Uhu (Bubo bubo)

Uhu © Lutz DöringUhu © Lutz Döring

Verbreitung

Der Uhu bewohnt mit ca. 20 Unterarten die subarktischen bis subtropischen Zonen Europas, Asiens und Nordafrikas. Das Areal der Art reicht von Nordafrika, Südwest-Europa und Skandinavien bis in den Fernen Osten nach Sachalin und zu den südlichen Kurilen. Südwärts erstreckt sich die Verbreitung bis zur Arabischen Halbinsel, nach Südindien und -china (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1994). Der Uhu fehlt in Europa auf Island, den Britischen Inseln, einigen Mittelmeerinseln, in Westfrankreich sowie in weiten Bereichen der Tiefebenen. Die europäische Population wird derzeit auf ca. 25.000 BP geschätzt, die zu 50 % in Russland und Skandinavien brüten (DONAZAR & KALINAINEN in HAGEMEIJER & BLAIR 1997). In Deutschland wurden Ende der 1960er Jahre besetzte Brutplätze nur noch in den Alpen, im Fränkischen Jura, Fichtelgebirge und Böhmerwald gefunden. Nach Auswilderungsmaßnahmen ist die Großeule heute wieder in allen Mittelgebirgen und in Schleswig-Holstein heimisch (RHEINWALD 1993). In Sachsen-Anhalt werden gegenwärtig der nördliche Harzrand und das Nordharzvorland, die Südharz- und Kyffhäuserregion sowie das Unstruttal besiedelt (WADEWITZ in GNIELKA & ZAUMSEIL 1997). Im Jahr 1999 gelangen die ersten Brutnachweise im LK Merseburg-Querfurt (LEHMANN u.a.) und im inneren Harzgebirge in den Kalksteinbrüchen bei Elbingerode und Rübeland (WADEWITZ in GEORGE & WADEWITZ 2000).

Ökologie und Zugstrategie

Der Uhu besiedelt struktur- und nahrungsreiche Gebiete in Tiefebenen, felsigen Hügellandschaften und Gebirgstälern bis zur subalpinen Stufe. Optimale Habitate liegen in den Randbereichen der Gebirge und in landwirtschaftlich genutzten Haupttälern. Die Art brütet hauptsächlich an Felswänden, Abbrüchen und Steilhängen, häufig in Gewässernähe, und jagt meistens im offenen Gelände (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1994). Die Brutplätze in Sachsen-Anhalt befinden sich vorwiegend an Felsen und Klippen sowie in Steinbrüchen, aber auch in den Bergbaufolgelandschaften, an Gebäuden und auf Bäumen, wo ehemalige Greifvogelhorste genutzt werden (LEHMANN u.a. in GEORGE & WADEWITZ 2000, WADEWITZ 1992, WADEWITZ in GNIELKA & ZAUMSEIL 1997). Der Uhu ist in Europa Standvogel (BEZZEL 1985).

Bestandsentwicklung

Nach 1970 kam es nach den Rückgängen und Arealverlusten des Uhus im europäischen Verbreitungsgebiet während des 19. und 20. Jahrhunderts wieder zum Anstieg vieler Bestände, u.a. in Finnland und Tschechien (DONAZAR & KALINAINEN in HAGEMEIJER & BLAIR 1997). Mitte der 1930er Jahre wurden in den Grenzen des heutigen Deutschland nur noch ca. 50 Paare gezählt (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1994, MEBS 1998). Seit den 1960er Jahren nahmen auch diese Vorkommen durch Schutzmaßnahmen und Wiederansiedlungsprojekte deutlich zu und die Art breitete sich in vorher verwaisten Gebieten wieder aus (BAUER & BERTHOLD 1997). Für das Jahr 1994 werden ca. 630 BP angegeben und die Bestände als stabil bezeichnet (MÄDLOW & MAYR 1996, WITT et al. 1996). Auswilderungsprojekte in Niedersachsen führten im Jahr 1982 zur Wiederbesiedlung Sachsen-Anhalts, nachdem die letzten autochthonen Vorkommen in den 1970er Jahren erloschen waren (WADEWITZ in GNIELKA & ZAUMSEIL 1997). Im Jahr 1995 brüten 10 BP und 1996 11 BP in Sachsen-Anhalt (DORNBUSCH 2002). Eine 2.711 km² große Probefläche im nordöstlichen Harzgebiet wurde 1991 von 18 Revierpaaren (davon elf BP) und 1996 von zehn Revierpaaren (davon sieben BP) besiedelt (WADEWITZ 1997). Im Jahre 2000 wurden in Sachsen-Anhalt 11 BP erfasst (DORNBUSCH 2002). 2015 waren es schon 35-50 BP.

Gefährdung und Schutz

Der Uhu ist früher wie heute durch direkte Verfolgung, Vergiftung, Fang und Aushorstung zur Hüttenjagd bedroht. Dazu kommen steigende Verluste an Freileitungen und durch den Schienen- und Straßenverkehr. Baumaßnahmen an Felsen, wie die Vergitterung zur Steinschlagabwehr, Freizeitaktivitäten und ein verringertes Nahrungsangebot durch die Intensivierung der Landwirtschaft führen zu Brutplatzverlusten und Brutausfällen. Zu den natürlichen Verlustursachen zählen lange, schneereiche Winter und Prädation durch Marder, Steinadler und Krähe (BAUER & BERTHOLD 1997, GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1994, HÖLZINGER 1987, TUCKER & HEATH 1994). Die Sicherung von ungestörten Brutplätzen, an denen der Nachwuchs ohne Verfolgung aufgezogen werden kann, und der Erhalt einer reich strukturierten, extensiv genutzten Kulturlandschaft mit einem hohen Grünland- und Waldanteil als Jagdgebiet gehören zu den wesentlichen Schutzmaßnahmen. Die Schaffung künstlicher Brutnischen sowie die Entschärfung verlustreicher Freileitungen, Strommaste und Verkehrsabschnitte können die Bestände weiter stabilisieren. Die Uhubestände und deren Reproduktion sind im Rahmen eines wissenschaftlichen Monitorings weiterhin zu überwachen (BAUER & BERTHOLD 1997, HÖLZINGER 1987). Die Vor- und Nachteile der durchgeführten Wiederansiedlungsmaßnahmen fassen BAUER & BERTHOLD (1997) zusammen.

 

Rote Liste Deutschland:                    Ungefährdet

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               Ungefährdet

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2003): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Vogelarten nach Anhang I der Europäischen Vogelschutzrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 223 S.

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