Rothalsgans (Branta ruficollis)

Rothalsgans (Mittig im Bild) © Axel SchonertRothalsgans (Mittig im Bild) © Axel Schonert

Verbreitung

Die Brutverbreitung der Rothalsgans erstreckt sich über die arktischen und subarktischen Tundrengebiete Westsibiriens. Das ehemals zusammenhängende Verbreitungsgebiet ist heute fragmentiert, wobei sich die Bestände hauptsächlich auf die Jamal-Halbinsel, das Mündungsgebiet zwischen Ob und Jenissej (Gydan-Halbinsel) und den Taimyr konzentrieren (BAUER & GLUTZ VON BLOTZHEIM 1990, RUTSCHKE 1987).

Ökologie und Zugstrategie

Die Rothalsgans ist ein Brutvogel der Wald- und Strauchtundra. Sie brütet auch stellenweise im Bereich von Flussmündungen und an der Meeresküste. Die Art nistet z.T. kolonieartig an Lehmhängen von Flusstälern und Felsabbrüchen. Meist sind die Brutplätze mit Buschwerk und Gras bewachsen sowie in der Nähe von Greifvogelhorsten (meist Wanderfalke - Falco peregrinus) gelegen. Im Winterquartier werden bevorzugt Gebiete aufgesucht, die in enger Nachbarschaft sichere Übernachtungsmöglichkeiten wie unzugängliche Inseln oder Flachwasserbereiche, ausreichend Nahrungsgebiete wie Salzwiesen, Weiden, Brachen oder Ackersaaten und Süßwassertränken bieten (BAUER & GLUTZ VON BLOTZHEIM 1990). Die Rothalsgans ist ein Zugvogel, der die Brutgebiete im September verlässt und Winterquartiere an der aserbaidschanischen und turkmenischen Küste des Kaspischen Meeres, hier besonders die Kirow-Bucht, und an der Westküste des Schwarzen Meeres aufsucht. Der nördliche Zugweg wird im Schmalfrontzug entlang der Flusstäler von Ob, Irtysch und Tobol absolviert (RUTSCHKE 1987). Nach starken Bestandsrückgängen der Überwinterer in Aserbeidschan (1956: 60.000 Exemplare, 1975/80: kaum mehr als 100 Exemplare) liegen die Hauptwinterquartiere gegenwärtig zwischen dem Donau- und dem Evrosdelta (BEZZEL 1985). Der Heimzug in die Brutgebiete beginnt zwischen Mitte März und April (BAUER & GLUTZ VON BLOTZHEIM 1990).

Bestandsentwicklung

Der Bestand der Rothalsgans hat bis Mitte der 1970er Jahre drastisch abgenommen (RUTSCHKE 1987). Anschließend setzte eine Phase der Erholung und des Bestandsanstieges ein, die bis in die 1990er Jahre anhielt (MOOIJ 2000). In Nordwest-Deutschland wird die Rothalsgans seit 1970 fast jährlich mit maximal fünf bis sieben Exemplaren festgestellt (BEZZEL 1985). In Deutschland ist seit der Zunahme des Bestandes während der 1990er Jahre mit maximal 50 durchziehenden bzw. überwinternden Exemplaren zu rechnen (MOOIJ 2000). Im Binnenland, so auch in Sachsen-Anhalt, ist diese Gänseart sehr selten anzutreffen (DORNBUSCH 1999). Seit Ende der 1980er/Anfang der 1990er Jahre werden zunehmend Einzelbeobachtungen (1-5 Tiere) im Köthener Gebiet, hauptsächlich im NSG Neolith-Teich, registriert (ROCHLITZER 1993, GEORGE & WADEWITZ 1998, 2000, 2001).

Gefährdung und Schutz

RUTSCHKE (1987) nennt als Gefährdungsursachen in den traditionellen Überwinterungsgebieten Aserbaidschans die Intensivierung der Landnutzung, Entwässerung und Flussregulierung, die zu fast völliger Aufgabe dieser Gebiete durch die Rothalsgans geführt haben. Die sehr strengen Schutzmaßnahmen in den Brutgebieten, die sich positiv auf die Bestandsentwicklung ausgewirkt haben (RUTSCHKE 1987), müssen auch auf die Überwinterungsgebiete ausgedehnt werden.

 

Rote Liste Deutschland:                    Kein Brutvogel in Deutschland

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               Kein Brutvogel in Sachsen-Anhalt

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2003): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Vogelarten nach Anhang I der Europäischen Vogelschutzrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 223 S.

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