Moorente (Aythya nyroca)

Moorente, Männchen © a weblogiq/Fotolia.comMoorente, Männchen © a weblogiq/Fotolia.com

Verbreitung

Die Moorente besiedelt die Paläarktis von der mediterranen bis zur gemäßigten Zone, einschließlich der Steppen- und Halbwüstenzonen. Die Vorkommen im polnischen Tiefland und in der großen ungarischen Tiefebene markieren den Beginn des geschlossenen Verbreitungsgebietes, das sich hauptsächlich über Südost-Europa und die Steppengebiete Eurasiens erstreckt und seine östlichste Grenze in Westchina bzw. Osttibet findet. In West- und Mitteleuropa existieren einige isolierte Reliktvorkommen (BANKOVICS in HAGEMEIJER & BLAIR 1997, BAUER & GLUTZ VON BLOTZHEIM 1992, BEZZEL 1985, HÖLZINGER 1987). Deutschland befindet sich am westlichen Rand des Areals. Frühere, regelmäßige Brutvorkommen z.B. in der Oberlausitz und in Oberfranken sind in den 1960er und 1970er Jahren weitestgehend erloschen, sodass die Art gegenwärtig sehr selten und unregelmäßig in Deutschland brütet (MÄDLOW & MODEL 2000, NICOLAI 1993a). Frühere Brutnachweise in Sachsen-Anhalt konnten nach 1930 nicht mehr bestätigt werden (BAUER & GLUTZ VON BLOTZHEIM 1992, ROCHLITZER 1993). Die Verbreitungskarte von NICOLAI (1993a) weist für Sachsen-Anhalt im Zeitraum von 1978-1982 je einen Brutnachweis und ein mögliches Brutpaar der Moorente im Bereich der Unteren Havel und des Schollener Sees und ein mögliches Brutpaar im Mittelelbegebiet zwischen Roßlau und Coswig aus.

Ökologie und Zugstrategie

Die Moorente brütet in Europa bevorzugt im Tiefland bis etwa 200 m ü. NN. Die Brutplätze liegen an flachen, meso- bis eutrophen Binnengewässern unterschiedlicher Größe mit ausgedehnten Verlandungszonen sowie an extensiv genutzten Fischteichen und träge fließenden Gewässern. Wichtiger Habitatbestandteil ist eine reiche Ufer- und submerse Vegetation; offene Wasserflächen können zurücktreten. Im pannonischen Tiefland und in den Steppengebieten Eurasiens nistet die Moorente hauptsächlich an Alkali- und binnenländischen Brackgewässern. Außerhalb der Brutperiode werden auch offenere Binnengewässer und Gewässer an der Küste aufgesucht (BANKOVICS in HAGEMEIJER & BLAIR 1997, BAUER & BERTHOLD 1997, BAUER & GLUTZ VON BLOTZHEIM 1992, RUTSCHKE 1989). Als Mittel- und Langstreckenzieher überwintern die europäischen Brutbestände in Nordafrika (Marokko, Algerien, Tunesien), Westafrika (südlich der Sahara) und im Niltal. Einzelne Exemplare bleiben während des Winters auch in West- und Mitteleuropa. Die russischen und ukrainischen Brutvögel ziehen ans Mittelmeer sowie in verschiedene Gebiete am Schwarzen und Kaspischen Meer. Die asiatischen Populationen überwintern von Südwest-Asien, Indien bis Südchina. Der Abzug aus den Brutgebieten beginnt im September und endet erst bei Frosteintritt (BANKOVICS in HAGEMEIJER & BLAIR 1997, BAUER & BERTHOLD 1997, BAUER & GLUTZ VON BLOTZHEIM 1992).

