Großer Feuerfalter (Lycanea dispar)

Großer Feuerfalter (Männchen) © Lutz DöringGroßer Feuerfalter (Männchen) © Lutz Döring

Beschreibung

Bei dieser Art tritt Geschlechtsdimorphismus auf. Die Flügeloberseiten des Männchens sind leuchtend rotgold. An den Vorderflügeln, die einen dunklen Punkt tragen, befinden sich schwarze, zum Apex hin breiter werdende Außenränder. Der schwarze Rand auf den Hinterflügeln ist schmaler, hat aber zwischen den Adern schwarze Flecken. Bei den größeren Weibchen ist die Grundfarbe der Flügeloberseiten stumpfrot, auf dem Hinterflügel mehr oder weniger verdunkelt. Beide Flügel tragen schwarze Flecken. Die Unterseiten der Vorderflügel erscheinen gelblich mit schwarzen Flecken. Die grauen Hinterflügel tragen eine schmale orange Submarginalbinde. In unserem Faunengebiet fliegt die mitteleuropäische Form, ssp. rutila WERNEBURG, 1864. Sie ist kleiner als die Stammform, auf der Unterseite der Hinterflügel ist sie schwächer gefleckt mit schmalerer orangefarbener Randbinde.

Biologie und Ökologie

In unserem Gebiet ist der Große Feuerfalter einbrütig, in heißen Jahren kann eine zweite Generation beobachtet werden. Zumeist erfolgt die Ablage der insgesamt 250 – 500 Eier in Gruppen von 10 – 15 Stück auf der Blattoberseite in der Nähe der Blattmittelrippe der Futterpflanze. Die Raupe frisst alle nicht sauren, oxalatarmen Ampferarten, so Teichampfer (Rumex hydrolapatum), Krausen Ampfer (R. crispus) und Stumpfblättrigen Ampfer (R. obtusifolius). Die Larven sitzen in Fresspausen an der Blattunterseite der Fraßpflanze und nehmen deren rötliche Farbe an. Im Stadium L 2 – L 3 erfolgt die Überwinterung auf der Futterpflanze. Danach werden zunächst die jungen Blattaustriebe, später die gesamte Blattoberfläche verarbeitet. Zur Verpuppung spinnt sich die Raupe mit dem Kopf nach unten an die Wirtspflanze, verfärbt sich mehr gelblich und verwandelt sich in eine braune Gürtelpuppe. Der Falter fliegt von Mitte Juni bis Ende Juli, eine mögliche zweite Generation im August. Die Art ist im Allgemeinen standorttreu. Trotzdem werden die Falter auch in entfernten Biotopen gefunden, da die Saug- und Paarungsplätze abseits der Larvalhabitaten liegen können. Die Männchen zeigen Territorialverhalten mit patrouillierenden Flügen im Biotop und können andere Männchen abwehren. Sie werden von den Weibchen im Revier aufgesucht. Der Falter saugt an Trichterblüten und Köpfchenblüten mit violetter oder gelber, selten auch weißer Farbe, so an Roßminze (Mentha longifolia) und Greiskräutern (Senecio spec.). Bevorzugte Biotope sind Feuchtwiesen, Nasswiesen in Auen von Strömen und Flüssen, auch Niedermoore mit Entwässerungsgräben, an denen die Futterpflanze wächst. Der Große Feuerfalter wird an feuchten Gebüsch und Waldrändern der Ebenen bis in das Hügelland gefunden. Die Art wurde überwiegend unter 200 m NN festgestellt, es konnten gelegentlich auch Tiere zwischen 300 und 400 m Höhe angetroffen werden (EBERT 1991a,b, WEIDEMANN 1995).

Verbreitung

Die Art tritt lokal in West- und Mitteleuropa durch die gemäßigte Zone bis in das Amurgebiet hinein auf. Im Norden Europas reicht das Areal bis zum Baltikum, im Süden bis zur Balkanhalbinsel und bis in das nördliche Italien (EBERT 1991a, b, HIGGENS & RILEY 1971).

