Birkhuhn (Tetrao tetrix)

Birkhühner (Männchen) © Erik Mandre/Fotolia.comBirkhühner (Männchen) © Erik Mandre/Fotolia.com

Verbreitung

Das Birkhuhn ist transpaläarktisch verbreitet. Die größten Dichten werden in den borealen und subarktischen Waldgebieten und damit vergleichbaren Gebirgszonen erreicht. Das Areal erstreckt sich von Skandinavien, Mitteleuropa, dem Balkan und Mittelasien bis nach Ostsibirien. Isolierte Vorkommen existieren in Großbritannien und Westeuropa. Die Verbreitungsschwerpunkte des fragmentierten mitteleuropäischen Teilareals liegen in den Alpen, in den böhmischen und slowakischen Mittelgebirgen sowie im Bereich der Polnischen Platte und im Osten des Polnischen Tieflandes (GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1973, KLAUS 1997, SCHMITZ in HAGEMEIJER & BLAIR 1997, TUCKER & HEATH 1994). Die verbliebenen deutschen Vorkommen befinden sich mit ca. 1.200 Vögeln in den bayerischen Alpen sowie mit weniger als 400 Vögeln in mindestens zehn voneinander isolierten Gebieten im Bayerischen Wald, im Erzgebirge, im Thüringer Wald und im Thüringer Schiefergebirge, in der Rhön, in der Muskauer Heide, in der Lüneburger Heide, in der Colbitz-Letzlinger Heide und in der Diepholzer Moorniederung (KLAUS 1997).

Ökologie und Zugstrategie

Der Lebensraum des Birkhuhns ist im Gebirge überwiegend der Bereich der oberen Waldgrenze, außerhalb der Alpen ein reich strukturiertes, extensiv genutztes Kulturland sowie Moore und Heidegebiete. Bevorzugt werden halboffenes, niederwüchsiges Gelände für die Balzplätze, deckungsreiche Flächen als Verstecke, ein lockerer Baumbestand für Schlafplätze und eine reichhaltige Kraut- und Zwergstrauchschicht zur Nahrungssuche. Birkhühner beanspruchen zur Brutzeit große Reviere von mehreren Quadratkilometern. An den Balzplätzen und außerhalb der Brutzeit leben sie gesellig (BAUER & BERTHOLD 1997, GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1973). Eine stark ausgeprägte Sesshaftigkeit der Birkhühner bedingt die Vielgestaltigkeit des Lebensraumes. Wanderungen im Winterhalbjahr, bei Weibchen stärker ausgeprägt, sind bekannt (CRAMP et al. 1980, GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1973).

Bestandsentwicklung

Viele Birkhuhnpopulationen sind seit Mitte des 19. Jahrhunderts durch einen kontinuierlichen Bestandsrückgang gekennzeichnet. Zwischen 1910 und 1930 weitete sich dies gebietsweise zu einem Bestandseinbruch aus. Diese Entwicklung hielt trotz kurzzeitiger lokaler Bestandserholungen im gesamten außeralpinen Raum bis in die 1990er Jahre an und führte zum Erlöschen vieler Populationen. Insbesondere in Polen, den Niederlanden, Belgien, Dänemark und der Slowakei sowie im Baltikum waren die Bestandseinbußen erheblich, während in Fennoskandien nur geringe Verluste bzw. regionale Zunahmen zu verzeichnen waren. In den Alpen waren die Bestände bis etwa 1960 relativ stabil. Auch hier sind derzeit erhebliche Einbußen bei noch hohen Beständen zu verzeichnen (BAUER & BERTHOLD 1997, GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1973). In Sachsen-Anhalt wurde das letzte ständig besiedelte Gebiet, die Colbitz-Letzlinger-Heide, Mitte der 1990er Jahre von der Art weitgehend geräumt (DORNBUSCH 2002). Dort konnte das Birkhuhn letztmalig im Jahr 2005 beobachtet werden (SCHÄFER et al.2006).

Gefährdung und Schutz

Das Birkhuhn ist hauptsächlich durch Verlust bzw. Fragmentierung des Lebensraums gefährdet. Insbesondere Entwässerung, Austorfung und Verbuschung von Mooren, Verkrautung von Mittelgebirgswiesen sowie die Aufforstung von Lichtungen sowie von Heide- und Trockenrasenflächen führen zur Verminderung geeigneter Lebensstätten. Das Verschwinden des strukturreichen Landschaftsmosaiks, beispielsweise durch Beseitigung von Baumgruppen, Hecken, Wällen u. ä., die Anlage großflächiger Monokulturen in Land- und Forstwirtschaft sowie eine zunehmende Zerschneidung der Landschaft und ihre touristische Erschließung tragen ebenso zum Bestandsrückgang der Art bei. Auch die Bejagung, insbesondere der Abschuss der Hähne auf den Balzplätzen, sowie die damit verbundene Beunruhigung ist eine Gefährdungsursache (BAUER & BERTHOLD 1997, KLAUS 1997). Die langfristige Erhaltung des Birkhuhns ist nur durch den Schutz und die artgerechte Gestaltung der noch verbliebenen Restlebensräume zu erreichen. Dazu zählt ein strenger Schutz verbliebener Moor- und Heidegebiete, die Förderung einer extensiven Landwirtschaft, ein selektiver und kleinflächiger Holzeinschlag, der Erhalt und die Pflege von Freiflächen und offenen Bachrändern sowie die Förderung von Weichholzarten wie Eberesche, Weide und Birke zur Verbesserung des Winternahrungsangebotes. Weiterhin ist die Jagd auf diese Art in gefährdeten Teilpopulationen einzustellen. Zur Förderung ausgeprägter Krautschichten sind überhöhte Schalenwildbestände in den Lebensräumen des Birkhuhns zu reduzieren (BAUER & BERTHOLD 1997, KLAUS 1997).

 

Rote Liste Deutschland:                    1 – Vom Aussterben bedroht (5. Fassung, Stand November 2015)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               0– Ausgestorben oder verschollen (3. Fassung, Stand November 2017 Vorabdruck)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2003): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Vogelarten nach Anhang I der Europäischen Vogelschutzrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 223 S.

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