Secantsgraben, Milde und Biese (FFH0016)

Überblick © Sabrina WolfÜberblick © Sabrina Wolf

Größe [ha / km]: 115 / 365
Landkreise und kreisfreie Städte: Altmarkkreis Salzwedel; Stendal
Verwaltungseinheiten:Einheitsgemeinde Stadt Bismark (Altmark); Einheitsgemeinde Stadt Kalbe (Milde); Einheitsgemeinde Hansestadt Gardelegen; Verbandsgemeinde Seehausen (Altmark); Einheitsgemeinde Hansestadt Osterburg (Altmark)

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet erstreckt sich von Teilflächen östlich Seethen westlich Stendal durch drei Niederungsgebiete entlang des Secantsgrabens, der Milde und letztlich der Biese über Osterburg bis Seehausen. Als Fließgewässer und Niederungsgebiet repräsentiert es die mittlere Altmark mit mehreren Landschaftseinheiten als alte Kulturlandschaft auf Standorten mit überwiegend landwirtschaftlicher Nutzung. Unter- und Mittellauf fließen in der Landschaft der „Östlichen Altmarkplatten“. Die Biese bildet abschnittsweise die Grenze zu den „Westlichen Altmarkplatten“ und dringt mit ihrem Unterlauf in die Wische als Teil des „Werbener Elbetales“ vor, ehe sie dem Aland zufließt.

Ausgewählte Arten nach Anhang IV der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Lebensraumtypen und Flora

Die Fließgewässer werden von zahlreichen Arten der Wasserpflanzen besiedelt und gehören zum FFH-LRT 3260 Flüsse mit Wasservegetation (153 ha). Charakteristisch sind Berle (Berula ercta), Brunnenkresse (Nasturtium officinale agg.), Sumpf-Wasserstern (Callitriche palustris), Kamm-, Durchwachsenblättriges und Schwimmendes Laichkraut (Potamogeton pectinatus, P. perfoliatus, P. natans), Pfeilkraut (Sagittaria sagittifolia), Einfacher Igelkolben (Sparganium emersum), Blauer Wasser-Ehrenpreis (Veronica anagallis- aquatica) und Schwanenblume (Butomus umbellatus). In langsam fließenden bis stehenden Gewässerabschnitten siedeln auch Stillwasserarten, wie Froschbiss (Hydrocharis morsus-ranae), Spiegelndes Laichkraut (Potamogeton lucens), Spreizender Hahnenfuß (Ranunculus circinatus) und Seekanne (Nymphoides peltata).

Im Grünland sind nur kleinflächig artenreichere Ausbildungen erhalten, die zum FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (13 ha) zählen. In den Honiggras-Wiesen siedeln Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis), Rasen-Schmiele (Deschampsia cespitosa), Rot-Schwingel (Festuca rubra), Wiesen-Rispe (Festuca pratensis), Herbst-Löwenzahn (Scorzoneroides autumnalis), Scharfer Hahnenfuß (Ranunculus acris), Vogel-Wicke (Vicia cracca), Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi) und Sumpf-Schafgarbe (Achillea ptarmica).
Bestände des FFH-LRT 6430 Feuchte Hochstaudenfluren sind als Begleitbiotope in der Fläche des Fließgewässer-LRT enthalten. Sie werden von Wasserdost (Eupatorium cannabinum), Rauhaarigem Weidenröschen (Epilobium hirsutum), Zaun-Wicke (Calystegia sepium), Blutweiderich (Lythrum salicaria), Knotiger Braunwurz (Scrophularia nodosa) und Wald-Simse (Scirpus sylvaticus) aufgebaut.

Wald tritt nur kleinflächig als FFH-LRT 9160 Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald (2 ha) auf. Dabei handelt es sich um einen alten Bestand, dessen Baumschicht von Stiel-Eiche (Quercus robur) und Hainbuche (Carpinus betulus) aufgebaut wird. In der Strauchschicht kommen Hasel (Corylus avellana), Pfaffenhütchen (Euonymus europaeus), Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus), Blutroter Hartriegel (Cornus sanguinea) und Deutsches Geißblatt (Lonicera periclymenum) vor. In der Krautschicht treten Echte Sternmiere (Stellaria holostea), Buschwindröschen (Anemone nemorosa), Winkel-Segge (Carex remota), Breitblättriger Sitter (Epipactis helleborine), Wald-Flattergras (Milium effusum) und Vielblütige Weißwurz (Polygonatum multiflorum) auf.

Fauna

Die Gewässer bieten Biber (Castor fiber) und Fischotter (Lutra lutra) aus strukturellen Gründen lediglich einen wenig geeigneten Lebensraum. Sie haben aber eine große Bedeutung für die Arten als Migrationskorridor innerhalb des überregionalen Lebensraumverbunds.

Zauneidechsen (Lacerta agilis) konnten vereinzelt im Gebiet an trockenen Stellen nachgewiesen werden.

Die Knoblauchkröte (Pelobates fuscus), die in den grabbaren Substraten der umgebenden Ackerflächen Möglichkeiten des Tagesaufenthaltes findet, besiedelt im Frühjahr die Gräben, um dort zu laichen. Von Gebüsch bestandene Abschnitte werden vom Laubfrosch (Hyla arborea) bewohnt. Auch der Moorfrosch (Rana arvalis) lebt im Gebiet in Wiesenweihern und an sumpfigen Grabenrändern. Drei Vorkommen des Kammmolches (Triturus cristatus) in zwei Weihern und einem Tümpel konnten im Gebiet aktuell bestätigt werden.

In der Biese und der Milde wurde der Steinbeißer (Cobitis taenia) nachgewiesen (u. a. Fangstatistik LHW). Es waren jedoch stets nur kleine Bestände in unverschlammten, sandigen Abschnitten. In den weit verzweigten Grabensystemen westlich von Bismark und südlich von Kalbe kommt in Abhängigkeit von der Intensität der Grabenunterhaltung der Schlammpeitzger (Misgurnus fossilis) vor. Auch vom Bitterling (Rhodeus amarus) wurden einige Tiere gefangen.

Für die Bäke liegen aktuelle Nachweise der Helm-Azurjungfer (Coenagrion mercuriale) vor. Von der Grünen Keiljungfer (Ophiogomphus cecilia) wurden 1997 Larven in der Biese bei Schliecksdorf festgestellt.

Teile des FFH-Gebietes liegen innerhalb eines EU SPA. Einen besonderen Wert besitzt das Gebiet vor allem für die auf den Wiesen der Niederungslandschaft brütenden Vogelarten Kiebitz (Vanellus vanellus), Großer Brachvogel (Numenius arquata) und Bekassine (Gallinago gallinago) sowie Sumpfohreule (Asio flammeus). Das Grabensystem dient den in den umgebenden Dörfern in hoher Dichte siedelnden Weißstörchen (Ciconia ciconia) als Nahrungsraum. Kornweihe (Circus cyaneus) und Raufußbussard (Buteo lagopus) überwintern regelmäßig in bedeutender Anzahl. Größere Rastplätze von Kranichen (Grus grus) stellen im Frühjahr vor allem die Mildeniederung, im Herbst hingegen die Secantsgrabenniederung dar.

Literatur: 15, 16, 29, 40, 59, 61, 62, 64, 65, 85, 143, 246, 264, 367, 407, 441, 515

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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