Odinshühnchen (Phalaropus lobatus)

Odinshühnchen (Männchen) im Schlichtkleid, Marbeteiche bei Staßfurt © Uwe NielitzOdinshühnchen (Männchen) im Schlichtkleid, Marbeteiche bei Staßfurt © Uwe Nielitz

Verbreitung

Das 17-19 cm kleine Odinshühnchen hat ein circumpolares Verbreitungsgebiet mit Schwerpunkt in der Subarktis. In Nordeuropa findet es auch in der borealen Zone geeignete Brutgebiete in kleinen Tümpeln und Teichen oder seichten Buchten größerer Binnengewässer. Das sehr kleine, lebhafte Hühnchen gehört zur artenreichen Ordnung der Schnepfenvögel (Limicolen) und ist in Mitteleuropa ein regelmäßig rastender Durchzügler (GLUTZ VON BLOTZHEIM ET AL. 1975). In den Niederlanden gilt es als regelmäßiger Herbstgast, der meist einzeln oder in kleinen Gruppen zu beobachten ist. Mit etwas Glück ist es entlang der deutschen und polnischen Ostseeküste – wenn auch nur in kleiner Zahl – anzutreffen (GLUTZ VON BLOTZHEIM ET AL. 1975).

Ökologie und Zugstrategie

Odinshühnchen fallen durch ihren ausgeprägten Geschlechtsdimorphismus auf. So sieht das Weibchen viel prachtvoller und bunter aus als das Männchen. In 99% der Fälle ist es in der Vogelwelt exakt anders herum. Eine weitere Besonderheit ist, dass bei dieser Art das Weibchen um das Männchen balzt. Anfang Mai umschwärmt das Weibchen in ihrem Prachtkleid mehrere Männchen und sucht sich eines aus.

Die Brut erfolgt in kleinen Kolonien in Feuchtgebieten, die von Hochmoorflächen, nassen Wiesen oder Weiden umgeben sind. Im Brutgebiet werden Plätze mit vielen Kleingewässern, die ein entsprechend günstiges Nahrungsangebot sichern, besiedelt (GLUTZ VON BLOTZHEIM ET AL. 1975). Die Vögel haben eine Jahresbrut in der Zeit von Mai bis Juli. Das Weibchen legt 3-4 olivgrüne, gefleckte Eier, die das Männchen ausbrütet. Nach etwa 21 Tagen schlüpfen die Jungen, die als Nestflüchter wenige Stunden nach dem Schlupf das Nest verlassen und vom Männchen begleitet werden. Das Weibchen ist für die Revierverteidigung zuständig.

Wie viele Limikolen ist das Odinshühnchen ein Fernzieher. Seine Winterquartiere liegen in den tropischen Meeren. Außerhalb der Brutzeit verbringen Odinshühnchen die meiste Zeit ihres Lebens auf dem offenen Meer. Viele Odinshühnchen überqueren auf dem Zug das europäische oder asiatische Festland. Größere Überwinterungsgebiete sind vor der Westküste Südamerikas, im Südwest-Pazifik und im Nordwesten des Indischen Ozeans bekannt. Irrgastnachweise in anderen Regionen, die mit dem Winterzug in Zusammenhang stehen, sind jedoch keine Seltenheit (GLUTZ VON BLOTZHEIM ET AL. 1975). Häufig kommt es in den Überwinterungsgebieten aber auch zu einer Verwechslung mit dem verwandten Thorshühnchen (Phalaropus fulicaria) (GLUTZ VON BLOTZHEIM ET AL. 1975).

Bestandsentwicklung

Die globale Population umfasst zwischen 3,6 und 4,5 Millionen Individuen (BIRDLIFE INTERNATIONAL 2012). Die Gesamtpopulation zeigt einen abnehmenden Trend, wobei einige Bestände aufgrund der methodischen Schwierigkeit und lückenhaften Untersuchung unbekannte Entwicklungen aufweisen. In Deutschland kommt das Odinshühnchen nur als seltener Irrgast und Durchzügler beim Flug in die Winterquartiere vor.

Gefährdung und Schutz

Eine Hauptgefährdungsursache besteht in der Veränderung der Bruthabitate durch Entwässerung, Intensivierung der Grünlandbewirtschaftung sowie Verbuschung der Landschaft durch Nutzungsänderungen. Durch Entwässerung verändert sich die Nahrungsverfügbarkeit. Häufigere und vor allem frühere Mahd der Grünflächen führen zu Verlusten der Gelege und Jungvögel, was bei nur einer Jahresbrut starke Auswirkungen auf die Population haben kann. Zum Schutz des Odinshühnchens in den Brutgebieten ist es notwendig, geeignete Lebensräume vor der Entwässerung zu schützen und frühere Brutgebiete zu renaturieren.

In Mitteleuropa ist das Odinshühnchen in erster Linie durch Eingriffe in die Rasthabitate gefährdet. Diese sollten im Zuge eines europaweiten Schutzgebietsmanagements vor negativen Eingriffen bewahrt werden.

Rote Liste Deutschland:                    –

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               –

Quellen:

BIRDLIFE INTERNATIONAL (2012): Phalaropus lobatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2012: e.T22693490A38833152. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2012-1.RLTS.T22693490A38833152.en. Downloaded on 17 March 2016.

GLUTZ VON BLOTZHEIM, U. N., BAUER, K. M. & BEZZEL, E. (1986): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. 7. Bd. Charadriiformes (2. Teil). – 2. durchges. Aufl. – Wiesbaden: Aula Verlag.

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