Eschen-Scheckenfalter (Euphydryas maturna)

Eschen-Scheckenfalter © RANA - Büro für Ökologie und NaturschutzEschen-Scheckenfalter © RANA - Büro für Ökologie und Naturschutz

Beschreibung

Die Grundfarbe der Oberseite ist rotbraun, auf dem Vorderflügel befinden sich gelbliche Flecken am Vorderrand und in der Zelle. Vor dem Zellende der Hinterflügel liegen weißliche Flecken. Die Postdiskalbinde ist breit und ziegelrot. Auf den Unterseiten erscheinen die Randbinden ziegelrot, auf den Vorderflügeln variieren die Submarginalmonde in der Größe. Die Männchen sind etwas kleiner als die Weibchen und haben eine etwas gestrecktere Flügelform.

Biologie und Ökologie

Die standorttreue Art ist einbrütig. Die Eiablage erfolgt in Gelegen von etwa 50 Eiern mehrschichtig auf der Blattunterseite exponierter besonnter Zweige. Insgesamt werden 250 – 500 Eier abgelegt. Die anfangs gelben Eier verfärben sich nach einigen Tagen bräunlich - grau. Die jungen Raupen ernähren sich auf Esche (Fraxinus excelsior) und bilden dort ein Gespinst, in dem sie gesellig leben. Werden zuerst die grünen Teile gefressen, so verwerten die Tiere später das ganze Blatt. Im August verlassen die Raupen die Gespinste und überwintern im Stadium L 4 im Laub am Boden. Nach der Überwinterung wird auch anderes Futter wie zum Beispiel Salweide (Salix caprea), Espe (Populus tremula) und Heckenkirschen-Arten (Lonicera spec.) angenommen. Zum Teil überwintern die Raupen zweimal, wobei dann überwiegend Weibchen schlüpfen. Das ist ein Mechanismus zur Vermeidung von Totalausfällen in ungünstigen Jahren, auch durch die kurze Flugzeit bedingt (EBERT 1991a,b). Die Entwicklung zum Falter, der von Ende Mai bis Juni fliegt, vollzieht sich in einer Stürzpuppe. Die Falter leben etwa zwei Wochen lang und saugen an den Blüten von Liguster (Ligustrum vulgare), Gemeinem Schneeball (Viburnum opulus) und Acker-Witwenblume (Knautia arvensis). Der Kleine Maivogel ist ein Einbiotopbewohner und tritt in geringer Häufigkeit auf, selbst wenn im Herbst zahlreiche Raupennester beobachtet wurden. Bevorzugt werden feuchtwarme, eschenreiche Baum- und Strauchschichten der Auenwälder und Wiesentäler von der hygrothermophilen Art besiedelt. Windgeschützte, krautreiche Waldsäume von Laubmischwäldern zum Gewässer hin sind typische Habitate der Art, die in der Ebene bis in die oberen Lagen des Hügellandes um 500 m angetroffen wird.

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet reicht von Mitteleuropa bis zum Altai in Mittelasien, ist aber nicht geschlossen. Eine Region umfasst das mittlere Frankreich, Südbelgien, Deutschland, Tschechien, Österreich, Ungarn, Jugoslawien, Rumänien und Bulgarien. Im Norden fliegt der Falter in einem Gebiet, welches Norddeutschland, Dänemark, Südschweden, Südfinnland, das Baltikum und den Norden Polens umfasst. Um Moskau wird der Falter nur vereinzelt und nicht regelmäßig gefunden. Ein isoliertes Vorkommen befindet sich in Mittelfrankreich (EBERT 1991a,b). Während vor 1980 die Art in allen Ländern der Bundesrepublik Deutschland mit Ausnahme vom Saarland nachgewiesen wurde, gibt es für die Zeit nach 1980 nur noch Fluggebietsangaben in Niedersachsen, Baden-Württemberg, Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (GAEDICKE & HEINICKE 1999).

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

Insgesamt liegen für den Kleinen Maivogel aus Sachsen-Anhalt 28 Meldungen vor. Fast alle Fundorte befinden sich in der Umgebung von Flüssen. So konnten in der Mulde-Elbe-Region, in den Auen der Saale bei Halle und der Weißen Elster bei Zeitz mehrfach Tiere beobachtet werden (BERGMANN 1952, SCHADEWALD 1994). Der nördlichste Fund stammt aus dem Naturschutzgebiet (NSG) „Kreuzhorst” bei Magdeburg in Nachbarschaft zur Elbe (LOTZING in lit.). Er ist aus dem Jahre 1985, alle anderen Angaben sind vor 1980 datiert und zum Teil nur der älteren Literatur (u.a. AMELANG 1887, BORNEMANN 1912, GANZER et al. 1933) zu entnehmen. Dazu gehören auch die Vorkommen aus der Gegend von Staßfurt und Ballenstedt. Lediglich vom Gebiet um Halle liegen aus den Jahren 1997 und 2000 Beobachtungen vereinzelter Exemplare vor. Ein Falter der Art wurde im Mai 2000 in der Dübener Heide an Blüten festgestellt. Ein Belegexemplar bzw. eine Fotografie ist aber nicht vorhanden. Der sich dokumentierende Rückgang der Art machte die Einstufung in der Kategorie „Vom Aussterben bedroht” in der Roten Liste des Landes Sachsen-Anhalt erforderlich. Die letzten bekannten Fluggebiete liegen in den FFH-Gebieten 141 (Saale-, Elster-, Luppe-Aue zwischen Merseburg und Halle) und 143 (Elster-Luppe-Aue). Damit sind Voraussetzungen geschaffen, vorhandene Lebensräume der Art auch großflächig zu schützen. Inwieweit Einzelmeldungen bei Golpa und Tornau Bestand haben, müssen weitere Untersuchungen klären.

Gefährdung und Schutz

Der Falter ist vom Aussterben bedroht. Eine intensive Nutzung der Wiesen durch Mahd während der Flugzeit limitiert die Anzahl der für den Kleinen Maivogel geeigneten Saugblüten. Weitere Gefährdungsfaktoren sind im Zuge forstlicher Maßnahmen zu sehen, so vor allem im Bereich der Waldsäume, bei der Aufforstung von Lichtungen und Wiesen in der Nachbarschaft von Wäldern und beim Einsatz von Insektiziden und Düngemitteln. Schutzmaßnahmen sind neben der Einhaltung eines für den Falter geeigneten Mahd-Regimes die Vermeidung aller weiteren genannten Ursachen des Bestandsrückganges. Zur Erhaltung der nur noch wenigen bekannten Fluggebiete in den FFH-Gebieten 141 und 143 ist ein großflächiger Schutz durch einen Biotopverbund anzustreben. Da auch in den benachbarten Gebieten des Freistaates Sachsen mehrere Fluggebiete bekannt sind, erscheint es sinnvoll, länderübergreifende Regelungen zum Erhalt dieser stark gefährdeten Art vorzunehmen. Potenzielle Vorkommensgebiete sind in das Management einzubeziehen.

 

Rote Liste Deutschland:                    1 – Vom Aussterben bedroht (Stand 2011)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               1 – Vom Aussterben bedroht (Stand 2004)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2001): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 152 S.

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