Veilchenblauer Wurzelhalsschnellkäfer (Limoniscus violaceus)

Beschreibung

Der etwa 11 mm große Käfer ist durch seine tiefblaue, ins violette gehende, metallische glänzende Färbung und seine unterseits nagelförmig hervortretenden Halsschildwinkel von anderen europäischen Schnellkäfern gut zu unterscheiden. Die Tiere weisen eine feine lockere Behaarung und gedrängt beieinanderstehende Nabelpunkte auf dem Halsschild auf. (WURST & KLAUSNITZER 2003)

Biologie und Ökologie

Die Tiere verbringen den Großteil ihres Lebens als Larve im feuchten Mulm von regengeschützten Baumhöhlen, welcher in direkter Verbindung mit dem Erdboden steht. In diesem Entwicklungsstadium ernähren sich die Tiere vor allem von totem, organischem Material gelegentlich aber auch von anderen Insektenlarven. Im zweiten Sommer findet die Verpuppung statt, worauf der Käfer im Frühherbst schlüpft und in der Puppenwiege, welche sich in Rissen und Spalten ausgefaulter Bäume befindet, überwintert. Bei den adulten und nachtaktiven Individuen findet während der kurzen Aktivitätszeit (vornehmlich Mai – Juni) wahrscheinlich keine Nahrungsaufnahme mehr statt. In der Abenddämmerung verlassen die Tiere gelegentlich den Brutbaum, fliegen jedoch nur wenig in dessen Umgebung umher. Zumeist befinden sich die Käfer im Inneren der Baumhöhlungen, in deren Risse und Spalten die Eiablage erfolgt. (WURST & KLAUSNITZER 2003)

Verbreitung

Die Verbreitung der Art erstreckt sich ausschließlich über einige Gebiete Europas. Hierzu gehören Gegenden in Tschechien, Polen, der Slowakei, Rumänien, Frankreich, England und Deutschland (WURST & KLAUSNITZER 2003).  Weiter existieren in Ungarn und Dänemark Vorkommen von Limoniscus violaceus, wobei die Art für Dänemark derzeit als regional ausgestorben gilt (www.iucnredlist.org). In Deutschland existieren Vorkommen in Rheinland-Pfalz, Hessen, Bayern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt (WURST & KLAUSNITZER 2003).

Bestandssituation in Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt ist der Veilchenblaue Wurzelhals-Schnellkäfer lediglich auf ein Vorkommen im NSG und gleichnamigem FFH-Gebiet „Colbitzer Lindenwald“ beschränkt. Der einzige Nachweis bezieht sich auf ein 1998 gefangenes adultes Tier. (MALCHAU 2010)

Gefährdung und Schutz

Zu wenige Wälder ursprünglichen Charakters, intensive Waldnutzung inklusive Entfernung als Brutbaum geeigneter Bestandsstrukturen, Absenkung des Grundwasser und infolge dieses Habitatverlusts auftretender genetischen Isolation einzelner Populationen stellen die hauptsächlichen Ursachen der Gefährdung von Limoniscus violaceus dar. Daher liegt der Schutz dieser Art sowohl primär im Erhalt und der Etablierung von als Brut- und Lebensstätte geeigneten alten Bäumen mit wurzelnahen, mulmgefüllten und regengeschützten Höhlungen als auch in der Vernetzung der Vorkommen. (vgl. WURST & KLAUSNITZER 2003).

 

Rote Liste Deutschland:                    1 – Vom Aussterben bedroht (Stand 1998)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               1 – Vom Aussterben bedroht (Stand 2004)

Quellen:

DIETZE, R. (2004): Rote Liste der Schnellkäfer (Coleoptera: Elateridae) des Landes Sachsen-Anhalt. – Halle. – Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39: 318 – 322.

MALCHAU, W. (2010): 4.4.3 Limoniscus violaceus. In: LANDESAMT FÜR UMWELTSCHUTZ SACHSEN-ANHALT (Hrsg.): Bewertungen des Erhaltungszustandes der wirbellosen Tierarten nach Anhang II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie in Sachsen-Anhalt. – Halle. - Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Sonderheft 2/2010: 189–192.

WURST, C. & KLAUSNITZER, B. (2003): Limoniscus violaceus (P. W. J. MÜLLER, 1821). In: PETERSEN, B., ELLWANGER, G., BIEWALD, G., HAUKE, U., LUDWIG, G., PRETSCHER, P., SCHRÖDER, E. & SSYMANK, A. (2003): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Band I: Pflanzen und Wirbellose. – Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz (Bonn-Bad Godesberg), 69(1): 397–402.

www.iucnredlist.org: Méndez, M., Dodelin, J., Petrakis, P., Schlaghamersky, J. & Nardi, G. 2010. Limoniscus violaceus. The IUCN Red List of Threatened Species 2010: e.T157572A5098447. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2010-1.RLTS.T157572A5098447.en (Zugriff am 27.10.2015)

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