Während der Große Feuerfalter vor 1980 in fast allen Bundesländern gefunden wurde, sind nach 1980 nur noch in Hessen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt Nachweise bekannt geworden. Allerdings wurde er auch in der Vergangenheit und auch in intakten Habitaten meist nur in geringer Individuenzahl nachgewiesen, weshalb er als "low density species" bezeichnet wird (WEIDEMANN 1995).

Nach SCHÖNBORN & SCHMIDT (2010) kommt die Art aktuell in Süddeutschland und im Nordosten vor. Zum letztern Verbreitungsgebiet wird auch das Sachsen-Anhaltinische Tiefland gezählt.

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

Bis zum Jahr 2006 gab es insgesamt 22 Meldungen zum Auftreten des Großen Feuerfalters in Sachsen-Anhalt, wobei sich die Fundpunkte um Stendal konzentrierten. Darüber hinaus gab es Meldungen aus dem Harz, dem Elbe-Mulde-Tiefland und aus der Umgebung von Zeitz. Die gemeldeten Fundpunkte konnten großteils zu sieben FFH-Gebieten zugeordnet werden, jedoch konnte in keinem dieser Gebiete während des aktuellen Monitorings ein Vorkommen bestätigt werden. (LAU 2010)

Stattdessen gelang im Jahr 2014 ein Neunachweis im FFH-Gebiet "Alte Elster und Rohrbornwiesen bei Premsendorf". Die Population bildete zwei Generationen innerhalb eines Jahres aus und ihr Erhaltungszstand wurde mit gut bewertet. Aller Wahrscheinlichkeit nach fand die Besiedlung des Gebietes von Sachsen aus statt, wo die Art seit einigen Jahren Ausbreitungstendenzen erkennen lässt. Daher ist die bereits aktuelle oder künftige Besiedlung auch der angrenzenden Schutzgebiete nicht ausgeschlossen. (HENNING 2014)

Gefährdung und Schutz

Eine Gefährdung für den Großen Feuerfalter besteht in meliorativen Maßnahmen mit Grundwasserabsenkung sowie in der intensiven Landnutzung durch die Land- und Forstwirtschaft. Zum Schutz der stark gefährdeten Art ist in (potenziellen) Vorkommensgebieten auf Melioration zu verzichten. Ein Mahd-Regime hat die Flugzeit der Falter zu beachten und ist an ampferreichen Stellen überhaupt zu unterlassen. Auch großflächige Mahd ist schädlich. Komplett ausbleibende Mahd führt jedoch zu Vergrasung und/oder Verbuschung, welche gleichbedeutend mit einer Lebensraumzerstörung für die Art ist. Der Erhaltung der Grabenrandvegetation ist verstärkt Augenmark zu schenken. Auf flächendeckende Gehölzanpflanzungen bei der Rekultivierung von Baggerseen (wichtiges Sekundärhabitat) sollte verzichtet werden.

 

Rote Liste Deutschland:                    3 – Gefährdet (Stand 2011)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               1 – Vom Aussterben bedroht (Stand 2004)

 

Literatur

entnommen aus:

HENNING, R. (2014): Nachweis des Großen Feuerfalters (Lycaena dispar [HAWORTH, 1802], Lepidoptera, Lycaenidae) im Landkreis Wittenberg. In: Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt, 51. Jahrgang (2014), S. 64-66.

LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ SACHSEN-ANHALT (2001): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 152 S.

SCHÖNBORN, C. & Schmidt, P. (2010): Lycaena dispay (HAWORTH, 1803) - Großer Feuerfalter. In: Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Sonderheft 2 (2010) - Bewertung des Erhaltungszustandes der wirbellosen Tierarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Sachsen-Anhalt.

zum Anfang der Seite