Kreuzkröte (Bufo calamita)

Kreuzkröte © Axel SchonertKreuzkröte © Axel Schonert

Beschreibung

Die Kreuzkröte ist der kleinste Vertreter unter den drei einheimischen Echten Kröten (Bufonidae), wobei bei den Weibchen (selten erreichte) Maximalwerte von über 8 cm, bei den Männchen von 7,9 cm ermittelt wurden (GÜNTHER & MEYER 1996). Gewöhnlich bleiben jedoch die Tiere deutlich kleiner, auch der Geschlechtsdimorphismus bezüglich der Körperlänge ist nur schwach zugunsten der Weibchen ausgeprägt. Auf einer gelbbraun bis oliv marmorierten Grundfärbung ist eine gelblich gefärbte Rückenlinie ausgebildet. Die Bauchseite weist auf schmutzig-grauweißem Grund ein dunkles Fleckenmuster auf. Die rätschenden oder knarrenden Paarungsrufe zählen zu den lautesten der einheimischen Amphibien. Die Kreuzkröte kann auch durch ihre Fortbewegungsform eindeutig identifiziert werden. Die sehr kurzen Hinterbeine, die allenfalls für kurze Sprünge geeignet sind, bedingen das mäuseartige, sehr schnelle Laufen.

Biologie und Ökologie

Die Kreuzkröte ist eine echte Pionierart, die sehr schnell neu entstandene, flache, sich schnell erwärmende und oftmals nur temporäre Gewässer besiedelt. Dabei dominieren durch menschliche Nutzungen hervorgebrachte Strukturen (Sekundärlebensräume), v.a. Abgrabungen aller Art wie z.B. Sand-, Kies-, Ton- und Kaolingruben und die Folgelandschaft des Braunkohlenbergbaus. Aber auch Fahrspuren auf Truppenübungsplätzen, wassergefüllte Ackersenken und technogene Habitate wie Klärteiche, Aschespülfelder, betoneingefasste Freibäder und Feuerlöschteiche sowie Kleinstgewässer auf Baustellen von Gewerbe- oder Wohngebieten werden besiedelt. Eine regionale Besonderheit der nordwestlichen Altmark sind die Vorkommen in Bohrschlammgruben der Erdgasförderung. In anderen Bundesländern selten zu beobachten ist die in Sachsen-Anhalt relativ häufige Besiedlung von Flutrinnen, Kleingewässern und selbst Altarmen des Deichvorlandes, so an Elbe und Saale. Diese durch die Kraft des (Hoch-)Wassers entstandenen Gewässer müssen als Primärhabitate angesehen werden. Daneben werden auch sehr häufig Qualmgewässer in Deichnähe sowie überflutete Polder (Havel) als Laichgewässer angenommen. Die Kreuzkröte gehört zu den Spätlaichern. Unter sehr günstigen meteorologischen Bedingungen wandern die ersten Tiere in der ersten, spätestens jedoch in der zweiten Aprilhälfte an das Laichgewässer, jedoch erstreckt sich die Laichperiode über mehrere Wochen. Dabei ist eine polyphasische Aktivität mit mehreren Maxima erkennbar, welche oftmals eine Früh-, Haupt- und Spätlaichphase markieren. Die letzten Paarungsaktivitäten sind gewöhnlich Mitte Juli, spätestens Anfang August registrierbar. Nach Ankunft am Gewässer suchen die paarungsbereiten Weibchen die Männchen auf und verlassen nach erfolgter Laichablage sofort wieder das Gewässer, während die Männchen hier oftmals viele Tage oder Wochen verharren. Die ein- oder doppelreihigen Laichschnüre werden in 1 – 10 cm Tiefe frei auf dem flachen Gewässerboden abgelegt. Die relativ schnell schlüpfenden, tief schwarz gefärbten Larven erreichen eine Endlänge von ca. 2,3 – 2,4 cm und sind damit die kleinsten einheimischen Amphibienlarven. Die Kreuzkröte macht eine sehr kurze Embryonal- und Larvalphase durch. Die frisch umgewandelten Kröten sind durchschnittlich 0,8 – 1 cm lang.

