Zwerggans (Anser erythropus)

Zwerggans © Erni/Fotolia.comZwerggans © Erni/Fotolia.com

Verbreitung

Das Brutgebiet der Zwerggans erstreckt sich über die subarktischen Taiga- und Tundrengebiete Eurasiens von Nordskandinavien bis zum Anadyr in Fernost (BAUER & GLUTZ VON BLOTZHEIM 1990). Die Zwerggans ist lückenhafter und südlicher als die Blässgans verbreitet, mit deren Verbreitungsgebiet es zu Überlappungen kommt (RUTSCHKE 1987).

Ökologie und Zugstrategie

Die Art brütet in der Weiden- und Birkenwaldzone der Waldtundra und bevorzugt bergige bis felsige Hochlagen mit Seen und Bächen. In Lappland werden besonders Bestände der Krautweide (Salix herbacea) in der Nähe von Hochlandseen angenommen. In den Überwinterungsgebieten werden Steppengrasland und Weiden ausgesucht, nur vereinzelt ist die Zwerggans am Meer zu finden (BAUER & GLUTZ VON BLOTZHEIM 1990 BEZZEL 1985, RUTSCHKE 1987, VON ESSEN & MORONZOV in HAGEMEIJER & BLAIR 1997). Die Winterquartiere der Zugvogelart liegen hauptsächlich südlich des Kaspischen sowie im südlichen und westlichen Bereich des Schwarzen Meeres. Davon ausgehend erstrecken sich regelmäßige Überwinterungsgebiete in östliche Richtung bis nach Kasachstan, dem Iran und Nordpakistan. Das Winterareal reicht im Westen über Transkaukasien bis nach Rumänien, Bulgarien, Griechenland und Ostungarn (BAUER & GLUTZ VON BLOTZHEIM 1990). Eine kleine Winterpopulation hat sich nach schwedischen Wiederansiedlungsprojekten in den Niederlanden gebildet (VON ESSEN & MORONZOV in HAGEMEIJER & BLAIR 1997). Die Zwerggänse verlassen ihre Brutgebiete von Ende August bis Anfang September in südöstliche bis südliche Richtung und ziehen über das östliche Europa in die Winterquartiere (BEZZEL 1985). Neuere Untersuchungen belegen, dass ein Teil des kleinen fennoskandischen Brutbestandes durch Deutschland zieht (LORENTSEN et al. 1999). Der Frühjahrszug beginnt meist Ende März/Anfang April. Im Winterhalbjahr kommt es zur Vergesellschaftung mit Saat- und Blässgänsen (BAUER & GLUTZ VON BLOTZHEIM 1990, MOOIJ 2000).

Bestandsentwicklung

Die Zwerggansbestände Nordskandinaviens und Ostsibiriens nehmen seit den 1940er Jahren drastisch ab. Gegenwärtig scheinen auch die westlich des Urals brütenden Bestände zurückzugehen (VON ESSEN & MORONZOV in HAGEMEIJER & BLAIR 1997). Dementsprechend sind auch die deutschen Durchzugs- und Überwinterungszahlen seit Jahrzehnten rückläufig, sodass in den 1990er Jahren nur maximal 50 Exemplare durch Deutschland zogen (MOOIJ 2000). In Sachsen-Anhalt ist die Zwerggans ein sehr seltener Gastvogel (DORNBUSCH 1999). Der Erstnachweis für den Kreis Köthen wurde im Jahr 1982 erbracht (2 Exemplare am 18.10. im NSG Neolith-Teich). Zwischen 1982 und 2000 erfolgten weitere Einzelbeobachtungen von einem Tier bis maximal fünf Tieren im Bereich des EU SPA Wulfener Bruch und Teichgebiet Osternienburg (NSG Neolith-Teich, NSG Wulfener Bruchwiesen und Löbitzsee) (ROCHLITZER 1993, BOUDA, FRÖDE, ROCHLITZER, TODTE in GEORGE & 1997, 2000, 2001). Außerdem wurden im Jahr 1999 eine Zwerggans am Kurzen Wurf bei Klieken durch SCHWARZE und ein mögliches Exemplar an der Untermulde durch Heise und Radtke (in GEORGE & WADEWITZ 2000) festgestellt. Im Jahr 2000 wurden einzelne Vögel bei Wittenberg und auf dem Bergwitzsee sowie vier Exemplare bei Lützen beobachtet (KÖSTER, ALBRECHT & BEICHE, SCHULZ in GEORGE & WADEWITZ 2001).

Gefährdung und Schutz

Die Bestandsabnahme der Zwerggans beruht wahrscheinlich auf Habitatveränderungen in den Überwinterungsgebieten (durch Entwässerung und veränderte Landnutzung) und auf einer zu starken Bejagung. Die nordeuropäischen Brutgebiete sind durch Prädation und in zunehmendem Maße durch menschliche Störungen beeinträchtigt (VON ESSEN & MORONZOV in HAGEMEIJER & BLAIR 1997). Für die Erhaltung dieser Gänseart ist die Schaffung eines internationalen Schutzgebietssystems der wichtigsten Brut-, Durchzugs- und Überwinterungsgebiete unabdingbar, wobei gleichzeitig eine Zurückdrängung der Jagd in diesen Bereichen erforderlich ist.

 

Rote Liste Deutschland:                    Kein Brutvogel in Deutschland

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               Kein Brutvogel in Sachsen-Anhalt

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2003): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Vogelarten nach Anhang I der Europäischen Vogelschutzrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 223 S.

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