Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana)

Tüpfelsumpfhuhn © p1969/Fotolia.comTüpfelsumpfhuhn © p1969/Fotolia.com

Verbreitung

Das Brutareal des Tüpfelsumpfhuhnes ist auf die westliche und zentrale Paläarktis beschränkt. Die Art kommt von Südwest-, West- und dem südlichen Nordeuropa bis Zentralsibirien vor. Die nördliche Grenze liegt in Sibirien bei 64 ° N. Die südliche Grenze verläuft durch das nördliche Altaivorland, Nordkasachstan, die Balkanhalbinsel und Mittelitalien. Der Hauptteil (ca. 85 %) des europäischen Brutbestandes (ca. 50.000-180.000 BP) siedelt in Russland, Weißrussland, Rumänien und der Ukraine (GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1973, KOSKIMIES & DVORAK in HAGEMEIJER & BLAIR 1997). Wie im gesamten Mitteleuropa zeigt die Rallenart auch in Deutschland ein lückenhaftes Verbreitungsbild, wobei sie bei insgesamt nur geringen Dichten im norddeutschen Tiefland wesentlich häufiger auftritt als in Süddeutschland (RHEINWALD 1993). In Sachsen-Anhalt konzentrieren sich die Vorkommen hauptsächlich auf die Flussauen und Niederungslandschaften (NICOLAI 1993a, STENZEL in GNIELKA & ZAUMSEIL 1997). Brutnachweise in den 1990er Jahren gelangen im NSG Salzatal (HÖHNE in GEORGE & WADEWITZ 1999, HÖHNE & KÖSTER in GEORGE & WADEWITZ 2001), im ehemaligen Braunkohlentagebau Geiseltal (SCHWARZ & SCHULZ in GNIELKA & ZAUMSEIL 1997), im Bereich des Salzigen Sees und im NSG Asendorfer Kippe (STENZEL in GNIELKA & ZAUMSEIL 1997).

Ökologie und Zugstrategie

Das Tüpfelsumpfhuhn brütet in Nassstellen mit nicht ganz geschlossener Vegetation und niedrigem Wasserstand, so im landseitigen Teil von Verlandungsbereichen, in Übergangszonen von Röhrichten und Großseggenriedern, in Nasswiesen und -weiden. Da die Art empfindlich auf Wasserstandsveränderungen reagiert, brütet sie oft nur in weiträumigen Sumpfgebieten. Während der Zugzeit und im Winter ist sie an Gewässern unterschiedlicher Größe mit Verlandungsbereichen und Schlickflächen sowie im wasserfreien Grasland zu finden (BAUER & BERTHOLD 1997, GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1973). Als Zugvogel überwintert das Tüpfelsumpfhuhn im westlichen Mittelmeerraum bzw. von Ägypten und Vorderasien südwärts bis Südafrika und Indien. Vereinzelt werden Überwinterungen aus Mitteleuropa und Großbritannien gemeldet. Die Brutgebiete werden ab Juli verlassen. Die Wiederankunft der ersten Vögel in Mitteleuropa wird selten vor Ende März registriert (BEZZEL 1985).

Bestandsentwicklung

Fehlende mehrjährige Erfassungen in den meisten Arealbereichen und starke, jährliche Bestandsschwankungen in Gebieten mit wechselnden Wasserständen erschweren die Einschätzung langfristiger Populationstrends. Insgesamt verringerten sich die Bestände und das Areal der Rallenart seit mindestens Ende des 19. Jahrhunderts. Im Rahmen der Kartierungsarbeiten zum europäischen Brutvogelatlas wurden aus mehr als der Hälfte aller beteiligten Länder mit Rallenvorkommen Bestandsabnahmen gemeldet. Dies trifft besonders auf West- und Mitteleuropa zu. Nur in Finnland können seit 1970 Populations- und Arealzunahmen beobachtet werden (KOSKIMIES & DVORAK in HAGEMEIJER & BLAIR 1997). In Deutschland wird die gegenwärtige Bestandsentwicklung als gleichbleibend bei ca. 500-960 BP eingeschätzt. Regional sind die Trends nicht einheitlich, Zunahmen in Hessen und Brandenburg stehen Abnahmen um mehr als 20 % in verschiedenen westlichen und östlichen Bundesländern, u.a. in Sachsen-Anhalt, gegenüber (BAUER & BERTHOLD 1997, DORNBUSCH 1999, WITT et al. 1996). 2015 wurden in Sachsen-Anhalt nur 10-30 BP gezählt.

Gefährdung und Schutz

Eingriffe in den Lebensraum durch die Entwässerung von Feuchtgebieten und die Intensivierung der Landwirtschaft sowie durch Gewässerregulierung und -ausbau gefährden in besonderem Maße den Fortbestand der Art. Gefahren auf dem Zug gehen hauptsächlich von Freileitungen aus, mit denen die Nachtzieher kollidieren können. Die Unterschutzstellung noch vorhandener Brutgebiete, die Renaturierung ehemaliger Habitate und die Schaffung neuer Feuchtbiotope mit flachen Kleingewässern stellen die wichtigsten Schutzmaßnahmen dar. Dazu gehören die Wiedervernässung und extensive Bewirtschaftung früherer Feuchtgrünländer, die Überstauung von Niedermoorflächen und die Vermeidung künstlicher Veränderungen des Wasserregimes während der Brutzeit (BAUER & BERTHOLD 1997, GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1973).

 

Rote Liste Deutschland:                    3 – Gefährdet (5. Fassung, Stand November 2015)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               1 – Vom Aussterben bedroht (3. Fassung, Stand November 2017 Vorabdruck)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2003): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Vogelarten nach Anhang I der Europäischen Vogelschutzrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 223 S.

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