Zerbster Land (SPA0002)

Die weiträumig nahezu ebene Landschaft wird intensiv ackerbaulich genutzt © Nora Wuttke (ÖKOTOP - Büro für angewandte Landschaftsökologie)Die weiträumig nahezu ebene Landschaft wird intensiv ackerbaulich genutzt © Nora Wuttke (ÖKOTOP - Büro für angewandte Landschaftsökologie)

Größe [ha]:6.207
Landkreise und kreisfreie Städte:Anhalt-Bitterfeld; Stadt Dessau-Roßlau; Jerichower Land
Verwaltungseinheiten:Einheitsgemeinde Stadt Gommern; Einheitsgemeinde Stadt Möckern; Einheitsgemeinde Stadt Zerbst/Anhalt; Einheitsgemeinde Stadt Dessau-Roßlau

Gebietsbeschreibung

Das 6.207 ha große EU SPA befindet sich im Osten Sachsen-Anhalts. Es ist in vier räumlich voneinander getrennte Teilgebiete gegliedert, die sich nördlich und südlich von Zerbst befinden. Die vier Teilgebiete (TG) stellen zugleich das LSG "Zerbster Land" dar. Das EU SPA Zerbster Land wurde bereits 1992 an die EU-Kommission gemeldet (DORNBUSCH et al. 1996) und im Jahr 2000 auf die heutige Flächengröße erweitert. Das Vogelschutzgebiet wurde 2018 mit Inkrafttreten der Landesverordnung Natura 2000 (N2000-LVO LSA) rechtlich gesichert.

Die besondere internationale Bedeutung des Gebietes liegt in einem erhaltenen Reliktvorkommen der Großtrappe, zu dessen Schutz hier ab 1972 Trappenschongebiete ausgewiesen wurden (DORNBUSCH et al. 1996). Die heutige Teilung des EU SPA in vier separate Gebiete ergibt sich aus der ursprünglichen Ausweisung der Flächen als Trappenschongebiete und aus der Lage der Trappeneinstandsgebiete (SCHÄFER 2005). Im Süden befindet sich das 2.021 ha große TG Steckby in direkter Nachbarschaft zum EU SPA Mittlere Elbe einschließlich Steckby-Lödderitzer Forst. Die weitläufigen Ackerflächen erstrecken sich zwischen Steutz, Steckby, Leps und Pakendorf. Die Bundesstraße B 187a verläuft zentral durch das Teilgebiet. Das größte Teilgebiet (TG Schora mit 3.272 ha) befindet sich nordwestlich von Zerbst, links- und rechtsseitig der Bundesstraße B 184. Zudem verläuft eine seit einigen Jahren stillgelegte Bahntrasse in West-Ost-Richtung durch das Teilgebiet. Innerhalb dieses Teilgebietes befindet sich das NSG "Osterwesten" (Interaktive Karte der NSG), das als Rückzugsmöglichkeit für die Großtrappe ausgewiesen wurde. Ein weiteres Teilgebiet (TG Dalchau mit 601 ha) liegt nördlich davon bei Dalchau. Das kleinste (313 ha) der Teilgebiete (TG Lindau) befindet sich im Osten zwischen den Orten Lindau und Deetz südlich der stillgelegten Bahntrasse, die hier teilweise die Grenze des EU SPA bildet.

Die Teilgebiete Steckby, Schora und Dalchau erstrecken sich innerhalb der Landschaftseinheit Zerbster Ackerland, das östlichste Teilgebiet liegt im Roßlau-Wittenberger Vorfläming. Der Naturraum des Zerbster Lands wurde eiszeitlich und nacheiszeitlich geformt. Die relativ flache, ebene Landschaft erreicht Höhen von 60 bis 90 m ü. NN. Großräumig wird das Gebiet durch die Ehle und die Nuthe in die Elbe entwässert. Die Altmoränenlandschaft weist gute Böden (verschiedene Braun- und im elbtalnahen Raum vernässte Schwarzerden) mit relativ hohen Bodenzahlen auf. Die vier Teilgebiete des EU SPA sind dementsprechend hauptsächlich durch Ackerflächen (laut Standarddatenbogen 96 % der Gesamtfläche) charakterisiert und durch eine intensive landwirtschaftliche Nutzung geprägt. Teilweise werden Straßen oder Gräben von Obstbaumalleen, Hecken und Gebüschreihen gesäumt, welche das intensiv ackerbaulich genutzte Gebiet auflockern (SCHÄFER 2005). Eine größere Wald­äche (Kiefernforst) befindet sich im südlichen Teilgebiet nordwestlich von Steutz. Zudem gibt es hier nordöstlich von Steutz ein weiteres größeres Gehölz. Im größten der vier Teilgebiete ragen nördlich des Dorfes Schora zwei Ausläufer des Leitzkauer Forstes in das EU SPA hinein.

