Feuchte Heidegebiete des nordatlantischen Raumes
mit Erica tetralix
- LRT 4010 -

Blüte der Glockenheide (Erica tetralix) © Ulrike Schröder-TrostBlüte der Glockenheide (Erica tetralix) © Ulrike Schröder-Trost

Beschreibung

Zum Lebensraumtyp zählen feuchte Zwergstrauchheiden und Heidevermoorungen im nordatlantischen und mitteleuropäischen Raum, die durch Dominanz der Glockenheide (Erica tetralix) bestimmt werden. Sie kommen auf feuchten bis wechselfeuchten, meist grundwasserbestimmten Standorten (hochanstehendes stagnierendes Grundwasser) auf sandig-anmoorigen, bodensauren oder torfigen Böden vor. Kontakte können bestehen zu Hoch- und Übergangsmooren.

Standort

Glockenheidegesellschaften besiedeln feuchte bis wechselfeuchte Standorte, diese sind grundwasserbeeinflusst. Die sandig-anmoorigen, bodensauren Böden (Anmoorgley, Pseudogley) weisen meist eine Torfdecke auf. Zumindest die nassen Ausbildungen dieses LRT mit hoch anstehendem stagnierendem Grundwasser und niedrigem pH-Wert sind baumfeindlich. Im humosen Nassboden herrscht Sauerstoffmangel. Gleichzeitig ist im stagnierenden Grundwasser eine erhöhte Kohlendioxid- und Schwefelwasserstoff-Konzentration zu verzeichnen. Ähnlich wie in Hochmooren und oligotrophen Gewässern gibt es einen Mangel an pflanzenverfügbarem Phosphor.

Vorkommen

Natürliche Vorkommen dieses LRT in Deutschland finden sich insbesondere in den atlantischen Gebieten des nordwestdeutschen Raumes. Das Areal der ozeanisch-subozeanisch verbreiteten Glockenheide-Feuchtheide erstreckt sich von West-Frankreich über die Britischen Inseln, die Niederlande, Süd-Dänemark bis nach Südwest-Schweden. Früher waren diese feuchten Heiden im atlantisch beeinflussten Mittel- und Westeuropa weiter verbreitet. Heute gehören sie zu den stark gefährdeten Pflanzengesellschaften (SCHUBERT 2004). Im Gegensatz zu den trockenen europäischen Heiden können die "Feuchten Heidegebiete des nordatlantischen Raumes mit Erica tetralix" in der nassen Ausprägung überwiegend als von Natur aus waldfreie Zwergstrauchheiden betrachtet werden. Sie stellen andererseits eine Ersatzgesellschaft feuchter Eichen-Birkenwälder oder Moorbirken-Kiefernwälder dar. In Mitteleuropa sind die feuchten Heiden anthropogenen Einflüssen wie atmosphärische Immissionen von Stickstoff und Schwefeloxiden, Melioration und Aufforstung ausgesetzt. Die Verhinderung bzw. Minimierung dieser Einflüsse ist eine Voraussetzung für den Erhalt dieses LRT.

Pflege/Schutz

Die Feuchten Heiden sind viel seltener und kleinflächiger entwickelt als die trockenen europäischen Heiden, erfordern aber einen geringeren Aufwand an Pflege. Eine grundlegende Voraussetzung für den Erhalt dieses LRT ist die Gewährleistung eines naturnahen Wasserregimes mit hohen Grundwasserständen. Die Pflege der Bestände dieses in Sachsen-Anhalt nur kleinflächig und isoliert vorkommenden Lebensraumtypes wird vorrangig durch Mahd erfolgen. Der Einsatz des Plaggenhiebs als Pflegemaßnahme ist nur in begrenztem Umfang möglich. Eine extensive Beweidung kann mit landschaftsgerechten Nutztierrassen (z.B. Hütehaltung mit Schafen und Ziegen) durchgeführt werden. Zur Vermeidung von Nährstoffeinträgen darf kein Pferchen auf den LRT-Flächen erfolgen. Um der natürlichen Sukzession entgegenzuwirken, d. h. den Gehölzaufwuchs zu steuern, sind periodische Entbuschungsmaßnahmen notwendig. Die günstigste Variante bleibt wie oben bereits genannt die Einstellung eines hohen Grundwasserstandes.

Charakteristische PflanzenartenTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Literatur:

SCHUBERT, R. (2004): Rote Liste der Farn- und Blütenpflanzengesellschaften des Landes Sachen-Anhalt. Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt 39: 111-122.

entnommen aus:

JÄGER, U. & SCHUBOTH, J. (Stand 2015): 4010 Feuchte Heidegebiete des nordatlantischen Raumes mit Erica tetralix. www.lau.sachsen-anhalt.de/naturschutz/natura-2000/arten-und-lebensraumtypen/lrt-anhang-i-ffh-rl/. (Zugriff 22.12.2015).

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