Rohnberg, Westerberg und Köhlerholz bei Ilsenburg (FFH0046)

Größe [ha / km]: 448 / 2
Landkreise und kreisfreie Städte: Harz
Verwaltungseinheiten:Einheitsgemeinde Stadt Ilsenburg (Harz); Einheitsgemeinde Nordharz

Gebietsbeschreibung

Das zum Nationalpark „Harz“ gehörende FFH-Gebiet umfasst die Waldteile nordwestlich und südlich von Ilsenburg bis in die Ilse- und Eckeraue und nimmt einen markanten Teil der Nordharz-Abdachung in Höhenlagen von 240 bis 550 m ü. NN ein. Es erstreckt sich in den Landschaften des „Nördlichen Harzrandes“ und des „Nördlichen Harzvorlandes“. Im Schutzgebiet tritt der Ilsestein-Granit als eine mikropegmatische Form des Brockenplutons zutage. Klippen und Blockschutthalden prägen das Bild der Steilhänge. Geologisch interessant ist auch der Quarzitzug, der sich westlich von Ilsenburg erstreckt und nur ärmste, mit Fichten bestockte Böden entstehen lässt.

Lebensraumtypen und Flora

Das Gebiet wird vollständig von Wald eingenommen. Die vorherrschende Waldgesellschaft ist der FFH-LRT 9130 Waldmeister-Buchenwald (290 ha) auf der Südostseite des Köhlerholzes. Neben der Rotbuche (Fagus sylvatica) wird die Baumschicht weiterhin von Berg- und Spitz-Ahorn (Acer pseudoplatanus, A. platanoides), Trauben-Eiche (Quercus petraea), Hainbuche (Carpinus betules), Vogel-Kirsche (Prunus avium) und vereinzelt Winter-Linde (Tilia cordata) aufgebaut. Typische Arten der Bodenvegetation sind Waldmeister (Galium odoratum), Ausdauerndes Bingelkraut (Mercurialis perennis), Einblütiges Perlgras (Melica uniflora) und Wald-Flattergras (Milium effusum). In den Jahren 2000 und 2002 wurde hier der in ganz Mitteleuropa sehr seltene Blattlose Widerbart (Epipogium aphyllum) nachgewiesen.
Am Wienberg gibt es Übergänge zum FFH-LRT 9150 Orchideen-Buchenwald (1 ha), der besonders durch die Orchideen-Arten Weißes- und Rotes- sowie Schwertblättriges Waldvögelein (Cephalanthera damasonium, C. rubra, C. longifolia) charakterisiert wird. Darüber hinaus sind Breitblättriger Sitter (Epipactis helleborine), Kleinblättrige Stendelwurz (E. microphylla), Vogel-Nestwurz (Neottia nidus-avis) und insbesondere der nur jahrweise auftretende Blattlose Widerbart (Epipogium aphyllum) bemerkenswert. Die Bestände des FFH-LRT 9110 Hainsimsen-Buchenwald (100 ha) besiedeln sowohl die Steilhanglagen des westlichen Ilsetals als auch einen Teil der Höhenlagen, soweit diese nicht von Fichtenforsten eingenommen werden. Auf der Hochfläche zwischen 500 und 600 m ü. NN geht der Hainsimsen- in einen Fichten-Buchen-Wald über, dessen Fichten-Anteile in dieser Höhenlage jedoch weitgehend forstlichen Ursprungs sein dürften. Kennzeichnend sind hier Wolliges Reitgras (Calamagrostis villosa), Schattenblümchen (Maianthemum bifolium) und Europäischen Siebenstern (Trientalis europaea).
Der FFH-LRT 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (48 ha) als anthropogene Ersatzgesellschaft der Buchenwälder kommt im Köhlerholz vor. Typische Arten in der Bodenvegetation sind als Folge des höheren Lichtgenusses beispielsweise das Wald-Knaulgras (Dactylis polygama), Nickendes Perlgras (Melica nutans), Echtes Lungenkraut (Pulmonaria officinalis), Gefleckter Aronstab (Arum maculatum), Gelbes Windröschen (Anemone ranunculoides) und Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula persicifolia). Buchenreiche Ausprägungen belegen eine Rückentwicklung zum Waldmeister-Buchenwald. Im Klippenbereich des Ilsesteins kommt eine Waldgesellschaft vor, die in Sachsen-Anhalt sehr selten ist. Es ist der Habichtskraut-Kiefern-Wald mit den charakteristischen Arten Bleiches Habichtskraut (Hieracium schmidtii), Preiselbeere (Vaccinium vitis-idea) und Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi).
Nur an wenigen Stellen an der Ilse und am Suenbach sind kleinflächig saumartige Strukturen des FFH-LRT 91E0* Erlen-Eschenwälder (3 ha) ausgebildet. Die Bodenvegetation wird gekennzeichnet von Riesen-Schwingel (Festuca gigantea), Großem Hexenkraut (Circaea lutetiana), Bitterem Schaumkraut (Cardamine amara), Winkel-Segge (Carex remota), Wald-Schachtelhalm (Equisetum sylvaticum) und den Milzkraut-Arten (Chrysosplenium oppositifolium und C. alternifolium).