Im Teilgebiet Steckby sind auf sandigen Böden kleinflächige, trockene und teilweise hochstaudenreiche Grünlandflächen und Grünbrachen vorhanden, die sich auf aufgelassenen Ackerflächen entwickelt haben. Auch nördlich von Schora befinden sich in einer Grabenniederung kleinere, als Weiden genutzte Grünlandbereiche (SCHÄFER 2005). Die zwei kleinen Teilgebiete Dalchau und Lindau sind ausschließlich durch Ackerflächen charakterisiert und besitzen nur einen sehr geringen Anteil an Gehölzstrukturen. Ruderal- und Segetalgesellschaften sind die vorherrschenden Pflanzengesellschaften, mit Klatschmohn, Klette, Brennnessel, Geruchloser Kamille u. a. als typische ackerbegleitende Arten. Im EU SPA waren bis 2007 noch in größerem Umfang Ackerbrachen vorhanden.

Bedeutung als Vogelschutzgebiet

Das Zerbster Land ist ein weitgehend einheitlich strukturierter Ackerland-Komplex aus vier Teilgebieten. Als Besonderheit ist das NSG Osterwesten zu nennen, das als Schutzgebiet für die Großtrappe ausgewiesen wurde.

Brutvögel

Im Zerbster Land finden Brutvögel der Agrar- und Offenlandschaft ihren Lebensraum. Ein Charaktervogel für das Gebiet ist die Großtrappe. Ehemals gab es traditionelle Einstandsgebiete bei Ladeburg, Schora und Steckby (DORNBUSCH 1985). WEBER et al. (2003) geben noch 3 Exemplare an, während die Art bei der Erfassung 2004 nicht nachgewiesen wurde. Ab dem Jahr 2006 liegen wieder Beobachtungen einzelner Tiere aus dem Zerbster Land bzw. der näheren Umgebung vor (FISCHER & DORNBUSCH 2007). Eine Wiederbesiedlung ist nicht auszuschließen. Von der Staatlichen Vogelschutzwarte Steckby wird der Bestand mit bis zu drei Vögeln angegeben. Damit ist das Zerbster Land neben dem EU SPA Fiener Bruch das zweite EU SPA Sachsen-Anhalts mit Vorkommen der Großtrappe innerhalb der letzten 15 Jahre. Eine Besonderheit ist die Wiesenweihe, die im Erfassungsjahr mit einem Revier nachgewiesen werden konnte (SCHÄFER 2005).

Als typische Arten der offenen Landschaft kommen Neuntöter, Sperbergrasmücke, Heidelerche, Ortolan, Rebhuhn, Wachtel und Grauammer vor. Besonders bemerkenswert sind die hohen Dichten von Ortolan mit 28 BP und Grauammer mit 89 BP. Auch einzelne Paare von Kiebitz und Raubwürger sind aus dem Gebiet bekannt (SCHÄFER 2005).

Rastvögel

Auch als Rast- und Überwinterungsgebiet hat das Zerbster Land eine wichtige Funktion. Hier sei insbesondere die hohe Zahl an rastenden Saatgänsen erwähnt. Aber auch über eintausend Goldregenpfeifer, mehrere Tausend Kiebitze und Hunderte von Kranichen rasten regelmäßig im Gebiet.

Literatur

verändert nach:

MAMMEN, K. & U.; DORNBUSCH, G.; FISCHER, S. (2013): Die Europäischen Vogelschutzgebiete des Landes Sachsen-Anhalt, Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 10/2013.

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