Steingraben bei Städten (FFH0192)

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Größe [ha]: 40
Landkreise und kreisfreie Städte: Burgenlandkreis
Verwaltungseinheiten:Verbandsgemeinde An der Finne; Verbandsgemeinde Unstruttal

Gebietsbeschreibung

Das FFH-Gebiet liegt in den Gemeinden Balgstädt und Lanitz-Hassel-Tal in der Landschaft der „Saale-Ilm-Muschelkalkplatten“. Es erfasst ein zweiteiliges Trockentalsystem, welches sich bis 20 m tief in das überwiegend landwirtschaftlich geprägte Umfeld einschneidet. Der Untergrund besteht aus Muschelkalk. Durch Erosion der Lössdecken steht an den Hangschultern und oberen steileren Grabenbereichen der Muschelkalk direkt oberflächlich an. An den Unterhängen wurde kolluvialer Löss abgelagert. Das Talsystem des Steingrabens führt nur temporär Wasser. Freigespülte Muschelkalkbänke weisen aber darauf hin, dass hier unter bestimmten Bedingungen regelmäßig noch ein Wasserabfluss stattfindet.

Ausgewählte Arten nach Anhang II der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Lebensraumtypen und Flora

Wald nimmt den größten Flächenanteil im FFH-Gebiet ein. Dominierend sind die Bestände des FFH-LRT 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (14 ha). Es sind typische Mittelwälder, in denen Licht liebende Orchideen, wie Großes Zweiblatt (Listera ovata), Grüne und Zweiblättrige Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha, P. bifolia) und Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea), auftreten. Im FFH-LRT 9180* Schlucht- und Hangmischwälder (5 ha) kommt als kennzeichnende Art der Zerbrechliche Blasenfarn (Cystopteris fragilis) vor.

Offenland-Lebensräume sind nur in geringer Flächengröße vorhanden. Bedeutsam sind die Flächen mit dem FFH-LRT 6210 Kalk-Trockenrasen (1 ha) (*orchideenreiche Bestände). Die Gesellschaften werden von Fieder-Zwenke (Brachypodium pinnatum) und Aufrechter Trespe (Bromus erectus) aufgebaut, in denen weiterhin Pyramiden-Schillergras (Koeleria pyramidata), Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria), Großblütige Braunelle (Prunella grandiflora) und Wiesen-Primel (Primula veris) vertreten sind. Charakteristische Orchideen sind Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea), Helm-Knabenkraut (Orchis militaris), Dreizähniges Knabenkraut (Orchis tridentata), Große Händelwurz (Gymnadenia conopsea), Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera) und Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera). Der Frauenschuh (Cypripedium calceolus) als Art des Anhangs II der FFH-Richtlinie konnte nicht mehr gefunden werden. Der FFH-LRT 6510 Magere Flachland-Mähwiesen (0,5 ha) tritt auf frischen Standorten hinzu.

Fauna

Im Gebiet wurde die Haselmaus (Muscardinus avellarius) nachgewiesen. Es hat besondere Bedeutung für Fledermausarten. Wichtig für das Vorkommen des Großen Mausohrs (Myotis myotis) sind die vorhandenen Laub- und Laubmischbestände mit geringer Bodenvegetation. Die Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) nutzt vermutlich das gesamte Gebiet als Habitat. Entsprechend der Habitatpräferenzen befinden sich die bevorzugten Jagdlebensräume in naturnahen Laubmischwäldern. Weiterhin kommen Braunes Langohr (Plecotus auritus), Breitflügel-, Brandt-, Fransen-, Bart- und Nymphenfledermaus (Eptesicus serotinus, Myotis brandtii, M. natteri, M. mystacinus, M. alcathoe) sowie Großer und Kleinabendsegler (Nyctalus noctula, N. leisleri) vor. In den Offenlandlebensräumen des Gebietes findet die Schlingnatter (Coronella austriaca) geeigneten Lebensraum, wo auch die Zauneidechse (Lacerta agilis) als ihre Hauptbeute vorkommt.

Literatur: 145, 281

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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