FFH-Gebiet "Bere und Mosebach südwestlich Stiege"
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Das FFH-Gebiet im Unterharz ...
... besteht aus zwei naturnahen Bachläufen und den angrenzenden Flächen. Im Süden fließt die Bere, welche noch heute teilweise die Grenze zu Thüringen bildet. Im Norden entspringt der Mosebach, eingebettet zwischen Erlen und Bergwiesen. Das Gebiet ist keiner Belastung durch Landwirtschaft ausgesetzt und kann sich naturnah entwickeln.
Die sommerkühlen Gewässer weisen durch die Beschattung des Waldes relativ wenig Vegetation auf. Zu der dort vorkommenden Vegetation gehören die weißblütige Berle (Berula erecta), der filigran anmutende Sumpf-Wasserstern (Callitriche palustris agg.) und der blau blühende Bach-Ehrenpreis (Veronica beccabunga). Dies sind für diesen Lebensraum typische Arten.
An einigen Stellen werden die Bäche von zahlreichen Stauden begleitet. Hierzu zählen unter anderem die aromatische Wasser-Minze (Mentha aquatica), der violett blühende Wald-Ziest (Stachys sylvatica) sowie der Schlangen-Knöterich (Polygonum bistorta).
In den naturnahen Fließgewässern kommen das Bachneunauge (Lameptra planeri) und die Westgroppe (Cottus gobio) vor. Beides sind typische Arten der Mittelgebirgsflüsse. Das Bachneunauge verdankt seinen Namen den 7 Kiemenöffnungen, welche längs zu beiden Seiten des aalähnlichen Fisches verlaufen und wie Augen aussehen. In Gewässernähe brüten Gebirgsstelze (Motacilla cinerea) und Wasseramsel (Cinclus cinclus). Letztere lebt nur an klaren und strömungsreichen Gewässern. Von dort bezieht sie ihre Nahrung. Entweder indem sie pfeilartig in das Wasser eintaucht oder indem sie ihre Flügel nutzt und durch die Strömung an den Grund des Gewässers gedrückt wird, um dort auf der Suche nach Nahrung entlang zu laufen.
Die Borstgrasrasen und Berg-Mähwiesen bieten einer Vielzahl von schönen, nützlichen und seltenen Pflanzen Lebensraum. Das FFH-Gebiet gehört zu den wenigen Gebieten im Harz, in dem die als Heilpflanze bekannte Arnika (Arnica montana) wächst. Aufgrund ihrer entzündungshemmenden und anti-septischen Wirkung nutzt man sie noch heute beispielsweise bei äußeren Verletzungen oder zur Linderung von rheumatischen Schmerzen. Besonders schön anzusehen sind die Blüten der beiden Orchideenarten Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis) und Fuchs‘ Knabenkraut (Dactylorhiza fuchsii). Das Fuchs´ Knabenkraut verdankt seinen Namen dem Medizinprofessor Leonhart Fuchs, welcher es bereits im 16. Jahrhundert in einem seiner Werke bildhaft darstellte.
Einige Flächen in Bachnähe sind im Laufe der Zeit versumpft, wodurch sich Arten wie Sumpf-Bachauge (Potentilla palustris) und der sehr empfindliche Teufelsabbiss (Succisa pratensis) angesiedelt haben. Letzterer ist sehr wichtig, denn er dient den Raupen des Goldenen Scheckenfalters (Euphydryas aurinia) als ausschließliche Nahrungsquelle. Diese seltene und empfindliche Schmetterlingsart ist in den Wiesen rund um den Quellbereich des Mosebachs zu finden. Derzeit läuft ein vom Landschaftspflegeverband Harz initiiertes Projekt, welches sich mit dem Schutz und der Pflege von Habitaten des Goldenen Scheckenfalters im Harz beschäftigt.
Der umgebende Wald und die naturnahen Fließgewässer bilden ein geeignetes Habitat für den Schwarzstorch (Ciconia nigra). Mit etwas Glück kann man diese seltene und scheue Art zwischen den Baumwipfeln oder an den Flussläufen entdecken. Der Schwarzstorch ist gut an seinem größtenteils schwarzen Gefieder zu erkennen.
Die naturnahe Landschaft, die seltenen Naturschutzschätze und die Abgeschiedenheit verleihen dem Gebiet „Bere und Mosebach südwestlich Stiege“ eine besondere Bedeutung für den Schutz von Tier- und Pflanzenarten sowie Lebensräumen und machen es zu einem interessanten Ausflugsziel.