Biber (Castor fiber)

Europäischer Biber © Lutz DöringEuropäischer Biber © Lutz Döring

Beschreibung

Der Biber ist das größte europäische Nagetier und auf Grund seiner Körpergröße und der Schwanzform („Kelle”) in der einheimischen Fauna unverwechselbar. Die dem Biber ähnelnde, an verschiedenen Stellen des Landes ausgesetzte Nutria (Myocastor coypus), ist durch eine geringere Körpergröße der adulten Tiere und einen drehrunden Schwanz unterscheidbar. Erwachsene Biber können bei einer Kopf-Rumpf-Länge von ca. 90 cm eine Körpermasse von durchschnittlich 25 kg erreichen (PIECHOCKI 1989). Charakteristisch ist die Ausbildung einer sogenannten Putzkralle an der zweiten Hinterfusszehe.

Biologie und Ökologie

Der an den Wasserlebensraum gebundene Biber lebt in Familienverbänden und besiedelt vor allem langsam fließende oder stehende Gewässer, die ausreichend Nahrung wie Weichhölzer, krautige Pflanzen oder Unterwasserpflanzen und Möglichkeiten zur Bauanlage („Biberburgen”, Erdbaue) bieten. Der Biber besitzt die Fähigkeit, seinen Lebensraum zu gestalten. Durch die Anlage von z.T. relativ großen Dämmen ist er in der Lage, den Wasserstand des Wohngewässers zu regulieren. Durch die Dammbauten wird gewährleistet, dass die Eingänge zum Bau ganzjährig unter der Wasseroberfläche liegen. Mit Hilfe von Futtervorräten und Fettreserven können die Tiere in den Wintermonaten mehrere Tage, sogar Wochen im Bau verbringen. Sie sind jedoch keine Winterschläfer. Die Paarung erfolgt in den Monaten Januar bis April. Nach ca. 105 – 107 Tagen werden zwischen April und August im Durchschnitt drei Junge geboren, die ungefähr zwei Jahre im Familienverband verbleiben und dann abwandern. Das bisher für den Biber festgestellte Höchstalter beträgt 26 Jahre.

Verbreitung

Der Biber war in früheren Zeiten flächendeckend über Europa verbreitet. Vor allem die starke Verfolgung durch den Menschen führte zu einem drastischen Rückgang dieser Art. Ausgehend von den verbliebenen Restbeständen in Norwegen, an der Rhône, an der Elbe und in Voronesh in Russland sowie gefördert durch Umsiedlungsprogramme hat sich die Art in Europa wieder ausgebreitet. Größere Bestände existieren heute in Frankreich, Deutschland, Polen, Schweden, Norwegen, dem Baltikum und Russland (MITCHELL-JONES et al. 1999). Die in Deutschland einheimische Unterart des Bibers, der Elbebiber (Castor fiber albicus) (MATSCHIE 1907) war bis auf einen kleinen Restbestand im Bereich der Mittleren Elbe in Sachsen-Anhalt fast völlig ausgestorben (HINZE 1950, HOFFMANN 1967). Durch Umsiedlungen, aber auch durch natürliche Ausbreitung besiedelt diese Unterart heute wieder größere Teile Deutschlands. Sie ist vor allem im Osten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Die bayerische Biberpopulation resultiert aus der Aussetzung allochthoner Unterarten.

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt bildet die Elbe das Hauptverbreitungsgebiet des Elbebibers. Von hier aus wurden und werden die Nebenflüsse Schwarze Elster, Mulde, Saale, Bode, Ohre und Havel besiedelt. In Gebieten mit einer hohen Bibersiedlungsdichte entlang der Flusssysteme (Mittelelbebereich, Schwarze Elster, z.T. Mulde) werden in neuerer Zeit auch kleinere Bäche, Entwässerungsgräben u.ä. besiedelt (HEIDECKE & SCHUMACHER 1997). Durch den Arbeitskreis Biberschutz e.V. werden regelmäßig Erfassungen des Biberbestandes vorgenommen. Die Zählung im Winter 1998/1999 ergab für Sachsen-Anhalt einen geschätzten Bestand von ca. 1.800 Tieren (ARBEITSKREIS BIBERSCHUTZ IM NABU 2000). 46,8 % der in Sachsen-Anhalt erfassten Biberreviere liegen in gemeldeten FFH-Gebieten.

Gefährdung und Schutz

Die wichtigsten Gefährdungsursachen für den Biber in Sachsen-Anhalt sind der Straßenverkehr und anthropogen bedingte Störungen des Lebensraums. Zu letzteren zählen neben der Zerschneidung und Zersiedlung der Landschaft auch direkte Eingriffe im Rahmen der Gewässerunterhaltung bzw. des Gewässerausbaus. Hierbei wird zum einen durch die Versieglung des Ufers durch Steinschüttungen, Spundwände u.ä. den Tieren die Möglichkeit zur Bauanlage genommen. Zum anderen führt das Abholzen der ufertypischen Weichhölzer wie Weiden und Pappeln zu einer Verknappung der Nahrungsbasis, speziell in den Herbst- und Wintermonaten (MINISTERIUM F. UMWELT, NATURSCHUTZ U. RAUMORDNUNG D. LANDES BRANDENBURG 1999). Die Möglichkeit der Zuwanderung von Tieren fremder Unterarten (z.B. aus Bayern über Thüringen) gefährdet zwar nicht direkt den hiesigen Biberbestand, führt aber zu einer Gefährdung des Genpools der einheimischen Unterart. Aus den dargestellten Gefahren für den Biber ergeben sich notwendige Schutzmaßnahmen. Hierzu gehören die Sicherung bzw. der Ausbau der Gewässerquerungen von Verkehrswegen und gegebenenfalls die bibergerechte Gestaltung von Gewässerrändern (vgl. dazu ZUPPKE 1995). Das Vorkommen und Wirken des Bibers, so seine Nahrungsaufnahme, die Anlage von Bauen und das Anstauen von Gewässern, kann zu Konflikten mit den Interessen der Wasser-, Forst- und Landwirtschaft führen (HEIDECKE & KLENNER-FRINGES 1992, SCHUMACHER 1996). Es ist daher unbedingt notwendig, Managementkonzepte zu erarbeiten, um sowohl das Existieren der Art in der Kulturlandschaft zu ermöglichen, als auch Konflikte zu vermeiden bzw. zu minimieren.

 

Rote Liste Deutschland:                    V – Art der Vorwarnliste (Stand 2009)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               2 – Stark gefährdet (Stand 2004)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2001): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 152 S.

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