Bestandsentwicklung

Nach einer Phase starker Expansion und weiter Verbreitung in Europa bis Mitte des 19. Jahrhunderts erloschen in Mitteleuropa ab 1900 viele Brutvorkommen. Seit den 1960er Jahren nahmen die verbliebenen europäischen Bestände besonders stark ab. Die Zunahme lokaler Brut- und Rastbestände in den letzten Jahren könnte auf eine Stabilisierung der mitteleuropäischen Reliktvorkommen hindeuten (BAUER & BERTHOLD 1997). Gegenwärtig brütet mehr als die Hälfte des auf unter 50.000 Exemplare geschätzten Weltbestandes der Moorente in Europa (SCOTT & ROSE 1996). Der größte Teil dieses Brutvorkommens konzentriert sich auf Rumänien (Donaudelta), die Ukraine, Moldawien, Ungarn und Russland (BANKOVICS in HAGEMEIJER& BLAIR 1997, TUCKER & HEATH 1994). Nach RHEINWALD (1993) brüteten in den 1980er Jahren weniger als 20 Paare in Deutschland. WITT et al. (1996) geben für das Jahr 1994 nur noch 3 BP an. In den Jahren 1995/96 erfolgte nur ein sicherer Brutnachweis in Baden-Württemberg für Mettnau/Bodensee (MÄDLOW & MODEL 2000). In Sachsen-Anhalt tritt die Moorente gegenwärtig als seltener Durchzügler und möglicherweise als seltener Brutvogel auf, der in der Altmark hauptsächlich im Elbetal und am Arendsee (STEINKE 1999), im Mittelelbe-Börde-Bereich an den elbnahen Baggerseen bei Magdeburg (BRIESEMEISTER et al. 1987) und im Köthener Gebiet meist an der Elbe und deren Altwässer im NSG Steckby-Lödderitzer Forst sowie im NSG Neolith-Teich (ROCHLITZER 1993) beobachtet wird. Es gab Brutzeitbeobachtungen außerhalb des Elbetals 1963 bei Cösitz sowie 1968 bei Förderstedt und im Elbetal um 1980 bei Schollene, 1992, 1994,1997 in der Aland-Elbe-Niederung sowie 1979 und 1997 bei Klieken. Je ein wahrscheinliches BP siedelte um 1980 bei Wallnau und 1992 an der Alten Elbe zwischen Berge und Kannenberg. Im Jahre 1999 gab es neben wenigen Durchzugs- und Brutzeitbeobachtungen je ein Revierpaar an der Alten Elbe Bösewig und bei Stendal (DORNBUSCH 2002, GEORGE & WADEWITZ 1998, 2000). Aus dem Jahr 2013 liegt wieder ein Brutnachweis aus dem Burgenlandkreis vor.

Gefährdung und Schutz

Intensivierungsmaßnahmen in der Landwirtschaft wie Entwässerung von Feuchtgebieten und in der Binnenfischerei wie veränderte Teichbewirtschaftung haben in großem Umfang zum Rückgang der Art beigetragen. In den südlicheren Arealbereichen sind auch durch die generell trockneren Klimabedingungen Flachwasserzonen als Brutbiotop verloren gegangen. Das Trockenfallen von Feuchtgebieten in den Überwinterungsgebieten wirkt sich ebenfalls negativ aus. Die Moorente ist außerdem durch zahlreiche mit Störungen verbundene Freizeitaktivitäten an den Brutgewässern und durch jagdliche Verfolgung während des Zugs bedroht. Zum Schutz der Vogelart ist eine umfassende Erhaltung und Renaturierung von Feuchtgebieten in den Brut- und Überwinterungsgebieten zu fordern. An wichtigen Brutgewässern sind alle anthropogenen Störungen zu verhindern. Die Bejagung der Art ist innerhalb des gesamten Areals einzustellen (BANKOVICS in HAGEMEIJER & BLAIR 1997, BAUER & BERTHOLD 1997, HABERMEIER 1997, HÖLZINGER 1987, TUCKER & HEATH 1994).

 

Rote Liste Deutschland:                    1 – Vom Aussterben bedroht (5. Fassung, Stand November 2015)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               1 – Vom Aussterben bedroht (3. Fassung, Stand November 2017 Vorabdruck)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2003): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Vogelarten nach Anhang I der Europäischen Vogelschutzrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 223 S.

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