Wiesenweihe (Circus pygargus)

Wiesenweihe, Männchen © Lutz DöringWiesenweihe, Männchen © Lutz Döring

Verbreitung

Die Brutverbreitung der Wiesenweihe ist auf die westliche Paläarktis beschränkt. Das Areal erstreckt sich von Nordwest-Afrika, der Iberischen Halbinsel und vereinzelten Vorkommen in Großbritannien bis nach Zentralsibirien. Die nördliche Grenze wird bei 61 ° N in Mittelschweden und Südfinnland erreicht. Die südlichen Vorkommen brüten in den asiatischen Steppengebieten und im Altaivorland. Russland beherbergt gegenwärtig ca. 75 % des europäischen Brutbestandes (26.000-42.000 BP), Portugal, Spanien und Frankreich zusammen ca. 15 % (BEZZEL 1985, KROGULEC in HAGEMEIJER & BLAIR 1997). In Mitteleuropa ist die Wiesenweihe lückenhaft verbreitet mit Dichtezentren in der polnisch-norddeutschen Tiefebene, den Niederlanden sowie in der kleinen ungarischen Tiefebene (GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1989). In Deutschland werden die höchsten Brutpaarzahlen gegenwärtig in der Hellwegbörde (Nordrhein-Westfalen), auf den Mainfränkischen Platten (Bayern) und in den Ost- und Nordfriesischen Marschen Niedersachsens bzw. Schleswig-Holsteins festgestellt (HÖLKER & SPEER in KOSTRZEWA & SPEER 2001). Die ostdeutschen Hauptbrutgebiete in den Peene-, Trebel-, Recknitz-, Havel-, Notte- und Randow- Niederungen haben aufgrund der starken Bestandsrückgänge in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg an Bedeutung verloren (DORNBUSCH 1987, MÄDLOW & MODEL 2000). Das bedeutendste Vorkommen in Sachsen-Anhalt lag im nördlichen Harzvorland, wo zwischen 1977 und 1993 jährlich ein bis fünf Paare brüteten (GÜNTHER 1990, 1991, MAMMEN in GNIELKA & ZAUMSEIL 1997). Im Jahr 1994 konnte seit ca. 100 Jahren der erste Brutnachweis für den Saalkreis erbracht werden (KLAMMER 1997). Während der Feldmausgradation im Jahr 1998 wurden in den südlichen LK Saalkreis, Bitterfeld, Mansfelder Land und Weißenfels an sieben verschiedenen Orten Wiesenweihenpaare festgestellt, wobei an vier Brutplätzen acht Jungvögel flügge wurden (KIESEWETTER et al. 1999). Im Jahr 2000 gelangen fünf Brutnachweise in den LK Weißenfels, Ohrekreis und Altmarkkreis Salzwedel (GEORGE & WADEWITZ 2001).

Ökologie und Zugstrategie

Die Brut- und Nahrungshabitate der Wiesenweihe bestehen hauptsächlich aus gewässerreichen Niederungsgebieten, Hoch- und Flachmooren, Marschen, Dünengebieten sowie weiträumigen Agrarlandschaften. Die bodenbrütende Art errichtet ihre Nester in Verlandungszonen, Mooren, Großseggenrieden, Ackerbrachen und zunehmend in Getreidefeldern, seltener in Heiden, Kahlschlägen und niedrigen Schonungen. Von 30 Horstplätzen, die zwischen 1977 und 1990 im nördlichen Harzvorland gefunden wurden, lagen 16 in landwirtschaftlichen Kulturen (hauptsächlich Wintergerste und Saatgrasland, GÜNTHER 1991). Alle o. g. Brutnachweise nach 1993 erfolgten in Wintergetreideschlägen, größtenteils in Wintergerste, aber auch in Winterroggen und Triticale. Im Gegensatz zur Kornweihe ist die Wiesenweihe ein Langstreckenzieher, deren west- und mitteleuropäischen Populationen in Westafrika südlich der Sahara und die osteuropäischen und asiatischen in Indien, Ost- und Südafrika überwintern (HÖLKER & SPEER in KOSTRZEWA & SPEER 2001). Der Herbstzug setzt Ende Juli/ Anfang August ein und endet im Oktober. Ab Ende März ist mit den ersten Rückkehrern in Mitteleuropa zu rechnen (GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1989).