Verbreitung

Das Gesamtverbreitungsgebiet erstreckt sich von der Iberischen Halbinsel über Frankreich und die mitteleuropäischen Staaten bis in das kontinentale Osteuropa, wo es das Baltikum und die westlichen Teile der Ukraine und Weißrusslands erfasst (GASC et al. 1997). In England sind zwei Schwerpunkte, nämlich im Südosten und an der Nordwestküste, erkennbar, in Skandinavien kommt die Art in Dänemark sowie Süd- und Westschweden einschließlich der vorgelagerten Inseln vor. Die Alpen und Karpaten bilden eine Verbreitungsbarriere, so dass Apenninen- und Balkanhalbinsel unbesiedelt sind. Den Kenntnisstand zur Verbreitung in den 21 besiedelten europäischen Staaten (einschließlich Russland) stellt SINSCH (1998) dar, die Verbreitung in Deutschland ist bei GÜNTHER & MEYER (1996) ausführlich beschrieben. Die Art kommt hier in allen Flächen-Bundesländern vor und besiedelt dabei vor allem das Flach- und Hügelland, wenngleich auch nicht in einheitlicher Dichte. In Bayern erreicht sie im Alpenvorland ihre südliche Verbreitungsgrenze.

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

Die Kreuzkröte weist in Sachsen-Anhalt eine relativ weite Verbreitung auf. Mit Ausnahme der Landkreise Merseburg-Querfurt und Bördekreis sowie der kreisfreien Städte Dessau und Magdeburg ist die Art aus allen anderen Landkreisen bekannt. Dabei fallen einige Vorkommensschwerpunkte auf z.B. weite Teile der Altmark, die großen Flusstäler und deren Ränder, den Nordteil des Ländchens im Elbe-Havel-Winkel, das Nördliche und Östliche Harzvorland sowie die Braunkohlenbergbaufolgelandschaften. Demgegenüber werden andere Gebiete fast oder vollständig gemieden wie die sehr gewässerärmere Magdeburger Börde, Teile des Köthener und Halleschen Ackerlandes und der Querfurter Platte, aber auch waldreiche Teile des Flämings, der Dübener und Mosigkauer Heide, des Ziegelrodaer Forstes sowie die kolline und montane Höhenstufe (gesamter Harz). Die meisten Vorkommen werden nicht durch die FFH-Meldung erfasst, dennoch liegen Nachweise aus 31 FFH-Gebieten vor.

Gefährdung und Schutz

Die Kreuzkröte ist ein typisches Faunenelement der intensiv in Anspruch genommenen Kulturlandschaft, was durch die Besiedlung eines hohen Anteils nutzungsgeprägter Lebensräume verdeutlicht wird. Diese sind jedoch durch wirtschaftlichen Strukturwandel und spezifische sozioökonomische Entwicklungen zunehmend in ihrem Fortbestand bedroht.

Aufgrund der Erdgasgewinnung gab es im Nordteil des Landes viele Bohrschlammgruben, die früher teilweise Rufergruppen von mehreren Hundert Tieren beherbergten. Nach Förderende im Jahr 2005 wurden diese rückgebaut bzw. verfüllt oder sind durch die Nichtnutzung verlandet. Im Süden des Landes sind die stark isolierten Populationen vordergründig von der fortschreitenden Sukzession der Gewässer- und Landhabitate, der fehlenden Vernetzung oder auch von der mangelnden Wasserhaltefähigkeit der Gewässer bedroht (Meyer & Grosse 1997 b, c).

Einen hohen Stellenwert sollte daher die Sicherung und Wiederherstellung von Primärlebensräumen einnehmen, die für die langfristige Überlebenschance der Kreuzkröte eine hohe und wachsende Bedeutung besitzen. Vor allem die Überflutungsbereiche der Elbaue, größere Ackernassstellen sowie aktive Abbaugruben sollten beim Schutz der Kreuzkröte in Zukunft eine besondere Bedeutung zukommen. Folgende Maßnahmen im Umfeld der Gewässer spielen dabei eine Rolle:

  • Druckwasserereignisse und Überflutungsflächen zulassen oder wo die Natürlichkeit fehlt, eine regelmäßige Neuanlage von voll besonnten, temporären ggf. auch permanent wasserführenden Kleingewässern mit Flachwasserzone im Pionierstadium vornehmen
  • regelmäßige Pflege von Laichgewässern
  • Förderung linearer räumlich-funktionaler Strukturen des Biotopverbunds entlang von Trassen und Einbindung als Trittsteinbiotope

 

Rote Liste Deutschland:                    V – Art der Vorwarnliste (Stand 2009)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               2 – Stark gefährdet (Stand 2004)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2004): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang IV der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 142 S.

Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (Heft 04/2015): Die Lurche und Kriechtiere des Landes Sachsen-Anhalt unter besonderer Berücksichtigung der Arten der Anhänge der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie sowie der kennzeichnenden Arten der Fauna-Flora-Habitat-Lebensraumtypen. Halle (Saale). 640 S.

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