Laubfrosch (Hyla arborea)

Laubfrosch © Matthias Dumjahn, Naturparkverwaltung DrömlingLaubfrosch © Matthias Dumjahn, Naturparkverwaltung Drömling

Beschreibung

Der Laubfrosch ist ein relativ kleiner Baumlurch, wobei die Kopf-Rumpf-Länge zumeist bei den Männchen zwischen 3 und 5 cm, bei den Weibchen bei bis zu 6 cm liegt. An den Finger- und Zehenspitzen sind Haftscheiben ausgebildet, was ihn zusammen mit der glatten, glänzenden und oberseits zumeist einfarbig hellgrünen Färbung unverwechselbar macht. Auf der weißlichen bis grauen Unterseite ist die Hautoberfläche stärker granuliert. Vom Nasenloch über das Trommelfell zieht beiderseits ein schwarzer, oft cremefarbig gesäumter Streifen die Flanken entlang bis in die Hüftgegend, wo er fast immer eine nach vorne oben gerichtete Hüftschlinge ausbildet (NÖLLERT & NÖLLERT 1992). Die sehr lauten und harten Paarungsrufe sind weithin hörbar und mit einem Knattergeräusch (rhythmisches „äpp...äpp...äpp“) zu beschreiben.

Biologie und Ökologie

In Sachsen-Anhalt findet man fast drei Viertel der Vorkommen in den Niederungen unter 100 m ü. NN, den Rest zwischen 100 und 300 m ü. NN. Die höchsten Fundpunkte liegen im Südharz bei Blankenheim und Pölsfeld bei 300 m ü. NN. Hinsichtlich der Laichgewässer dominieren Teiche und Weiher, daneben werden aber auch größere Seen, temporäre Kleingewässer, Quelltümpel, Wiesenlachen, Gräben aller Art und Waldgewässer angenommen. Den Landlebensraum bilden meist Röhrichte sowie gewässernahe Hochstauden, Gebüsche, Hecken und Bäume, teilweise auch Äcker und Gärten. Die Fortpflanzungszeit erstreckt sich je nach den regionalen klimatischen Bedingungen von Ende April bis Mitte/Ende Juni, manchmal bis in den Juli. Die Paarung vollzieht sich vorwiegend in den Nachtstunden in der Uferzone der Gewässer, wo der Laich in Form mehrerer kleiner Klümpchen (Ballen) von von zwei bis zehn, mit durchschnittlich 25 Eiern, meist an Pflanzenteilen abgesetzt wird. Die gesamte Entwicklungszeit bis zur Metamorphose dauert in Abhängigkeit von der Temperatur, der Larvendichte und anderen Faktoren etwa 50 bis 70 Tage. Die Mehrzahl der Larven beendet die Metamorphose folglich zwischen Juli und August (NÖLLERT & NÖLLERT 1992, GROSSE & GÜNTHER 1996). Die Winterquartiere werden Ende Oktober/Anfang November bezogen. Bis zu diesem Zeitpunkt können zuweilen noch rufende Männchen (Herbstrufer) gehört werden. Männchen können manchmal schon nach der ersten Überwinterung geschlechtsreif werden, Weibchen zumeist nach der zweiten Winterruhe.

Verbreitung

Der Laubfrosch ist in Europa weit verbreitet und kommt von der Iberischen Halbinsel über Frankreich, die Beneluxländer, Dänemark, Südschweden, über das Baltikum bis Russland vor. Im Süden erreicht er das Mittelmeer und ist östlich bis zur Balkanhalbinsel und bis über die Grenzen Europas hinaus im nördlichen und westlichen Vorderasien und in der Kaukasusregion zu finden. In Deutschland ist der Laubfrosch in der planar-kollinen Stufe zwar in allen Bundesländern vertreten, besitzt jedoch dabei auch große Verbreitungslücken. Die höchste Verbreitungsdichte weist die Art in Nordostdeutschland auf, wie z.B. im östlichen Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Nordsachsen und Ostthüringen.

