Singschwan (Cygnus cygnus)

Singschwäne © Lutz DöringSingschwäne © Lutz Döring

Verbreitung

Der Singschwan brütet hauptsächlich in der borealen Zone der Paläarktis, einige Tiere auch in den Tundren- und Steppengebieten (GARDARSSON in HAGEMEIJER & BLAIR 1997). Die Brutverbreitung erstreckt sich geschlossen von Island über Schweden und Finnland bis in den Fernen Osten, wo Kamtschatka und Sachalin besiedelt werden. Lokale bzw. einzelne Vorkommen befinden sich in Schottland, Norwegen, im Baltikum und in Polen (RUTSCHKE 1992). In Deutschland ist die Art seit 1994 Brutvogel (je zwei Brutpaare (BP) 1995/96 in Brandenburg (DEUTSCHMANN 1997). Ansiedlungen in Hamburg ab 1970 und in Schleswig-Holstein ab 1983 gehen wohl auf Gefangenschaftsflüchtlinge zurück (BERNDT & BUSCHE 1991).

Ökologie und Zugstrategie

Zur Brutzeit werden in Island sowohl größere Gewässer der Küstenregion als auch kleinere Bergseen bis 800 m ü. NN aufgesucht. In Finnland besteht das Bruthabitat aus oligotrophen Moorseen und flachen Gewässern mit reicher Unterwasservegetation. In Sibirien werden oligo- und eutrophe Waldtaigaseen, offene Tundraseen und -sümpfe sowie die Mündungsbereiche arktischer Flüsse besiedelt. Die Art kommt in den Steppen Mittelsibiriens an großflächigen Seen mit ausgedehnten Röhrichtbeständen vor. In Mitteleuropa wird an eutrophen Altwässern und Fischteichen gebrütet (BAUER & BERTHOLD 1997, BAUER & GLUTZ VON BLOTZHEIM 1987, RUTSCHKE 1992). Die westpaläarktischen Brutvögel überwintern hauptsächlich in Irland, im nördlichen Teil von Großbritannien, in Südskandinavien, Norddeutschland und in den Niederlanden; wenige bleiben auch in Island. Östliche Populationen ziehen im Herbst zum Schwarzen und Kaspischen Meer, nach Kasachstan, Nordchina, Korea und Japan (GARDARSSON in HAGEMEIJER & BLAIR 1997). Zu den Überwinterungshabitaten zählen auf Island von Thermalquellen gespeiste Süßgewässer (weniger Küstengewässer und urbane Habitate), auf den britischen Inseln Feuchtgebiete und Ackerland sowie in Skandinavien meist Küstengewässer (GARDARSSON in HAGEMEIJER & BLAIR 1997). Vorwiegend seichte Buchten größerer Seen bilden die Rastplätze im mitteleuropäischen Binnenland (RUTSCHKE 1992). In Sachsen-Anhalt werden von den Singschwänen hauptsächlich die Niederungen des Elbetals genutzt (BRIESEMEISTER et al. 1987, GEORGE & WADEWITZ 1999, 2000, ROCHLITZER 1993, SCHÖNFELD et al. 1997, STEINKE 1999). Die im Bereich der mittleren Elbe überwinternden Schwäne äsen seit Anfang der 1990er Jahre tagsüber meist auf flach überflutetem Grünland sowie auf Raps- und Wintergetreidefeldern (SCHWARZE 1996). Die Singschwäne der Westpaläarktis ziehen im Herbst auf getrennten Wegen in die Winterquartiere: die isländische Population südostwärts zu den Britischen Inseln und die nordosteuropäische längs des Weißen Meeres und der Ostsee nach Mittel- und Westeuropa (RUTSCHKE 1992). Die Brutgebiete werden Mitte September bis Mitte Oktober verlassen, die Überwinterungsquartiere Mitte März bis Anfang Mai geräumt (BEZZEL 1995).

Bestandsentwicklung

Seit den letzten Jahrzehnten nehmen die Brutbestände in Skandinavien, Russland und im Baltikum zu. Gleichzeitig steigen die Zahlen der Wintergäste in vielen Gebieten Mitteleuropas seit den 1960er Jahren an oder waren zumindest konstant (BAUER & BERTHOLD 1997). Dieser positive Trend trifft auch für die Überwinterungsgebiete in Sachsen-Anhalt zu (DORNBUSCH 1999, BRIESEMEISTER et al. 1987, ROCHLITZER 1993, SCHÖNFELD et al. 1997, SCHWARZE 1980-2000). Der maximale deutsche Überwinterungsbestand wird für den Zeitraum von 1990 bis 1995 auf 9.000 Exemplare (bis max. 12.000) beziffert (Januarangaben, SUDFELDT 1996). Seit 2013 konnten außerdem jährlich zweifelsfreie Brutnachweise der Art bei Halle (Saale) dokumentiert werden.

Gefährdung und Schutz

Gefährdungsursachen liegen in der menschlichen Verfolgung durch Jagd und Ei-Entnahme, in anthropogenen Störungen in den Rast- und Überwinterungsgebieten und in der Prädation durch Wildschweine in Mitteleuropa. Zur Sicherung der Bestände sollten in den regelmäßig besetzten Rast- und Überwinterungsgebieten störungs- und jagdfreie Schutzzonen eingerichtet werden (BAUER & BERTHOLD 1997, HÖLZINGER 1987, RUTSCHKE 1992).

 

Rote Liste Deutschland:                    R – Extrem selten (5. Fassung, Stand November 2015)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               R – Extrem selten (3. Fassung, Stand November 2017 Vorabdruck)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2003): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Vogelarten nach Anhang I der Europäischen Vogelschutzrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 223 S.

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