Brambach südwestlich Dessau
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Zwischen Dessau-Kochstedt und Quellendorf ...
... befindet sich ein Feuchtlaubwaldkomplex mit angrenzenden Wiesen und Feuchtgrünland. Da das Gebiet mit einem der ältesten Naturschutzgebiete (1926) Sachsen-Anhalts fast deckungsgleich ist, konnten sich naturnahe Laubwälder mit besonders wertvollen Alt- und Totholzbeständen, die vor allem für zahlreiche Fledermaus- und Käferarten von großer Wichtigkeit sind, ausbilden. Seinen Namen verdankt das FFH-Gebiet dem Brambach, welcher es von Südosten nach Nordwesten durchfließt.
Vorwiegend ist das Gebiet mit naturnahem Laubwald bedeckt. Dabei dominieren in feuchten bis frischen Standorten Stiel-Eiche (Quercus robur), Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus), Winter-Linde (Tilia cordata) sowie Hänge- und Moorbirke (Betula pendula, Betula pubescens).
Besonders bemerkenswert ist das Vorkommen der beiden Orchideen Grünliche und Weiße Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha, Platanthera bifolia).
Die vielen großen und alten Eichen im Gebiet sind der ideale Lebensraum für eine unserer größten heimischen Käferarten. Der Heldbock oder auch Großer Eichenbock (Cerambyx cerdo) genannt, kann bis zu 5 cm lang werden. Er bevorzugt große Eichen, welche gut besonnt sind. Auch der Eremit (Osmoderma eremita), ein schwarzbrauner Käfer mit metallischem Schimmer, mag ein sonniges Plätzchen. Er lebt vor allem auf sehr alten oder schon abgestorbenen Eichen oder auch anderen Laubbäumen. Oft verlässt der Eremit seinen Baum zeit seines Lebens nicht. Die Larven entwickeln sich in, mit zersetztem Holz angefüllten, Baumhöhlen. Diese sogenannten Mulmhabitate sind in Deutschland sehr selten geworden.
Nachts jagen auf der Suche nach Kleinschmetterlingen und anderen Insekten mindestens 13 verschiedene Fledermausarten, wie z.B. die Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus), die Zwerg- und Mückenfledermaus (Pipistrellus pipistrellus, Pipistrellus pygmaeus), der Große Abendsegler (Nyctalus noctula), sowie das Braune und das Graue Langohr (Plecotus auritus, Plecotus austriacus), durch das große Laubwaldgebiet. Ganz besondere wohl fühlt sich hier die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus). Diese in Deutschland stark bedrohte Art bewohnt Alt- und Totholzbäume mit vielen Spalten und loser Borke, hinter die sie sich setzen kann. Hier verbringt sie ruhend die Tage und zieht ihre Jungen auf.
Mit etwas Glück wird man den Mittelspecht (Dendrocopus medius) und den Schwarzspecht (Dryocopus martius) an die alten Eichen pochen hören. Bei den Spechten teilt sich ein Paar das Brutgeschäft, während das Männchen dabei die Nachtschicht übernimmt. Besonders dem Schwarzspecht kommt in den Wäldern eine Schlüsselrolle zu. Die von ihm geschlagenen Höhlen stellen zahlreichen Nachnutzern, z.B. Fledermäusen, die nötige Behausung.
Manche Bereiche entlang des Brambachs sind von einem hohen Grundwasserstand geprägt. Dort hat sich ein Auwald mit Schwarz-Erle (Alnus glutinosa), Gemeiner Esche (Fraxinus excelsior) und Flatter-Ulme (Ulmus laevis) in der Baumschicht, sowie Haselnuss (Corylus avellana), Sumpf-Segge (Carex acutiformis) und dem Großen Hexenkraut (Circea lutetiana) in der Strauch- und Krautschicht gebildet. In diesen Waldbereichen brüten unter anderem auch der Schwarzmilan (Milvus migrans) und der Kranich (Grus grus).
Seit 2007 lebt auch ein Tier, welches seinen Lebensraum selbst aktiv gestaltet, am Brambach. Das größte Nagetier Europas, der Biber (Castor fiber), trägt, indem er das Gewässer anstaut, zur Vernässung in Teilen des FFH-Gebiets bei.
Um die Orchideen-Bestände im Gebiet zu erhalten gibt es seit 2009 ein durch EU-Mittel gefördertes Projekt zur Wiederherstellung und Sicherung von Natura 2000-Lebensräumen und Orchideen-Standorten im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Dessau-Roßlau.
Naturnahe Laubwälder sind leider nur noch selten in Sachsen-Anhalt zu finden. Somit ist der „Brambach südwestlich Dessau“ ein Natura 2000-Gebiet von besonderer Bedeutung für den Schutz und Erhalt seltener Tier- und Pflanzenarten sowie Lebensräumen in Sachsen-Anhalt.