Eremit (Osmoderma eremita)

Eremit © Viesinsh/Fotolia.comEremit © Viesinsh/Fotolia.com

Beschreibung

Der 24 – 30 mm große Käfer glänzt schwarz mit schwach metallischem Schimmer. Er erinnert in seiner Gestalt an einen großen Rosenkäfer (Cetoninae). Der Kopfschild ist nach vorn verbreitert aufgebogen und die verworren punktierten Flügeldecken tragen eine kräftige Schulterbeule. Das Schildchen ist schmal und lang zugespitzt. Das Tier riecht stark nach Juchtenleder.

Biologie und Ökologie

Über die Biologie des Eremiten liegen bisher nur sehr lückenhafte Kenntnisse vor. Die bis zu 6 cm langen Larven entwickeln sich im Mulm alter, hohler Laubbäume (bes. Eiche und Linde, aber auch Weide (nur alte, hohle Kopfweiden), Buche, Esche, Kastanie, Walnuß oder verschiedene Obstbäume). Der Eremit befällt keine stammgesunden Bäume, ist also kein Primärbesiedler, der sein Brutsubstrat selbst mit erzeugt. Wie verwandte Rosenkäferarten besiedelt er in allen Enwicklungsstadien nur alte Baumindividuen, die sich in der Absterbephase befinden. Ein gewisser Besonnungsgrad und der damit verbundene Wärmegenuss des Brutmilieus durch Freistand der Bäume, verbunden mit einem gewissen Feuchteangebot im Boden, und damit auch im Mulm, scheint erforderlich (TIETZE 1996). Nach eigenen Beobachtungen bilden in Flussniederungen stockende, alte Kopfweidenpflanzungen ein bevorzugtes Bruthabitat. Nach KLAUSNITZER in TIETZE (1996) sind existenzbestimmende Faktoren für das Vorkommen des Eremiten ein bestimmter Zersetzungsgrad des Holzmulmes in den Brutbäumen und eine sich darauf entwickelnde besondere Pilzflora (schwarzer Mulm). Bis ein Brutsubstrat diesen Entwicklungszustand erreicht, können Jahrzehnte vergehen. Die Anzahl der Larvenstadien und der Zeitraum der über mehrere Jahre verlaufenden Entwicklung ist nach TIETZE (1996) nicht genau bekannt. Die Imagines sind dämmerungs- und nachtaktiv, nur vereinzelt werden sie auf Blüten gefunden. Wahrscheinlich verlassen die Tiere nur selten ihren Brutbaum, in dessen Mulm oder an dessen Stamm sie sich zumeist befinden. Die Brutbäume riechen zumindest teilweise, ebenso wie der Käfer, streng nach Juchtenleder. HORION (1958) verweist auf Schwarmflüge des Eremiten, die gelegentlich bei Sonnenuntergang beobachtet worden sind. Die Tiere fliegen ans Licht. In Auswertung der Fundmeldungen konnten folgende phänologischen Angaben ermittelt werden: frühester Fund eines Imago im Mai (allerdings unklar, ob das Tier zu diesem Zeitpunkt schon aktiv war), Hauptaktivitätszeit im Juli und August, im September wurden lediglich noch vier Funde getätigt.

Verbreitung

Die Art kommt von Südeuropa, Mitteleuropa bis ins südliche Nordeuropa vor. Sie tritt nur stellenweise und nicht häufig auf. Nach HORION (1958) ist der Eremit in ganz Deutschland, wenigstens in den ebenen und niederen Lagen der Vorgebirge verbreitet. Der Käfer war im 19. Jahrhundert meist als häufig oder sehr häufig gemeldet, aber schon RAPP (1934) sah für den Thüringer Raum, der für ihn bis nach Halle reichte, überall Bestandsrückgänge. Diese Tendenz hat sich bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt fortgesetzt.

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt liegt der Verbreitungsschwerpunkt des Eremiten in den Auen von Elbe und Saale und deren Nebenflüsse. Die meisten aktuellen Funde konzentrieren sich zwischen Bitterfeld/Wolfen bzw. Wittenberg und Magdeburg sowie nördlich von Stendal (LAU 2016). Aus dem Süden Sachsen-Anhalts wurden durch RAPP (1934) einige Fundorte gemeldet, für die z.T. aktuelle Meldungen ausstehen. Im Nördlichen Harzvorland konnten einige neuere Nachweise aus dem Raum Quedlinburg erbracht werden. Demgegenüber liegen aus dem gesamten Norden von Sachsen-Anhalt Meldungen vor, die aktuell belegt sind (Burg und Stendal). Auch in der Colbitz-Letzlinger Heide wurde durch MALCHAU et al. (2010) ein Schwerpunktvorkommen belegt. Ausgehend von der Biologie des Eremiten kann mit hoher Wahrscheinlichkeit eingeschätzt werden, dass die Art im Norden Sachsen-Anhalts weiter verbreitet ist als aktuell bekannt (s.a. SPRICK 2000).

Gefährdung und Schutz

Der Rückgang der Bestandsdichten des Eremiten geht mit der Intensität der Naturnutzung aller Bereiche konform. Die Vernichtung „überalterter” Bäume in Wald und Forst, von Baumüberhältern in der Agrarlandschaft und von „die Öffentlichkeit gefährdenden Baumruinen” im besiedelten Raum haben im Verlauf des letzten Jahrhunderts eine erhöhte Gefährdungssituation geschaffen. In den meisten Bundesländern Deutschlands und auch in Sachsen-Anhalt ist die Art in ihrer langfristigen Existenz stark gefährdet. Da das Dispersionsvermögen dieser Käferart von Natur aus sehr gering scheint, ist die Ausbildung von Metapopulationen nur in naturnahen und altersmäßig gut strukturierten Gehölzbeständen sicher gewährleistet. Als Schutzstrategie verbleibt in Anbetracht der besonderen biologisch-ökologischen Ansprüche des Eremiten nur die konsequente Schonung der derzeitig bekannten Bruthabitate und der langfristige und absolute Schutz von potenziellen Bruthabitaten, sowohl in naturnäheren Bereichen als auch im Siedlungsraum (TIETZE 1996).

 

Rote Liste Deutschland:                    2 – Stark gefährdet (Stand 1998)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               2 – Stark gefährdet (Stand 2004)

Literatur

entnommen aus:

LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ SACHSEN-ANHALT (2004): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang IV der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 142 S.

HENNIG, R. & NEUMANN, V. (20155): Nachweis des Eremiten (Osmoderma eremita) im Landkreis Wittenberg. In: Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, 52. Jahrgang (2015), S. 83-85

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