Wulfener Bruchwiesen

Größe [ha]: 577,00
Landkreise und kreisfreie Städte: Anhalt-Bitterfeld
Verordnung vom:15. Dezember 2003

Lage

Das NSG (52-54 m ü. NN) liegt ca. 1,5 km nördlich von Wulfen im Biosphärenreservat und LSG "Mittlere Elbe". Die zwei Teilflächen des NSG umfassen einen Bruchwiesenkomplex beidseitig des Landgrabens.

Beschreibung des Geländes

Das Wulfener Bruch ist ein Niederungsgebiet. Den Untergrund der weichselkaltzeitlichen Niederterrasse bilden Flußschotter, auf denen flächenhaft anmoorige Bildungen entstanden sind.
Das Bruch wird durch den Landgraben entwässert. Infolge Eindeichung wird es nicht mehr durch Elbehochwässer überflutet.

Vegetation

Das NSG weist eine überaus artenreiche Vegetation auf.
In der Honiggras-Wiese (
Loto uliginosi-Holcetum lanati), die von der intensiven Nutzung des Grünlandes zeugt, siedeln u.a. folgende Arten:

  • Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos- cuculi),
  • Wiesen-Schaumkraut (Cardamine partensis),
  • Graue Kratzdistel (Cirsium canum),
  • Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale) und
  • Lungen-Enzian (Gentiana pneumomanthe).

In einer Ausbildung auf feuchteren Standorten sind z.B. anzutreffen:

  • Sumpf-Dotterblume (Caltha palustris),
  • Graugrüner Sternmiere (Stellaria palustris),
  • Blasen-Segge (Carex vesicaria),
  • Fuchs-Segge (Carex vulpina) und
  • weitere Kleinseggenarten.

Während die Fuchsschwanz-Ausbildungen auf Auenlehm beispielsweise

  • Großen Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis),
  • Wiesen-Alant (Inula britannica) und
  • Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum)

enthält, wachsen Knickfuchsschwanz-Flutrasen (Ranunculo repentis-Alopecuretum geniculati) u. a. mit Gift-Hahnenfuß (Ranunculus sceleratus) in den Senken.
Röhrichte und Seggenriede wie

  • Schilfröhricht (Phragmitetum australis),
  • Wasserschwadenröhricht (Glycerietum maximae),
  • Uferseggenried (Caricetum ripariae) und
  • Glanzgrasried (Phalaridetum arundinaceae)

nehmen staunasse Flächen, Gewässerufer und Grabenränder ein. Vertreter dieser Gesellschaften sind

  • Wasser-Schwertlilie (Iris pseudacorus),
  • Breitblättriger Merk (Sium latifolium),
  • Riesen-Straußgras (Agrostis gigantea) und
  • Gewöhnliche Teichsimse (Schoenoplectus lacustris).

In den Hochstaudenfluren überwiegt teilweise die Gelbe Wiesenraute (Thalictrum flavum). Weitere Pflanzenarten sind

  • Taubenkropf (Cucubalus baccifer),
  • Salzbunge (Samolus valerandi),
  • Acker-Gänsedistel (Sonchus arvensis) und
  • Echter Eibisch (Althaea officinalis).

Zur Wasservegatation in den ständig wasserführenden Gräben gehören

  • Wasserfeder (Hottonia palustris),
  • Ähriges Tausendblatt (Myriophyllum spicatum),
  • Haarblättriger Wasserhahnenfuß (Ranunculus trichophyllus) sowie
  • Kleine Wasserlinse (Lemna minor) und
  • Untergetauchte Wasserlinse (Lemna trisulca).

In trockenfallenden Senken und Gräben findet man

  • Blaugrüne Segge (Carex flacca) und Wiesen-Segge (Carex nigra),
  • Hirse-Segge (Carex panicea) und Fuchs-Segge (Carex vulpina),
  • Gewöhnliche Sumpfsimse (Eleocharis palustris),
  • Wasser-Minze (Mentha aquatica),
  • Gelbe Spargelerbse (Tetragonolobus maritimus) und
  • Steifblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata).

Zum NSG gehören weiterhin ackerwirtschaftlich genutzte Flächen im höhergelegenen Bereich, einige Feldflurgehölze und kleinflächige Aufforstungen mit Großem Flohkraut (Pulicaria dysenterica) und Gewöhnlicher Natternzunge (Ophioglossum vulgatum).

Fauna

Die Wiesen haben insbesondere in feuchten Jahren eine überregionale Bedeutung als Limikolenbruthabitat. Der Große Brachvogel (Numenius arquata) hat im Wulfener Bruch beispielsweise eines seiner südlichsten Brutvorkommen im Land Sachsen-Anhalt.
Weitere Vogelarten des Gebietes sind:

  • Drossel- und Schilfrohrsänger (Acrocephalus arundinaceus, A. schoenobaenus),
  • Teich- und Sumpfrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus, A. palustris),
  • Rohrweihe (Circus aeruginosus),
  • Kiebitz (Vanellus vanellus),
  • Bekassine (Gallinago gallinago),
  • Wiesenpieper (Anthus pratensis) und
  • Braunkehlchen (Saxicola rubetra).

Wiesenweihe (Circus pygargus), Rotschenkel (Tringa totanus) und Sumpfohreule (Asio flammeus) sind im Gebiet nicht regelmäßig zu beobachten.

Schutzziel

Erhaltung von artenreichen Beständen typischer Wiesengesellschaften mit gefährdeten Pflanzenarten; Schutz als Habitat besonders bedrohter Wiesenlimikolen 

Zustand des Gebietes und Erhaltungsmaßnahmen

Der Zustand des Gebietes ist differenziert zu betrachten. Infolge nutzungsbedingter Maßnahmen zur Wasserhaltung wurden die Wiesenflächen negativ beeinflußt, was mit einem Artenrückgang einherging. Auf Teilflächen des NSG findet seit den 2000er Jahren eine extensive Ganzjahresstandweide mit Heckrindern und Konikpferden statt, die inzwischen zu einer erheblichen Aufwertung dieser Flächen geführt hat. Weiterhin sollten Schritte zur Wiederherstellung des typischen Wasserregimes erfolgen.
Das NSG liegt im EU SPA "Wulfener Bruch und Teichgebiet Osternienburg" sowie im FFH-Gebiet "Diebziger Busch und Wulfener Bruchwiesen".

Links / Dokumente

Verordnung vom 15.12.2003 (Amtsbl. d. LVwA S-A ; 1(2004)SDr. v 22.01.2004) 

Bild einer Erdkugel  zur interaktiven Karte Nutzungshinweise

zum Anfang der Seite