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt zeigt sich eine deutliche Nordwest-Südost-Verteilung der Vorkommen des Laubfrosches. Das Verbreitungsmuster folgt damit ganz klar der typischen Landschafts- und Landnutzungsstruktur. Schwerpunkte befinden sich in der nordwestlichen Altmark einschließlich der Altmarkheiden, im Ohre-Aller-Hügelland (Ohreniederung) und im Drömling sowie im Werbener Elbtal, in den Flussauen der Mittelelbe und der Unterläufe von Mulde, Saale und Weißer Elster. Eine deutliche Ausbreitung konnte im Rahmen der landesweiten Grundlagenerfassung (2009-2013) im Bereich der Tagebauregionen, der Fuhneniederung, der östlichen Dübener Heide, des Dessauer Elbtals sowie auf dem Truppenübungsplatz Colbitz-Letzlinger-Heide festgestellt werden. Dagegen ist der gesamte Nordostteil Sachsen-Anhalts, die Börde, das westliche Harzvorland, der Harz sowie im Süden des Landes die Querfurter Platte und die Ilm-Saale-Muschelkalkplatten frei von Nachweisen. Während in der Mitte Sachsen-Anhalts das Vorkommen über das Köthener Ackerland hinaus bis an die Saale reicht, ist der Süden Sachsen-Anhalts nur weitlückig besetzt; Verbreitungsschwerpunkte sind hier das südliche Harzvorland, das mittlere Helme-Unstrut-Buntsandsteinland und das Zeitzer Buntsandsteinplataeu. Nach derzeitigem Datenstand werden 48 FFH-Gebiete vom Laubfrosch besiedelt.

Gefährdung und Schutz

Die natürlichen Feinde des Laichs und der Larven des Laubfroschs sind Wasserinsekten, Fische, Egel und die Feinde der Adulten sind Ringelnatter, Reiher, Störche, Rabenvögel, Eulen, Mäusebussard, Rohrweihe, Milan, Star, Säugetiere wie Spitzmäuse, Igel, Wildschwein, Waschbär und vermutlich Mink.

Die Ursachen für den örtlichen Rückgang des Laubfroschs liegen größtenteils im Mangel an geeigneten Fortpflanzungsgewässern aufgrund der Intensivierung der Landnutzung, des Landverbrauchs, der Freizeit- und Tourismusindustrie und infolge der Isolation von Populationen. Ein Teil der Feuchtlebensräume ist aufgrund von Trockenlegung, Grundwasserabsenkung und Gewässerkorrekturen nur noch in geringem Ausmaß vorhanden. Vom Menschen beeinflusste Lebensräume wie Abbaugebiete werden durch intensiven Abbau oder fehlende Pflege oft abgewertet oder zerstört. Die geringe Dichte geeigneter, ab und zu austrocknender Laichgewässer ist ein limitierender Faktor für den Laubfrosch. Weitere Faktoren sind Fischbesatz, Vermüllung, Beschattung und Zerstörung der Uferregion, vor allem durch Viehtritt. Da die Laichgewässer des Laubfrosches oft nur zeitweilig und jahrweise unterschiedlich zur Fortpflanzung geeignet sind, ist er eine Kennart für dynamische, vielfältige und großflächige Biotopverbundsysteme (Bitz et al. 1995, Tester & Lory 1995). Erforderlich ist deshalb ein komplexer und großflächiger Schutz, der entsprechende Erhaltungsmaßnahmen wie die Gewässerneuanlage und die Aufrechterhaltung bzw. Wiederherstellung der Vernetzung der Fortpflanzungsgewässer und Landhabitate einschließt.

Auch für Sachsen-Anhalt ist ein strenger Gebietsschutz bzw. anderweitige Sicherung aller vorhandenen größeren zusammenhängenden Vorkommen von vordergründiger Bedeutung (Glandt & Kronshage 2004, Geiger 2007). Aktuell liegen 24,2 % der Laubfroschvorkommen in Sachsen-Anhalt in nationalen Schutzgebieten (bezogen auf 1.950 Fundorte), wobei die Naturschutzgebiete den Hauptanteil (22,9 %) ausmachen. Unter den in der FFH-Richtlinie gelisteten Lurcharten weist der Laubfrosch nach dem Springfrosch die zweithöchste Repräsentanz in den nationalen Schutzgebieten auf. Die Rote Liste Sachsen-Anhalts wie auch die Deutschlands führt den Laubfrosch in der Kategorie 3 („gefährdet“) (Meyer & Buschendorf 2004b, Kühnel et al. 2009). Aus zoogeografischer Sicht und auf der Grundlage der aktuellen Entwicklung der Vorkommen in den Verbreitungsschwerpunkten der Art in Sachsen-Anhalt ist vorzuschlagen, den Status 3 „gefährdet“ unverändert beizubehalten.

 

Rote Liste Deutschland:                    3 – Gefährdet (Stand 2009)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               3 – Gefährdet (Stand 2004)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2004): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang IV der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 142 S.

Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (Heft 04/2015): Die Lurche und Kriechtiere des Landes Sachsen-Anhalt unter besonderer Berücksichtigung der Arten der Anhänge der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie sowie der kennzeichnenden Arten der Fauna-Flora-Habitat-Lebensraumtypen. Halle (Saale). 640 S.

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