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Verbreitung
Das Brutareal des Kampfläufers umfasst das nördliche Eurasien von Großbritannien und Skandinavien bis zur Beringstraße in Fernost. Die nördlichsten Vorkommen sind auf Taimyr zu finden. Die südliche Begrenzung des Hauptverbreitungsgebietes reicht in Russland bis an 60 ° N. Isolierte Populationen sind auch südlicher anzutreffen. Der geschätzte Weltbestand von 3,28 Mio. BP befindet sich zu 96 % in Russland, größere Populationen beherbergen auch Schweden (61.000 BP), Finnland (39.000 BP) und Norwegen (14.000 BP) (GIRARD & KIRBY in HAGEMEIJER & BLAIR 1997, GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1984). Nach RHEINWALD (1993) waren die deutschen Vorkommen in den 1980er Jahren hauptsächlich an der Nordseeküste, geringere Bestände an der Ostsee sowie an der Weser, Elbe und Oder zu finden. Inzwischen haben weitere Rückgänge die Küstenbestände verringert und alle stabilen Binnenvorkommen erlöschen lassen (MÄDLOW & MODEL 2000). In Sachsen-Anhalt ist der Kampfläufer ein sehr seltener, sporadischer Brutvogel und regelmäßiger Durchzügler (DORNBUSCH 1992, 1999).
Ökologie und Zugstrategie
Kampfläufer brüten auf feuchten Niederungswiesen, Mooren und Seggenwiesen sowie in vernässten Bereichen der Zwergstrauch- und Waldtundra (Moos-, Seggen- und Moos-Kräuter-Tundra). In Mitteleuropa werden besonders küstennahe, extensiv bewirtschaftete Wiesen mit Gräben und flachen Tümpeln besiedelt, die z.T. außendeichs liegen. Zur Nahrungssuche werden Priele, Tümpel, kurzrasiges Grünland oder Überflutungsflächen aufgesucht (BEZZEL 1985, GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1984). Die Überwinterungsgebiete des Langstreckenziehers liegen in Afrika (südlich der Sahara bis Südafrika) und Südasien. Einige überwintern auch in Vorderasien, im Mittelmeerraum oder an den Küsten Nordwest-Europas, einzelne auch in Mitteleuropa (BEZZEL 1985). Die höchsten Durchzugszahlen werden in Sachsen-Anhalt z.B. im Drömling, im Köthener Gebiet und im Nordharzvorland Ende April bis Anfang Mai und im August beobachtet (HAENSEL & KÖNIG 1974-1991, HILDEBRANDT in ROCHLITZER 1993, SEELIG et al. 1996).
Bestandsentwicklung
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts haben die Vorkommen in Mitteleuropa und anderen europäischen Gebieten dramatisch abgenommen. Die Bestände in den Niederlanden, Finnland, Polen, Lettland und Deutschland verringerten sich zwischen 1970 und 1990 um mehr als 50 %. Rückgänge werden auch in Russland festgestellt. Die einzigen Zunahmen in Europa werden aus Norwegen gemeldet (BAUER & BERTHOLD1997, GIRARD & KIRBY in HAGEMEIJER & BLAIR 1997, WITT et al. 1996). RHEINWALD (1993) gibt für die 1980er Jahre schätzungsweise 859 BP für Deutschland an. Davon brüteten ca. 120 Paare in Ostdeutschland, hauptsächlich im NSG Oie und Kirr an der vorpommerschen Boddenküste und an der unteren Oder (NICOLAI 1993a). Im Jahr 1994 ist der gesamtdeutsche Bestand auf ca. 218 BP geschrumpft (WITT et al. 1996), im Jahr 1996 auf unter 100 BP (MÄDLOW & MODEL 2000) und im Jahr 2009 auf 19-26 BP. 1969 brütete der Kampfläufer nachweislich letztmalig in Sachsen-Anhalt.
Gefährdung und Schutz
Durch Entwässerung, Grundwasserabsenkung, Eindeichung, Torfabbau und veränderte Landnutzung zerstörte Lebensräume lassen den Kampfläufer in Mitteleuropa immer mehr zurückweichen. Durch frühe Mahd- und Erntetermine sowie zu hohe Viehbesätze auf Weiden gehen zahlreiche Gelege und Jungvögel verloren. Habitatverluste durch die Entwässerung von Feuchtgebieten erleidet die Art auch in den Durchzugs- und Überwinterungsgebieten. Als weitere Gefährdungsfaktoren werden Störungen in den Brutgebieten, Eutrophierung, Biozideinsatz, Bejagung und Kollisionen an Drähten und Fahrzeugen genannt (BAUER & BERTHOLD 1997, BAUER & THIELKE 1982, GLUTZ VON BLOTZ- HEIM et al. 1984, TUCKER & HEATH 1994).
Extensiv genutzte Feuchtwiesen, Flussniederungen, feuchte Moorwiesen, Salzwiesen und -weiden müssen als Brutplätze erhalten, geschützt und gegebenenfalls renaturiert werden. Es muss eine Wiedervernässung, eine extensive Beweidung und ein Düngeverbot durchgesetzt werden. Gleichzeitig müssen alle international bedeutsamen Rast-, Mauser- und Über- winterungsgebiete unter Schutz gestellt werden (BAUER & BERTHOLD 1997, BAUER & THIELKE 1982).
Rote Liste Deutschland: 1 – Vom Aussterben bedroht (5. Fassung, Stand November 2015)
Rote Liste Sachsen-Anhalt: 0 – Ausgestorben oder verschollen (3. Fassung, Stand November 2017 Vorabdruck)
entnommen aus:
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2003): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Vogelarten nach Anhang I der Europäischen Vogelschutzrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 223 S.