Zwergschwan (Cygnus columbianus bewickii)

Zwergschwäne © Axel SchonertZwergschwäne © Axel Schonert

Verbreitung

Der Zwergschwan ist Brutvogel der arktischen Tundrengebiete Nordrusslands und Nordsibiriens. Sein Brutareal erstreckt sich von der Kaninhalbinsel bis zur Kolyuchinbucht in der Tschuktschensee. Es existieren zwei Hauptpopulationen: eine westlich des Urals, deren ca. 18.000 Exemplare in Nordwest-Europa überwintern und eine zweite östlich der Lena mit ca. 30.000 Exemplaren, deren Überwinterungsgebiete in Japan, China und Korea liegen (REES in HAGEMEIJER & BLAIR 1997).

Ökologie und Zugstrategie

Das Bruthabitat umfasst die Flachlandtundra mit zahlreichen Seen und Flüssen nördlich der Baumgrenze. Zur Überwinterung werden flache vegetationsreiche Gewässer wie Lagunen, Strand- und Binnenseen oder überflutete Wiesen aufgesucht (BAUER & GLUTZ VON BLOTZHEIM 1990, RUTSCHKE 1992). Seit Mitte der 1960er Jahre wird verstärkt Ackerland genutzt (REES in HAGEMEIJER & BLAIR 1997). Die europäischen Überwinterungsgebiete befinden sich hauptsächlich in den Niederlanden, in Großbritannien und Irland. In Deutschland tritt der Zwergschwan hauptsächlich als Durchzügler und weniger als Wintergast auf (RUTSCHKE 1992). SCHWARZE (in GEORGE & WADEWITZ 1999) konnte erstmals für Sachsen-Anhalt eine gesicherte Überwinterung vom 08.11.1997 bis 14.02.1998 von zwei individuell am Schnabel kenntlichen Exemplaren im Gebiet Rosslau (Landkreis (LK) Anhalt-Zerbst) nachweisen. Bevorzugte Rastplätze während des Herbstzuges liegen an der Ostseeküste bei der Insel Usedom und im Bereich der vorpommerschen Boddenküste. Auf dem Frühjahrszug werden besonders Überschwemmungsgebiete mitteleuropäischer Flüsse aufgesucht (RUTSCHKE 1992). In diesem Zusammenhang steht auch die bisher größte Zugkonzentration in Sachsen-Anhalt am 14.03.1999 mit 400 Exemplaren in der überschwemmten Tangerniederung bei Elversdorf (LK Stendal) (BRAUN in GEORGE & WADEWITZ 2000). Die international bedeutsamsten Rastplätze für den Zwergschwan in Deutschland sind die Unterelbe und das mittlere Elbetal nördlich von Sachsen-Anhalt. Die entsprechenden internationalen Kriterien der Ramsar Konvention erfüllt auch die Aland-Elbe-Niederung (EU SPA) im Norden von Sachsen-Anhalt (SUDFELDT et al. 1997). Der Abzug der westlichen Teilpopulation aus den arktischen Brutgebieten beginnt gewöhnlich Mitte September. Nach längerer Rast im Bereich des Weißen Meeres wird Karelien gequert und über den Finnischen Meerbusen die Südküste der Ostsee erreicht. Von hier aus er- folgt der Weiterzug in die westeuropäischen Überwinterungsquartiere. Die herbstlichen Maxima an der deutschen Ostseeküste werden zwischen Mitte Oktober und Mitte November beobachtet. Der Frühjahrszug beginnt Ende Februar bis Anfang März. Der Abzug aus den Rastgebieten erfolgt Ende März/Anfang April (RUTSCHKE 1992).

Bestandsentwicklung

Seit Mitte der 1970er Jahre wurde in den europäischen Überwinterungsgebieten ein deutlicher Bestandsanstieg festgestellt, der sich auf dem Mitte der 1980er Jahre erreichten Wert stabilisiert hat (RUTSCHKE 1992, SUDFELDT et al. 1997). Auch REES (in HAGEMEIJER & BLAIR 1997) schätzt die europäische Winterpopulation trotz starker jährlicher Schwankungen in Abhängigkeit vom Bruterfolg als stabil ein. Mit dem Bestandsanstieg ist eine Zunahme der Art im mitteleuropäischen Binnenland verbunden, die sich auch positiv auf Sachsen-Anhalt auswirkt (DORNBUSCH 1999, SCHWARZE 2000). Die maximalen deutschen Winter- und Rastbestände werden für Anfang der 1990er Jahre auf 300-1.000 Exemplare im Januar und 6.000-8.000 (bis max. 11.000) Exemplare im März geschätzt (SUDFELDT 1996).

Gefährdung und Schutz

Besondere Gefahren gehen für rastende bzw. überwinternde Zwergschwäne in Europa von der Trockenlegung und Eindeichung von Überschwemmungsflächen und dem Rückgang submerser Makrophyten durch Gewässerverschmutzung aus (REES in HAGEMEIJER & BLAIR 1997, RUTSCHKE 1992). Als hervorragende Erhaltungsmaßnahme gilt der strenge Schutz der wichtigsten Brut-, Rast- und Überwinterungsgebiete der Art im Rahmen internationaler Schutzabkommen (Ramsar Konvention, Bonner Konvention, Afrikanisch-Eurasisches Wasservogelabkommen, EU-Vogelschutzrichtlinie u.a.). Besonders in den europäischen Rastgebieten müssen großflächige, naturnahe Niederungsbereiche (z.B. an Elbe, Oder und Havel) erhalten werden. National und international müssen die Bestände dauerhaft überwacht werden (RUTSCHKE 1992).

 

Rote Liste Deutschland:                    Kein Brutvogel in Deutschland

Rote Liste Sachsen-Anhalt:               Kein Brutvogel in Sachsen-Anhalt

Literatur

entnommen aus:

Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt (2003): Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt - Die Vogelarten nach Anhang I der Europäischen Vogelschutzrichtlinie im Land Sachsen-Anhalt. Halle (Saale). 223 S.

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