Bestandsentwicklung

Seit den 1950er Jahren waren in weiten Bereichen des europäischen Verbreitungsgebietes Bestandsabnahmen verbunden mit Arealverlusten festzustellen. In einigen Ländern (u.a. in Deutschland, Spanien, den Niederlanden, Großbritannien und Dänemark) verringerten sich die Bestände um über 50 %. Seit Mitte der 1980er Jahre nehmen die Brutpaarzahlen in den Kerngebieten Russland und Frankreich und in einigen kleinen Populationen (Ungarn, Österreich und Deutschland) zu. Auch in den Niederlanden erholen sich seit 1990 die Bestände (BAUER & BERTHOLD 1997, KROGULEC in HAGEMEIJER & BLAIR 1997). In Deutschland waren es 185-223 Paare (HÖLKER & SPEER in KOSTRZEWA & SPEER 2001), 2005-2009 schätzte man den Bestand auf 470-550 BP. In Ostdeutschland, besonders in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg, sind die Bestände z.T. bis in die 1990er Jahre hinein stark geschrumpft (DORNBUSCH 1987, LUDWIG 1991, MÄDLOW & MAYR 1996). In Brandenburg konnten 1996/97 keine Bruten nachgewiesen werden. Erst 1998 brüteten wieder sieben Paare (RYSLAVY 1999). Im nördlichen Harzvorland konnte ab 1994 kein Brutnachweis mehr erbracht werden (MAMMEN in GNIELKA & ZAUMSEIL 1997). Für Sachsen-Anhalt werden für 1990-1994 ca. sieben BP und für 1995-97 ca. fünf BP angegeben. 1998 wurden 12 BP erfasst, 1999 10 BP und 2000 12 BP (DORNBUSCH 2002, MÄDLOW & MAYR 1996, MÄDLOW & MODEL 2000). 2015 wurden im Bundesland 45-50 BP gezählt.

Gefährdung und Schutz

Die Gefährdungsfaktoren und demzufolge auch die Schutzmaßnahmen für die Wiesenweihe gleichen denen der Kornweihe. Die Art ist ebenfalls durch den Verlust geeigneter Lebens räume bedroht, früher auch durch starke Verfolgung. Mit dem zunehmenden Ausweichen in Getreidefelder als Bruthabitat werden zwar neue Möglichkeiten erschlossen, jedoch sind spät begonnene Bruten durch Bearbeitungs- und Erntemaßnahmen gefährdet. Folgende Schutzmaßnahmen sind für die Erhaltung der Art besonders wichtig: Erhalt und Unterschutzstellung aller naturnahen Brut- und Nahrungshabitate, Wiedervernässung ehemaliger Brutplätze, Einrichtung zusätzlicher Brachflächen, Sicherung der Feldbruten durch Absprache mit den Landwirten, Förderung extensiver Bewirtschaftungsmethoden und verringerter Biozideinsatz sowie Vermeidung von Störungen durch Freizeitakivitäten und Aufstellung von Sitzwarten (BAUER & BERTHOLD 1997, GÜNTHER 1990, HÖLKER & SPEER in KOSTRZEWA & SPEER 2001, HÖLZINGER 1987).

 

Rote Liste Deutschland:                    2 – Stark gefährdet (5. Fassung, Stand November 2015)

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               2 – Stark gefährdet (3. Fassung, Stand November 2017 Vorabdruck)

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2003): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Vogelarten nach Anhang I der Europäischen Vogelschutzrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 223 S.

Projekte

Wiesenweihen-Artenschutzprojekt

In den Jahren 2009 und 2010 führte der NABU-Kreisverband "Westliche Altmark" ein Artenschutzprojekt für die Wiesenweihe durch. Das Projekt hatte das Ziel, die Brutplätze der Wiesenweihe in ihrem Hauptvorkommensgebiet in Sachsen-Anhalt, dem Altmarkkreis Salzwedel, zu schützen und ein landesweites Betreuernetz aufzubauen.

Ausführliche Informationen unter: https://sachsen-anhalt.nabu.de/aktionen-und-projekte/artenschutzprojekte/wiesenweihe/.

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