Trockenrasenhänge nördlich des Süßen Sees (FFH0112)

Kalk-Pionierrasen am Hang © Salix - Büro für Ökologie und LandschaftsplanungKalk-Pionierrasen am Hang © Salix - Büro für Ökologie und Landschaftsplanung

Größe [ha]: 84
Landkreise und kreisfreie Städte: Mansfeld-Südharz
Verwaltungseinheiten: Einheitsgemeinde Stadt Lutherstadt Eisleben; Einheitsgemeinde Seegebiet Mansfelder Land

Gebietsbeschreibung

Am Nordufer des Süßen Sees in der Landschaftseinheit des „Östlichen Harzvorlandes“, die durch ein ausgeprägt kontinentales Klima im Mitteldeutschen Trockengebiet gekennzeichnet ist, erstreckt sich das FFH-Gebiet. Es gliedert sich in drei Teilflächen, die sich ganz oder teilweise mit Naturschutzgebieten überschneiden. Es handelt sich dabei um das NSG Galgenberg und Fuchshöhlen, das NSG Hasenwinkel und das NSG Lämmerberg und Vockenwinkel (Interaktive Karte der NSG). Den geologischen Untergrund bilden die triassischen Buntsandstein- und Muschelkalkschichten der Mansfelder Mulde. In ihrem südlichen Teil dehnt sich von Eisleben bis vor die Tore der Stadt Halle die durch unterirdische Subrosion der Zechsteinsalze an der Flanke des Teutschenthaler Sattels verursachte langgestreckte Auslaugungssenke der Mansfelder Seen aus. Dazu gehört auch der Süße See. Durch Salzauslaugungen ist die flache Niederung (Salzspiegeltal) des Süßen Sees entstanden. Nördlich daran schließt sich ein Hangkomplex an. Für das Relief des Gebietes sind Einbruchskessel, Zerrungsspalten und Erdfälle, steile Erosionsrinnen und Schluchten kennzeichnend. Weithin überlagern flächendeckend weichselkaltzeitliche Lössbildungen den Untergrund.

Ausgewählte Arten nach Anhang II der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Ausgewählte Arten nach Anhang IV der FFH-RichtlinieTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Lebensraumtypen und Flora

Das Gebiet erhält seinen besonderen naturschutzfachlichen Wert durch das Vorhandensein von Steppen-Trockenrasen und -Gebüschen sowie von Kalk-Trocken- und -Pionierrasen. Auf mikroklimatisch und edaphisch extremen Südhanglagen wächst der FFH-LRT 6240* Steppen-Trockenrasen (13 ha). Es sind Bestände des Furchenschwingel-Fiederzwenken-Rasens, in denen als charakteristische, kontinental verbreitete Arten Feinblättrige Schafgarbe (Achillea setacea), Frühlings-Adonisröschen (Adonis vernalis), Dänischer und Stengelloser Tragant (Astragalus danicus, A. excapus), Steppen-Segge (Carex supina) und  Zottige Fahnenwicke (Oxytropis pilosa) auftreten. Kleinflächig kommt als weitere Gesellschaft der Federgras-Steppenrasen mit Pfriemengras (Stipa capillata) und Walliser Schwingel (Festuca valesiaca) vor.
Im Verbund mit den Steppenrasen siedelt der FFH-LRT 40A0* Steppen-Gebüsche (0,1 ha). Dabei handelt es sich um z. T. lockere und lückige Gebüsche aus Steppen-Kirsche (Prunus fruticosa) mit an Kryptogamen reichen, offenen Bodenstellen, aber auch geschlossenere Bestände, in denen Berberitze (Berberis vulgaris) und Schlehe (Prunus spinosa) siedeln. Charakteristische Arten der Feldschicht sind Vertreter der Steppenrasen wie Astlose Graslilie (Anthericum liliago), Sichel-Hasenohr (Bupleurum falcatum), Blaugrünes Labkraut (Galium glaucum), Wimper-Perlgras (Melica ciliata) oder Pferde-Sesel (Seseli hippomarathrum).
Auf tiefgründigen Lössstandorten in weniger extremer Exposition kommt der FFH-LRT 6210 Kalk-Trockenrasen (15 ha) zur Ausbildung. Diesen Halbtrockenrasen fehlen die charakteristischen kontinentalen Arten. Neben dem Furchenschwingel-Fiederzwenken-Rasen ist auch die Mädesüß-Wiesenhafer-Gesellschaft entwickelt.
Auf flachgründigen, offenen Standorten erscheinen die Flächen mit dem FFH-LRT 6110* Kalk-Pionierrasen (0,5 ha). Die Vegetation setzt sich aus Arten wie Gemeiner Steinquendel (Acinos arvensis), Berg-Gamander (Teucrium montanum), Frühblühender Thymian (Thymus praecox) sowie den Ephemeren Quendel-Sandkraut (Arenaria serpyllifolia), Zwerg-Hornkraut (Cerastium pumilum) und Hungerblümchen (Erophila verna) zusammen.
Nur sehr kleinflächig sind Bestände des FFH-LRT 4030 Trockene Heiden (< 0,1 ha) anzutreffen. In der von Besenheide (Calluna vulgaris) beherrschten Gesellschaft kommen Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias), Rot-Straußgras (Agrostis capillaris), Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella) und Gemeine Hainsimse (Luzula campestris) vor.