Fließgewässer des FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation (1 ha) sind im Ilsetal minimal ausgeprägt. Zwar kommen Flutender Wasserhahnenfuß (Ranunculus fluitans) und Wasserstern (Callitriche palustris agg.) in der Ilse vor, können sich aber durch den niedrigen pH-Wert (zwischen 4 und 5) und den geringen Nährstoffgehalt nicht bestandsbildend entwickeln.

Fauna

Die Wildkatze (Felis silvestris) hat im Gebiet einen Verbreitungsschwerpunkt im Harz. Der Feuersalamander (Salamandra salamandra) findet in den kühlfeuchten Tälern geeignete Lebensbedingungen. Bei Erfassungen der Fische wurde in den naturnahen Abschnitten der Ilse die Groppe (Cottus gobio) mehrfach nachgewiesen. In dem Gewässer kommt auch die Bachforelle (Salmo trutta fario) vor.

Naturschutzfachlich hervorzuheben sind einige Insektenarten im Gebiet. Für den Hirschkäfer (Lucanus cervus) gibt es zahlreiche Meldungen aus dem Bereich Ilsenburg. Als weitere Schröterart ist der Kopfhornschröter (Sinodendron cylindricum) zu nennen. Außerdem wurden die seltenen Schnellkäfer Harpulus atratus, H. solitaris und H. honestus sowie die Laufkäfer Nebria salina, Olisthopus rotundus und Bradycellus caucasicus gefunden. Hoch spezialisiert in den Beeren des Christophskrautes (Actaea spicata) lebt die Raupe der Blütenspannerart Eupithecia immundata, die hier einen von zwei aktuellen Fundorten in Sachsen-Anhalt besitzt.

Für das auch an das EU-SPA Vogelschutzgebiet Harz angrenzende FFH-Gebiet seien Wasseramsel (Cinclus cinclus), Gebirgsstelze (Motacilla cinerea) und Wanderfalke (Falco peregrinus), Schwarzspecht (Dryocopus martius) und Grauspecht (Picus canus) als bemerkenswerte Brutvögel hervorgehoben.

Literatur: 30, 79, 156, 159, 207, 212, 264, 296, 467

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

Links / Dokumente

Hauptteil (N2000-LVO LSA)

Gebietsbezogene Anlage (N2000-LVO)

Erhaltungs- und Wiederherstellungsmaßnahmen

Auf den Flächen innerhalb des Nationalparks Harz gilt das Gesetz über den Nationalpark „Harz (Sachsen-Anhalt)“.
GVBl. LSA 2005, S. 816

Den Standarddatenbogen und die Meldekarte des Gebietes finden Sie auf der Internetseite des Landesamtes für Umweltschutz.

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