Lückige basophile oder Kalk-Pionierrasen (Alysso-Sedion albi)

- LRT 6110* -

Pionierrasen im NSG Steinklöbe © Lutz DöringPionierrasen im NSG Steinklöbe © Lutz Döring

Beschreibung

Die offene lückige Vegetation des Alysso-Sedion (Steinkraut-Mauerpfeffer-Gesellschaften) wird meist von einjährigen oder sukkulenten Arten beherrscht und kommt auf Felskuppen, Felsschutt und Felsbändern vor. Natürliche Vorkommen sind i.d.R. auf kalk- oder basenreichen Hartsubstraten ausgebildet. Ähnliche Vegetation auf stark veränderten sekundären Standorten (z.B. Schuttablagerungen, Bahnanlagen und Trockenmauern) ist nicht in den LRT eingeschlossen.

Standort

Die offenen Pionierrasen treten vor allem in den Hügelländern auf trockenwarmen Kalkfelsköpfen, Felsschutt und Felsbändern auf. Sie kommen auf feinerdearmen, grusigen bis schotterigen Kalk- und Gipsverwitterungsböden sowie basischen Vulkaniten vor. Die Vegetation der Extremstandorte wird auch durch Windschliff und Bodenerosion (Wind, Wasser) geprägt. Häufig sind die Rasen aufgrund sich kleinflächig abwechselnder Standortverhältnisse eng mit anderen Biotopen, oft auch mit vegetationsfreien Flächen, verzahnt. Natürliche Vorkommen sind i.d.R. auf kalk- oder basenreichen Hartsubstraten ausgebildet. Ähnliche Vegetation auf sekundären Standorten (z.B. Schuttablagerungen, großflächige Steinbrüche, Bahnanlagen und Trockenmauern) ist grundsätzlich nicht in den LRT eingeschlossen.

Vorkommen

Pionierrasen auf Extremstandorten, die einer natürlichen Dynamik unterliegen, sind nicht von einer regelmäßigen Nutzung oder Pflege abhängig. Daneben existieren Pionierrasen, in denen durch Nutzung bzw. Pflege Störstellen fortlaufend neu entstehen (z.B. Beweidung, Tritt usw.). Sowohl auf den Pionierrasen der Extremstandorte als auch auf den anthropogen entstandenen wird das Aufkommen von Gehölzen durch gelegentlichen Verbiss durch Wild oder Nutztiere (z.B. Ziegen, Schafe) gestört. Auf beweideten Standorten wird die Konkurrenzfähigkeit wüchsiger Pflanzen reduziert, durch den Tritt entstehen zusätzlich vegetationsfreie Störstellen. Es kommt zu einem kontinuierlichen Diasporenaustausch, bei dem insbesondere durch die Triftweide die Samen über weite Strecken transportiert werden. Gefördert werden dadurch sowohl Arten mit exozoochorer (z.B. Klettverbreitung) als auch endozoochorer Verbreitung.

Pflege/Schutz

Zur Erhaltung natürlicher Pionierrasen an Primärstandorten bedarf es keiner Maßnahmen. Für die Erhaltung anthropogen entstandener Pionierrasen ist auf lange Sicht eine regelmäßige Nutzung oder Pflege zur Aufrechterhaltung der Gehölzfreiheit und zur Entstehung kleinflächiger Störstellen sicherzustellen. Insbesondere auf jenen Pionierrasen, deren Struktur infolge von Beweidung entstanden ist, sollte eine Biotoppflege durch Beweidung mit Schafen und/oder Ziegen gesichert werden. In Abhängigkeit von der Vegetationsdichte und -zusammensetzung ist bei einer Hütehaltung jährlich ein zwei- bis dreimaliger Weidegang möglich. Eine Weideführung mittels mobiler Koppelsysteme soll auf Standorten des LRT grundsätzlich nicht erfolgen. Da die traditionelle Nutzungsintensität durch die derzeitige Hutungspraxis in der Regel nicht mehr erreicht wird, sollte das Aufkommen der Gehölze durch gelegentliche Beweidung mit Ziegen oder durch Pflegeeingriffe vermieden bzw. zurückgedrängt werden.

Ausgewählte lebensraumtypkennzeichnende (wertgebende) ArtenTextfeld öffnenTextfeld öffnen

Literatur:

89, 252, 254, 287, 299, 330

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2002): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Lebensraumtypen nach Anhang I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 368 S.

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