Als Waldgesellschaft ist der FFH-LRT 9170 Labkraut-Eichen-Hainbuchenwald (4 ha) repräsentativ für das Gebiet. Seine Baumschicht wird aus Feld- und Spitz-Ahorn (Acer campestre, A. platanoides), Hainbuche (Carpinus betulus) sowie Stiel- und Trauben-Eiche (Quercus robur, Q. petraea) aufgebaut. In der Strauchschicht erscheinen Hasel (Corylus avellana) und Schwarzer Holunder (Sambucus nigra). Charakteristische Arten der Feldschicht sind Giersch (Aegopodium podagraria), Gefleckter Aronstab (Arum maculatum), Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium), Echte Sternmiere (Stellaria holostea) und Wunder-Veilchen (Viola mirabilis). Den ausgeprägten Frühjahrsaspekt bestimmen Buschwindröschen und Gelbes Windröschen (Anemone nemorosa, A. ranunculoides), Wald-Goldstern (Gagea lutea), Frühlings-Schlüsselblume (Primula veris), Türkenbund-Lilie (Lilium martagon) und Scharbockskraut (Ranunculus ficaria). Naturschutzfachlich hervorzuheben sind das Vorkommen von Zwerg- und Mittlerem Lerchensporn (Corydalis pumila, C. intermedia) und Kleinem Goldstern (Gagea minima). Feldulmen-Hangwaldbestände bilden eine Initialgesellschaft, die sich durch das Auftreten von Nitrophyten wie Knoblauchsrauke (Alliaria petiolata) und Kleb-Labkraut (Galium aparine) auszeichnen.

Fauna

Für die Zauneidechse (Lacerta agilis) bieten die subkontinentalen Steppen- und die Kalk-Trockenrasen in Verbindung mit dem angrenzenden Laubwald geeigneten Lebensraum. Mit dem Vorkommen der Schlingnatter (Coronella austriaca) ist zu rechnen.
Für das Gebiet und dessen Umfeld gibt es regelmäßige Nachweise vom Hirschkäfer (Lucanus cervus), besonders im Bereich von Wormsleben bis Seeburg und weiterführend bis Höhnstedt. Streuobstbestände bilden das Entwicklungshabitat der Art. Die bekannten, vom Hirschkäfer besiedelten Bereiche befinden sich derzeit allerdings nicht im FFH-Gebiet. Bemerkenswert sind die Nachweise der auf wertvolle Xerothermstandorte Sachsen-Anhalts, Thüringens und Baden-Württembergs beschränkten Schwebfliegenart Merodon rufus.

Literatur: 150, 207, 212, 264, 481

verändert nach:

Jentzsch, M. und Reichhoff, L. (2013): Handbuch der FFH-Gebiete Sachsen-Anhalts. Hrsg. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 616 Seiten

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