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Verbreitung
Bis auf den amerikanischen Kontinent ist die Zwergseeschwalbe beinahe weltweit verbreitet. Gemieden werden das australische Binnenland, weite Teile des nördlichen Russlands und Zentralchina. In Afrika ist die Verbreitung ebenfalls weitgehend auf die Küsten beschränkt, lediglich zur Überwinterung dringt sie weiter ins Festland vor. Die west- und mitteleuropäischen Populationen sind klein und stark zersplittert. Durch Litauen, Weißrussland und die Ukraine zieht sich die Westgrenze einer großen, zusammenhängenden Brutpopulation, die sich bis weit ins südliche Russland hineinzieht. Deutsche Brutpopulationen gibt es an den Nord- und Ostseeküsten und im Elbegebiet westlich von Hamburg (BIRDLIFE INTERNATIONAL 2012). In Sachsen-Anhalt kann die Zwergseeschwalbe in geringer Zahl rastend an der Elbe und am Helmestausee angetroffen werden (MAMMEN et al. 2013).
Ökologie und Zugstrategie
Die Zwergseeschwalbe brütet im Binnenland und an den Küsten, an weitgehend vegetationslosen Stellen an oder knapp über der Hochwasserlinie. An diesen Standorten sind die Eier und Küken, aufgrund ihrer Tarnfärbung kaum zu erkennen. Die Brutkolonien sind kleiner als die der anderen Seeschwalben-Arten. Männchen und Weibchen bleiben für eine Brutperiode zusammen, brüten aber wegen ihrer ausgeprägten Standorttreue häufig mehrmals mit demselben Partner. Diese Neigung an einem Brutstandort festzuhalten, sorgt auch dafür, dass Zwergseeschwalben an Standorten brüten, die beispielsweise durch Vegetationssukzession ungeeignet geworden sind. Das Nest ist eine Mulde, die mit kleinen Steinchen und Muschelschalen ausgelegt ist. Die Nahrung besteht vorrangig aus Fischen und zeitweise verschiedenen Krebstieren. Daneben werden auch Muscheln und aufs Meer gewehte Insekten gefressen. Die Hauptjagdtechnik ist das Stoßtauchen. Eurasische Zwergseeschwalben überwintern an den Küsten des tropischen Afrikas, die Europäischen vom Senegal bis Ghana. Der Zug in die Winterquartiere beginnt etwa Mitte Juli und zieht sich bis Mitte August. Die Ankunft in den Brutgebieten liegt meist im Mai (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1982).
Bestandsentwicklung
Der weltweite Bestand wird auf 190.000 bis 410.000 Tiere geschätzt. Der Bestandstrend ist negativ. Dennoch gilt die Zwergseeschwalbe gemäß der internationalen Roten Liste als nicht gefährdet („least concern“) (BIRDLIFE INTERNATIONAL 2012). In Deutschland wurden von 2005 bis 2009 600-650 BP gezählt. In Sachsen-Anhalt gab es 2017 erstmals wieder 3 BP, die RL-Kat. „0“ gilt fort, bis die Art im Land in drei aufeinanderfolgenden Jahren gebrütet hat.
Gefährdung und Schutz
Gefährdungsursachen sind der Lebensraumverlust, beispielsweise durch Landgewinnung an Küstenbrutplätzen, Störungen durch Menschen an den Brutplätzen und Umweltgifte wie Quecksilber und DDT. Maßnahmen, welche die Brutkolonien vor menschlichen Störungen schützen, erhöhen den Bruterfolg. Das können beispielsweise Warnschilder und Einzäunungen sein. Zwergseeschwalben profitieren auch von der künstlichen Schaffung von Nistplätzen (BIRDLIFE INTERNATIONAL 2012).
Rote Liste Deutschland: 1 – Vom Aussterben bedroht (5. Fassung, Stand November 2015)
Rote Liste Sachsen-Anhalt: 0 – Ausgestorben oder verschollen (3. Fassung, Stand November 2017 Vorabdruck)
Quellen:
BIRDLIFE INTERNTATIONAL (2012): BirdLife International. 2012. Sternula albifrons. The IUCN Red List of Threatened Species 2012: e.T22694656A38877509. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2012-1.RLTS.T22694656A38877509.en . Downloaded on 02 November 2015.
GLUTZ VON BLOTZHEIM, U. N.; BAUER, K. M. (1982): Handbuch der Vögel Mitteleuropas. 8/II. Bd. Charadriiformes (3. Teil). – Wiesbaden: Aula Verl.
MAMMEN, K. & U.; DORNBUSCH, G.; FISCHER, S. (2013): Die Europäischen Vogelschutzgebiete des Landes Sachsen-Anhalt, Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt, Heft 10/2013.