Meerneunauge (Petromyzon marinus)

Meerneunauge © Michael NeumannMeerneunauge © Michael Neumann

Beschreibung

Das Meerneunauge gehört zur Familie der Petromyzonidae (Neunaugen). Es wird 50 – 80 cm lang, ist graugrün gefärbt mit einer dunklen Marmorierung auf der Oberseite, hat einen langgestreckten, aalähnlichen Körper und eine zweigeteilte Rückenflosse (GEBHARDT & NESS 1997). Seine Mundscheibe ist durch zahlreiche, ringförmige Reihen von Hornzähnchen gekennzeichnet (MUUS & DAHLSTRÖM 1993).

Biologie und Ökologie

Meerneunaugen sind anadrome Wanderfische der atlantischen Küsten Europas und Nordamerikas. Sie sind Schmarotzer und ernähren sich vorwiegend vom Blut und Gewebe der Fische, an denen sie sich festsaugen (z.B. Dorsche, Makrelen, Heringe). Die Wanderung dieser Art erfolgt im Herbst oder im Frühjahr. Dabei wandern sie die Flüsse aufwärts, stellen die Nahrungsaufnahme ein und laichen von März bis Mai auf kiesigen Gründen (MÜLLER 1983). Im Gegensatz zu den anderen Lampetra-Arten sind Meerneunaugen monogame Laicher (HOLCIK 1986). Das Weibchen legt ca. 34.000 – 240.000 Eier in eine flache Grube. Dieses Nest wird von den Männchen bewacht und gegen Angreifer verteidigt (MANION & HANSEN 1980). Die Larven (Querder) schlüpfen nach 1 – 2 Wochen und leben danach 2 – 5 Jahre im Sand oder Schlamm vergraben, wo sie sich von Kleinstlebewesen ernähren. Die Umwandlung in das fertige Meerneunauge erfolgt bei einer Länge von 15 – 20 cm. Dann wandern die Tiere ins Meer zurück (STEINBACH 1984).

Verbreitung

Das Meerneunauge kommt an den atlantischen Küsten Europas vor. Sein Verbreitungsgebiet reicht von den Küsten Skandinaviens, nordöstlich des Weißen Meeres, von Island über Gibraltar bis ins Westliche Mittelmeer und die Adria (LELEK 1987, STEINBACH 1984). Es fehlt im Gebiet des Schwarzen Meeres. In Nordeuropa ist sein Vorkommen sporadisch und ziemlich selten (HOLCIK 1986). In Deutschland beschränken sich die Hauptvorkommen auf die Küstenregionen von Nord- und Ostsee und die Mündungsbereiche der großen Ströme. Die Art ist vereinzelt in die Elbe bis nach Tschechien (BAUCH 1958) und in die Havel vorgedrungen.

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt trat das Meerneunauge von jeher unregelmäßig und im Vergleich zum Flussneunauge nur in geringer Zahl in der Elbe und ihren Nebenflüssen auf. Heute zählt es zu den ausgestorbenen bzw. verschollenen Arten, eigentlich ist es als Irrgast zu bezeichnen. Die letzten drei Nachweise des Meerneunauges liegen aus den 1950er Jahren aus dem nördlichen Elbetal (Landesgrenze) vor.

Gefährdung und Schutz

Die größte Gefährdung erfolgt seit 1960 durch das Stauwehr bei Geesthacht. Den Tieren war es nicht mehr bzw. nur noch mit sehr großer Behinderung möglich, zum Ablaichen in den Mittel- und Oberlauf der Elbe zu gelangen. Auch der permanente Mangel an Laichplätzen durch die Beseitigung von Kiesbänken und Sandern hatte einen gravierenden Einfluss auf die Populationen. Eine weitere Bedrohung ergibt sich für die Querder (Larven) aus den Abwasserbelastungen in Form von Schwermetallablagerungen auf den Flussböden. Ein gezielter Schutz dieser Art ist nicht möglich, da die Laichplätze nicht bekannt sind. Es sollten jedoch alle Kiesbänke und Sander der Elbe und ihrer Nebenflüsse als potenzielle Laichplätze angesehen und geschützt werden.

 

Rote Liste Deutschland:                    2 – Stark gefährdet

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               1 – Vom Aussterben bedroht

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2001): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Tier- und Pflanzenarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 152 S.

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