Steinadler (Aquila chrysaetos)

Steinadler © davemhuntphoto/Fotolia.comSteinadler © davemhuntphoto/Fotolia.com

Verbreitung

Das Areal des Steinadlers umfasst weite Teile der Holarktis, die er in sechs Unterarten bewohnt. Die Verbreitung erstreckt sich in der Paläarktis von Nordafrika, der Iberischen Halbinsel, Schottland und Skandinavien im Westen bis nach Kamtschatka und Japan im Osten. Auf dem nordamerikanischen Kontinent werden Alaska, Kanada, der westliche Teil der USA und Mexiko besiedelt. In den tieferen Lagen Nordamerikas und Europas wurde die Art weitgehend ausgerottet. Die größten europäischen Brutbestände befinden sich gegenwärtig in Spanien, Norwegen und Schweden (GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1989, HALLER & SACKL in HAGEMEIJER & BLAIR 1997). In Deutschland ist das Vorkommen der Art auf die bayerischen Alpen beschränkt (BEZZEL 1994, RHEINWALD 1993). In Sachsen-Anhalt ist der Steinadler als Brutvogelart ausgestorben und wird derzeit nur als sehr seltener Gastvogel beobachtet (DORNBUSCH 1999). Neuere Winterbeobachtungen einzelner, meist immaturer Vögel stammen hauptsächlich aus den elbenahen Bereichen Sachsen-Anhalts (BRIESEMEISTER et al. 1987, GEORGE & WADEWITZ 1997, 2001, ROCHLITZER 1993).

Ökologie und Zugstrategie

Im Habitat des Steinadlers müssen großräumige, offene oder halboffene Landschaften zur Nahrungssuche, über das ganze Jahr hinweg verfügbare Beutetiere mit einem Lebendgewicht zwischen 2 bis 5 kg bzw. im Winter Fallwild oder Aas und sichere Nistmöglichkeiten in Felsen oder alten Baumbeständen enthalten sein. In den mitteleuropäischen Alpenbereichen werden die Horste vorwiegend in Felswänden unterhalb der Waldgrenze angelegt. Die Jagd erfolgt auf Freiflächen innerhalb der Waldstufe (Kahlschläge und Almen) und oberhalb der Waldgrenze bis zur oberen Verbreitungsgrenze von Schneehuhn und Murmeltier (BEZZEL et al. in KOSTRZEWA & SPEER 2001, GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1989, HALLER & SACKL in HAGEMEIJER & BLAIR 1997). Außer in Russland und südlich von 60 ° N sind die Steinadler im europäischen Verbreitungsgebiet Standvögel. Revierlose und immature Adler des Alpenraumes führen kürzere Zerstreuungswanderungen durch, nord- und nordosteuropäische Jungvögel ziehen bis Weißrussland, in die Ukraine und nach Ungarn (BEZZEL et al. in KOSTRZEWA & SPEER 2001, HALLER & SACKL in HAGEMEIJER & BLAIR 1997).

Bestandsentwicklung

Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Steinadler im Flachland und in den Mittelgebirgen Deutschlands durch anhaltende Verfolgung ausgerottet. Zu diesem Zeitpunkt erreichten auch die Alpenvorkommen ihren niedrigsten Stand. Im 20. Jahrhundert konnten sich die Bestände infolge gesetzlichen Schutzes und einer eingeschränkten Bejagung erholen und langsam anwachsen. Derzeit werden in Deutschland 45-50 Revierpaare gezählt. Der Bestand wird als stabil eingeschätzt. Alle geeigneten Lebensräume in den bayerischen Alpen sind besetzt. Aufgrund der sehr niedrigen Reproduktionsrate der deutschen Steinadler wird das Bestandsniveau wohl durch Einwanderungen aus den dicht besiedelten Alpengebieten der Schweiz und Österreichs gehalten. Ursachen für den geringen Bruterfolg sind Selbstregulationsmechanismen, ein geringeres Nahrungsangebot, Landnutzungsänderungen und anthropogene Störungen (BAUER & BERTHOLD 1997, BEZZEL et al. in KOSTRZEWA & SPEER 2001).

Gefährdung und Schutz

Bis in das 20. Jahrhundert hinein war die direkte Verfolgung durch den Menschen die Hauptursache für die Bestandsrückgänge des Steinadlers. Jagddruck besteht heute noch in Skandinavien und Südeuropa, illegale Verfolgungen werden auch aus Deutschland gemeldet. Weitere Gefahren drohen durch Störungen am Brutplatz infolge Erholungsdrucks auf höhere Gebirgslagen und militärischer Übungen, durch die Zerstörung des Lebensraumes wie Fällen von Altholzbeständen und Entwässerung von Mooren in Nordeuropa, durch Nahrungsmangel infolge weniger .allwildes durch mildere Winter und eine Reduzierung der Schalenwildbestände und durch Intensivierungsmaßnahmen der Forst- und Landwirtschaft wie Biozidanwendung, Übererschließung und Wiederaufforstung. Schutzmaßnahmen sollten auf die Verhinderung jeglicher Nachstellung, auf den Erhalt der langjährig genutzten Brut- und Nahrungshabitate, auf die Beruhigung der Brutplätze und auf die weitere Begrenzung des Einsatzes von Umweltchemikalien abzielen (BAUER & BERTHOLD 1997, BEZZEL et al. in KOSTRZEWA & SPEER 2001, HÖLZINGER 1987, TUCKER & HEATH 1994).

 

Rote Liste Deutschland:                    R – Extrem selten (5. Fassung, Stand November 2015)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               0 – Ausgestorben oder verschollen (3. Fassung, Stand November 2017 Vorabdruck)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2003): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Vogelarten nach Anhang I der Europäischen Vogelschutzrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 223 S.

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