Feldhamster (Cricetus cricetus)

Feldhamster © Lutz DöringFeldhamster © Lutz Döring

Beschreibung

Der etwa rattengroße gedrungen wirkende Feldhamster ist oberseits gelb- bis rotbraun und unterseits schwarz gefärbt. An der Übergangszone sind weiße Flecken unterschiedlicher Größe ausgeprägt. In regional unterschiedlicher Häufigkeit können auch abweichend gefärbte Tiere beobachtet werden (schwarz, gescheckt, gelb, weiß). An Tieren aus Sachsen-Anhalt konnten STUBBE et al. (1998) folgende Maße ermitteln: Kopf-Rumpf-Länge 18,7 – 28,5 cm und Schwanzlänge 3,5 – 6,8 cm. Die ermittelten Körpermassen während der Sommermonate betrugen 182 – 505 g. Für den Beginn des Winterschlafs ist jedoch von einer Erhöhung dieser Werte auszugehen.

Biologie und Ökologie

Der Lebensraum des ursprünglichen Steppentieres Feldhamster sind in Mitteleuropa Agrarflächen. Hier werden tiefgründige Rendzinen und Schwarzerden besiedelt (WEIDLING & STUBBE 1998a). Im Hinblick auf die angebauten Kulturen werden besonders Getreide-, aber auch mehrjährige Klee- und Luzerneschläge bevorzugt. Feldhamster leben größtenteils ungesellig, wobei die Männchen größere Territorien besitzen als die Weibchen (WEIDLING 1997). Typisch ist die Anlage tiefer Bausysteme mit Wohn- und Vorratskesseln, deren Eingänge während des Winterschlafes (Oktober – April) verschlossen werden. In dieser Zeit ernähren sich die Tiere nur von den im Herbst eingetragenen Vorräten, im Extremfall 34 kg Erbsen (WENDT 1989). Die Paarungszeit der Hamster beginnt kurz nach dem Erwachen aus dem Winterschlaf. Die Wurfgröße schwankt zwischen fünf und zwölf Jungen. Ein zweiter Wurf ist möglich, dessen Überlebenswahrscheinlichkeit jedoch stark von der landwirtschaftlichen Bearbeitung des Gebietes abhängig. Die Nahrung des Feldhamsters besteht hauptsächlich aus Pflanzen (Gräser), Pflanzenteilen (Wurzeln, Knollen) und Samen (Getreidekörner und Hülsenfrüchte). Hinzu kommt eine große Bandbreite an tierischen Nahrungsbestandteilen wie Schnecken, Heuschrecken, Regenwürmern und sogar Mäusen bzw. anderen kleinen Wirbeltieren. Als Fressfeinde des Hamsters treten sowohl Greifvögel (Rotmilan, Mäusebussard) und Eulen als auch verschiedene Säugetierarten (Fuchs, Dachs, Hermelin) in Erscheinung.

Verbreitung

Das Vorkommen des palaearktisch verbreiteten Feldhamsters reicht in Europa von Westeuropa bis nach Russland, ist aber stark aufgesplittert (MITCHELL-JONES et al. 1999). So bestehen zum Teil isolierte Vorkommen in Westeuropa (Belgien, Niederlande, Frankreich) und in Deutschland. In Ost- und Südosteuropa existieren wieder zusammenhängende Vorkommen (für die Situation in den einzelnen Ländern vgl. Angaben in STUBBE & STUBBE 1998). In Deutschland finden sich größere zusammenhängende Vorkommen lediglich noch in Mitteldeutschland (Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Westsachsen). Die Populationen in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg dagegen sind bereits mehr oder weniger stark verinselt (WEIDLING & STUBBE 1998b).

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalt ist im Osten Deutschlands das Verbreitungszentrum des Feldhamsters. In früheren Jahren wurde die Art als „Schädling“ massiv verfolgt, so wurden z.B. 1966 über 1 Mio. Hamsterfelle auf der Fläche des heutigen Sachsen-Anhalt aufgekauft (SELUGA 1998). Heute existieren nach dem großflächigen Zusammenbruch der Bestände noch Verbreitungszentren in der Magdeburger Börde und dem nordöstlichen Harzvorland, der Querfurt-Weißenfelser Platte, der nördliche und östliche Saalekreis sowie dem südliche Harzvorland (ÖKOTOP GbR 2010). Nach den Standarddatenbögen von 2016 sind lediglich aus zwei FFH-Gebieten ("Hakel südlich Kroppenstedt" und "Gewässersystem der Helmeniederung") Feldhamster-Vorkommen bekannt (LAU 2016).

Gefährdung und Schutz

Die größte Gefährdung für den Feldhamster geht heute, nachdem die direkte Verfolgung der Art eingestellt wurde, von der Intensivlandwirtschaft aus. Hierbei spielen besonders die Untergrundverdichtung durch den Einsatz großer Maschinen, die schnelle und verlustarme Ernte mit anschließendem Stoppelumbruch, der verstärkte Einsatz von Agrochemikalien sowie die Großflächen-Bewirtschaftung eine wesentliche Rolle (STUBBE et al. 1998). Hinzu kommt gerade im Osten Deutschlands ein verstärkter Anbau von „hamsterunfreundlichem“ Sommergetreide und Raps auf Kosten von z.B. mehrjährigen Futterkulturen. Aus den Gefährdungsursachen ergeben sich die notwendigen Schutzmaßnahmen. Nach STUBBE et al. (1998) gehören dazu:

• kein sofortiger Stoppelumbruch nach der Ernte,

• Durchführung der Bodenbearbeitung so spät wie möglich im Herbst oder so früh wie möglich im Frühjahr (kein Tiefpflügen!),

• Anbau von (Winter-)Getreide und mehrjährigen Feldfutterkulturen (kein Anbau von Zuckerrüben!),

• Aussparung einzelner Streifen bzw. des Vorgewendes bei der Mahd,

• allgemeine Extensivierung der Landwirtschaft (Erhöhung der Struktur- und Fruchtartenvielfalt),

• Minimierung des Einsatzes von Agrochemikalien (v.a. kein Einsatz von Rodentiziden!),

• aktiver Schutz bekannter Hamstervorkommen.

 

Rote Liste Deutschland:                    1 – Vom Aussterben bedroht (Stand 2009)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               1 – Vom Aussterben bedroht (Stand 2004)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2004): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang IV der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 142 S.

ÖKOTOP GbR - Büro für angewandte Landschaftsökologie (2010): Monitoring des Feldhamsters im Land Sachsen-Anhalt zur Erfüllung der FFH-Berichtspflichten - Monitoringdurchgang 2010.

LAU - LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ SACHSEN-ANHALT (2016): Standarddatenbögen, Aktualisierung 2016

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