Wendelstein

© Jens Stolle© Jens Stolle

Größe [ha]:100,00
Landkreise und kreisfreie Städte:Burgenlandkreis
Verordnung vom:20. November 2002

Lage

Das NSG "Wendelstein" (ca. 114 bis 140 m ü. NN) befindet sich 2 km südöstlich von Roßleben. Es umfaßt die südexponierten Unterhänge des Wendelsteiner Burgberges sowie die Unstrutaue südlich von Wendelstein mit Unstrut, zwei Unstrutaltarmen und den Resten eines Mühlgrabens.

Beschreibung des Geländes

Das NSG liegt zwischen der Sachsenburger Pforte, dem Durchbruch der Unstrut durch die steilgestellten Muschelkalkschichten, und dem Durchbruch der Unteren Unstrut durch den Buntsandstein östlich von Memleben. Es stellt einen repräsentativen Ausschnitt des in diesem Bereich durch Auslaugungsvorgänge und Aufschotterung gebildeten 5 - 8 km breiten Unstruttales dar. Am linken Talrand im Bereich von Wendelstein bildet ein Zechsteinstreifen in Gips einen weithin sichtbaren 30 m hohen Steilhang.

Vegetation

Auf den Plateaulagen westlich der Burg Wendelstein wächst das Mesobrometum mit

  • Echtem Schafschwingel (Festuca ovina),
  • Aufrechter Trespe (Bromus erectus),
  • Golddistel (Carlina vulgaris) und
  • Feld-Mannstreu (Eryngium campestre).

Wertvolle Vegetationskomplexe des Seslerio-Xerobromions mit Blaugras (Sesleria albicans) und Furchenschwingel (Festuca rupicola) besiedeln die steil abfallenden Felshänge.
Neben nahezu vegetationsfreien Flächen mit
Scharfem Mauerpfeffer (Sedum acre), Krustenflechten und Moosen treten Polsterpflanzen bzw. Kryptophyten auf.
An den südexponierten Felshängen kommen seltene Arten wie

  • Berg-Steinkraut (Alyssum montanum),
  • Badener Rispengras (Poa badensis) und
  • Pfriemengras (Stipa capillata) vor.

Außerdem wurde im NSG die landesweit als ausgestorben geltende Panzer-Sommerwurz (Orobanche artemisiae-campestris) wiedergefunden.

Den Bereich der Altwässer zeichnen Schilfsäume und Gebüsche aus. Ein Kopfweidenbestand aus Fahlweiden (Salix x rubens) am östlichen Altarm ist besonders landschaftsprägend und lebensraumbedeutsam.

Fauna

Das Naturschutzgebiet hat als Lebensraum für seltene Brutvogelarten (siehe Übersicht) besondere Bedeutung.

Ausgewählte Brutvogelarten des NSG "Wendelstein"

Rotmilan Milvus milvus
Rohrweihe Circus aeruginosus
Eisvogel Alcedo atthis
Drosselrohrsänger Acrocephalus arundinaceus
Beutelmeise Remiz pendulinus
Schafstelze Motacilla flava
Reiherente Aythya fuligula
Zwergtaucher  Podiceps ruficollis
Zaunkönig Troglodytes troglodytes
Rohrammer Emberiza schoeniclus
Nachtigall Luscinia megarhynchos

Dieses Gebiet ist auch Nahrungshabitat für den Weißstorch (Ciconia ciconia) sowie Rastplatz für

  • Kiebitz (Vanellus vanellus),
  • Haubentaucher (Podiceps cristatus),
  • Purpurreiher (Ardea purpurea) und
  • Singschwan (Cygnus cygnus).

Eine individuenreiche Ringelnatterpopulation sowie Zauneidechse und Erdkröte (Bufo bufo) gehören zur Herpetofauna des Wendelsteins.
Dieser bietet ebenfalls Lebensraum für den Feldhasen (Lepus europaeus).Weitere schützenswerte Säugetierarten sind Zwergmaus (Micromys minutus) und Zwergspitzmaus (Sorex minutus).
Besonders die Altarme der Unstrut stellen wertvolle Restbiotope mit Optimalbedingungen für Weichtiere u. a.

  • Malermuschel (Unio pictorum),
  • Spitze Sumpfdeckelschnecke (Viviparus viviparus),
  • Gefleckte Schnirkelschnecke (Arianta arbustorum) und
  • Hainschnirkelschnecke (Cepaea nemoralis) sowie
  • Bernsteinschnecke (Succinea putris) dar.

Als besonders beachtenswerte Insekten sind die

  • Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splendens),
  • Kurzflüglige Schwertschrecke (Conocephalus dorsalis) sowie der
  • Kleine Heidegrashüpfer (Stenobothrus stigmaticus) zu nennen.

Schutzziel

Erhaltung und Sicherung des Gewässerlaufes der Unstrut mit den zwei Altwässern, der Auengehölze, den Streuobstflächen und insbesondere der Steilhänge und Plateaulagen des Burgberges Wendelstein als Lebensraum für zahlreiche geschützte und vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten 

Zustand des Gebietes und Erhaltungsmaßnahmen

Die ökologische Sensibilität des Gebietes erfordert die Vermeidung von Änderungen des Wasserhaushaltes oder Überbauung bzw. Zerschneidung des wertvollen Biotopverbundkomplexes. Die Xerothermrasen werden überwiegend nicht beweidet und unterliegen außer an felsigen Extremstandorten der Verbuschung. Das NSG liegt teilweise im FFH-Gebiet "Trockenrasen am Wendelstein".

Links / Dokumente:

Verordnung vom: 20.11.2002 (Amtsbl. f. d. Reg.-Bez. Halle. - 11(2002)14 v. 19.12.2002, S. 121)

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