitsgemeinde Stadt Coswig (Anhalt); Einheitsgemeinde Stadt Dessau-Roßlau

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet umfasst den Olbitzbach und den Faulen Graben östlich von Roßlau im „Roßlau-Wittenberger Vorfläming“. Beide Gewässer haben ihr Quellgebiet im Fläming und fließen in südliche Richtung zu ihrer Mündung in die Elbe.

Lebensraumtypen und Flora

Die Fließgewässer sind zum Teil stark mäandrierend und weisen zahlreiche Mäanderdurchbrüche, Prall- und Gleithänge sowie Bettverlagerungen auf. Am Faulen Graben haben Elbebiber (Castor fiber) durch die Anlage von Dämmen mehrere Biberseen geschaffen. Der größte Damm hat eine Länge von 30 m und wurde zur Entlastung der direkt anliegenden Bahnlinie verrohrt. Der dort entstandene See hat eine Länge von ca. 300 m und eine Breite von ca. 40 m. Im Kontakt zu den Fließgewässern befinden sich typische Uferlebensräume, wie Feuchte Hochstaudenfluren, Auenwälder sowie verschiedene Röhrichte und Seggenrieder.
Die Fließgewässer sind auf einer Länge von ca. 10 km dem FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation (2 ha) zuzuordnen. Häufige und charakteristische Arten sind Berle (Berula erecta), Bachbunge (Veronica beccabunga), Sumpf-Wasserstern (Callitriche palustris agg.) und Einfacher Igelkolben (Sparganium emersum). In den Biberseen haben sich Alpen- und Berchtolds-Laichkraut (Potamogeton alpinus, P. berchtoldii) etabliert.

Hochstaudenfluren des FFH-LRT 6430 (2 ha) kommen bandförmig entlang der feuchten Uferbereiche der Fließgewässer oder flächig an Grünlandstandorten im Bereich der Steinmühle vor. Sie werden durch die Dynamik der angrenzenden Gewässer beeinflusst und weisen teilweise schon Gehölzsukzession auf. Charakterische Pflanzengesellschaften sind die Brennnessel-Seiden-Zaunwinden-Gesellschaft, die Wasserdost-Gesellschaft und die Brennnessel-Giersch-Saumgesellschaft.
Magere Flachland-Mähwiesen (FFH-LRT 6510) haben sich in der Ortsrandlage von Luko erhalten (1 ha). Die Grünländer werden als Mähweiden genutzt und sind den Fuchsschwanz-Wiesen zugestellt. Wiesen-Schaumkraut (Cardamine pratensis), Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris) und Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi) gehören zu den kennzeichnenden Arten.

Die Wälder im Gebiet beschränken sich auf die bachbegleitenden Bestände des FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwälder (28 ha), die an den Ufern des Olbitzbaches und des Faulen Grabens auf weiten Strecken zu finden sind. Seltener tritt dort der FFH-LRT 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald (1 ha) auf.

Fauna

Als bemerkenswerte Säugetiere besiedeln Biber (Castor fiber) und Fischotter (Lutra lutra) den gesamten Bachlauf. Durch seine Dammbauaktivitäten nimmt der Biber in einigen Gewässerabschnitten deutlichen Einfluss auf dessen Verlauf und Struktur, beispielsweise durch die Ausbildung von Biberseen.
Für Fledermausarten hat das FFH-Gebiet aufgrund seiner Struktur nur eine untergeordnete Bedeutung. Vereinzelt konnten jedoch Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) und Großes Mausohr (Myotis myotis) jagend beobachtet werden.

Lurche, wie der Moorfrosch (Rana arvalis) oder die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus), werden immer wieder in Ufernähe der Fließgewässer festgestellt, bilden aber keine reproduzierenden Bestände. Reproduktion ist in temporären Gewässern in den Feuchtwäldern und in den Biberseen zu erwarten.

Zu den Fischarten im Olbitzbach zählen individuenreiche Bestände des Bachneunauges (Lampetra planeri), die hier gemeinsam mit Populationen weiterer Flämingbäche einen wichtigen Verbreitungsschwerpunkt innerhalb Sachsen-Anhalts haben. Hervorzuheben ist das Vorkommen des Flussneunauges (Lampetra fluviatilis), das aus der Elbe bis in den Mittellauf des Olbitzbaches aufsteigt.

Literatur: 234, 287, 391, 407, 413, 414, 512, 546, 553, 544

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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